Erich Honegger

Erich Honegger hat sich vor acht Jahren in Pattaya zur Ruhe gesetzt und verbringt jetzt die meiste Zeit im kleinen Restaurant seiner Lebensgefährtin in der Soi Siam Country Club. „Ich ‚arbeite’ hier als Personal Consultant", stellt er sich vor, denn alle seine Bekannten fragen ihn immer wieder um einen guten Rat und Erich kann ihnen damit auch oft dienen. „Dank meiner Freundin habe ich viel über Thailand gelernt und es sind mir hier zum Glück viele negative Erfahrungen erspart geblieben", sagt er.

Erich wurde in Hinwil im Zürcher Oberland geboren und absolvierte nach der Schulzeit eine Lehre als Maschinenschlosser in Winterthur. Daraufhin ging er Anfang der 60er Jahre zur Rekrutenschule der Schweizer Armee und machte dort seine erste Bekanntschaft mit Thailand. Der König und die Königin von Thailand weilten zu einem offiziellen Staatsbesuch in der Schweiz und besuchten auch die Kaserne, in der Erich Dienst tat. „Ich habe die Königin persönlich gesehen", freut er sich noch heute. „Und dazu habe ich sogar noch am gleichen Tag wie Königin Sirikit Geburtstag." Damals erwachte der Wunsch, das Königreich einmal selbst kennen zu lernen und 1985 machte er dann zum ersten Mal hier Urlaub.

Nach seiner Armeezeit arbeitete Erich einige Jahre bei verschiedenen Unternehmen als Servicetechniker im Außendienst und anschließend bei einem Hersteller von Waagen aller Größen und Paternostern für Büroarchive. Ende der 80er Jahre verschlug es ihn schließlich beruflich ins Ausland und er wirkte zwei Jahre lang als Ausbilder für Wartungsinstrukteure für Fliegerabwehrkanonen bei der Armee von Saudi-Arabien. Die Schweizer Firma Oerlikon-Bührle schulte ihn für seine Aufgabe und in Saudi-Arabien war er dann als Zivilangestellter direkt der dortigen Armee unterstellt. Anschließend kehrte Erich in die Schweiz zurück und arbeitete im Bereich der Wasseraufbereitung für Schwimmbäder. Diese Stelle wurde jedoch wegrationalisiert und Erich musste sich nach einer neuen Beschäftigung umsehen.

Schon seit seinem 16. Lebensjahr hatte er in einer Jazzband gespielt und war auch als Amateurmusiker bei Konzerten aufgetreten. Während der Zeit seiner Arbeitslosigkeit übte er dann wieder besonders intensiv und beschloss gemeinsam mit einem Freund nach Spanien zu gehen und dort als Unterhaltungsduo in Hotels aufzutreten. Zu seinem Leidwesen fiel dieses Projekt jedoch ins Wasser und so erinnerte sich Erich an seinen alten Traum Thailand. 1994 bestieg er schließlich das Flugzeug, um für immer ins Königreich auszuwandern. „Ich hatte mir vorher schon das ganze Land gründlich angeschaut um zu sehen, wo ich leben könnte. Pattaya ist für mich ideal, denn hier weiß ich, dass ich alles haben kann, was ich brauchen könnte", erklärt er.

Nachdem er seine thailändische Freundin kennen gelernt hatte, entschloss er sich, gemeinsam mit ihr ein kleines Restaurant vor ihrem Haus in der Soi Siam Country Club zu eröffnen. „Eigentlich ist es eher eine Sozialeinrichtung", lacht er, „denn meine Freundin kocht vor allem für die Angestellten einer nahegelegenen Bar. Auch die Wäsche wäscht sie für die Mädchen." Jeden Morgen fährt er auf den Markt und kauft frische Nahrungsmittel und dann bleibt er die meiste Zeit im Restaurant oder beschäftigt sich mit seinem Computer und surft im Internet. „Ich bin seither nicht in die Schweiz zurückgekehrt, doch über das Internet habe ich noch immer sehr engen Kontakt", sagt er. 35 Jahre lang war er im Außendienst beschäftigt und reiste durch die ganze Schweiz. „Wenn ich jetzt dort Urlaub machen würde, käme mir nur die Arbeit in den Sinn."

Besonders froh ist Erich über seine Freundin, die das Restaurant allein führt und sehr wirtschaftlich denkt. „Nur einmal bat sie mich um 6.000 Baht und als ich fragte, wozu sie das Geld denn benötigt, meinte sie einfach: ‚Ich will einen Lastwagen mieten, um meine Möbel in mein Haus zu bringen.’", erzählt er. Da fiel Ernst aus allen Wolken, denn er erfuhr, dass seine Freundin klammheimlich gemeinsam mit einer Freundin ein Haus in Udon Thani gebaut hatte. „Zur Zeit ist sie jetzt dort oben und baut Reis an", lacht er.

Er selbst hatte schnell erkannt, dass er in Thailand nicht mehr arbeiten wird, da es für Jazzmusik kaum Nachfrage gab. „Ich hatte noch 8 Jahre bis zur Pensionierung, da habe ich einfach meine ganzen Ersparnisse durch acht geteilt und entsprechend gelebt", sagt er. Doch so schnell wie möglich lernte er Thai, damit er alle Botengänge bei Ämtern selbst erledigen konnte. Seit einem Jahr ist Ernst jetzt offiziell in Rente und genießt zufrieden seinen Lebensabend.