Liebe Tante Frieda,

Ich wohne und arbeite schon ein Jahr in Bangkok, eine Superstadt, viel zu erleben, es gefällt mir sehr gut. Ich habe keine feste Freundin, denn ich möchte mich nicht binden und die Zeit hier intensiv nutzen. Oft habe ich auch einfach zu viel zu tun als dass ich mich noch um die Pflichten einer Beziehung kümmern könnte. Das ist alles in Ordnung, aber oft schauen mich Leute auf einer Party oder einem Treffen überrascht an und fragen, warum ich denn keine Freundin habe. Und dann kommt immer gleich einer und fragt: „Bist du vielleicht schwul?" Das geht mir furchtbar auf die Nerven, oft sage ich gar nichts darauf, manchmal werde ich aber auch richtig wütend, was ich ja hier in Thailand nicht sollte. Kannst du mir einen Rat geben, was ich darauf erwidern könnte?
Schlagfertiger

Lieber Schlagfertiger,
ich glaube nicht, dass diese Frage allein daher kommt, dass du keine Freundin hast. Vielleicht bist du einfach zu freundlich, zu zahm, zu wenig Macho und man erwartet von dir, deine Männlichkeit zu beweisen. Wenn es sich bei dem Neugierigen um einen Mann handelt, bringt dich der freche Griff ans Knie und die Gegenfrage „Was, du auch?" deshalb sicher nicht weiter. Bei einer Frau könntest du ja noch antworten „Keine Angst Schätzchen, mit dir gehe ich nächste Woche aus". Am besten ist allerdings wie immer die Vorbeugung: Verhalte dich einfach wie ein richtiger Mann, immer viel Bier, die Beine breit und viele Komplimente, auch wenn sie nichts taugen. Und wenn du die dummen Frager richtig verwirren willst, nimm am besten immer gleich drei hübsche Frauen mit auf die Partys.
Liebe Tante Frieda,
ein Bekannter von mir ist seit einiger Zeit überhaupt nicht mehr ansprechbar und interessiert sich für nichts mehr. Das heißt, er interessiert sich nur noch für eines und das ist, jeden Abend in eine dieser Bars auf der Walking Street zu gehen und sich die Frauen anzuschauen. Da sitzt der dann den ganzen Abend, trinkt sein Bier und glotzt. Ich frage mich, wo das enden soll, er muss doch total verdummen. Kannst du mir nicht einen Rat geben, wie ich ihn davon abbringen kann?
Fürsorglicher

Lieber Fürsorglicher,
der arme Kerl, hat keine Hobbys. Sammelt keine Briefmarken, geht nicht Angeln, sieht nicht fern, spielt keine Computerspiele und beschäftigt sich auch sonst weder intellektuell noch selbsterfüllend? Das ist doch herzzerreißend. Oder nicht? Während ich meine Tischdecken häkele, habe ich immer genug Zeit, mir über die Eigenarten unserer lieben Mitmenschen und vor allem der lieben Briefeschreiber zu wundern. Gibt es nicht genug Zeitvertreib, mit dem man, wie das Wort schon sagt, einfach die Zeit totschlägt, als dass du dich über die Eigenheit deines Bekannten sorgen müsstest? Der eine sieht sich eben eine Seifenoper und der andere halbnackte Frauen an, na und? Sicher wird das eine als sozial angepasst und verträglich und das andere als pervers angesehen, doch frage ich mich immer, wer diese Kategorien setzt und zu welchem Zweck. Gerade hier in Pattaya sollte doch klar werden, dass alle ihr Leben so leben können müssen wie sie wollen und alle sich um ihr eigenes kleines Schicksal kümmern sollten, bevor sie sich über andere auslassen. Lade deinen Bekannten zu anderen Aktivitäten ein und wenn er keine Lust hat, geht er eben in seine Bar. Wenn es dich stört, ist es an dir, dir andere Bekannte zu suchen.