Gibt es tatsächlich einen Krieg der Generationen? Das
derzeitige Getöse im Blätterwald könnte es uns fast glauben lassen.
Angefangen hat alles mit dem cleveren Jung-Unionisten Phillip Missfelder,
der das Sommerloch geschickt nutzte mit ein paar provozierenden Sätzen, die
das Anspruchsdenken der „Alten" in die Schranken weisen sollten. Gar
zu sehr ausgebeutet fühlte sich der junge Mann angesichts der finanziellen
Lasten, die auf seinen Schultern ruhten. Sicher hatte er damit nicht ganz
unrecht.
Denn weil die Deutschen immer älter werden, der
Nachwuchs aber immer spärlicher in die Welt gesetzt wird, kommt es ja
tatsächlich zu einer langfristigen Schieflage des sozialen Netzes. Doch
statt inhaltlicher Auseinandersetzungen gibt’s auch in diesem Fall nur
Gezeter und Geschrei. Rette seine Pfründe, wer kann – an einem echten
Ausweg aus dem Dilemma hat keiner echtes Interesse. Denn dann müssten ja
alle ein paar (mehr) Federn lassen – und daran liegt vor allem keinem
Politiker, weil’s ja Wählerstimmen kosten könnte…
Dabei kann Durchgreifen sogar Sympathie bringen, wie
Hamburgs erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) letzte Woche erfuhr. Dem
war am Dienstag früh der Kragen geplatzt, als ihn sein Koalitionspartner
und Innensenator Ronald Schill dreist zu erpressen versuchte. Der
Rechtsausleger Schill hoffte, seinen Affären-geplagten Staatsrat
Wellinghausen mit einer Drohung retten zu können: Zur besten TV-Zeit am
Abend wollte Schill von Beust als Homosexuellen anprangern, der zu allem
Überfluss noch seinen angeblichen Bettpartner Dr. Kusch zum Justizsenator
gemacht habe.
Daraufhin entließ Beust nicht nur Wellinghausen sondern
gleich noch Schill dazu – und erntete Jubel von allen Seiten. Die Szene
versammelte sich spontan zur großen „Schill-Out-Party" und selbst in
Bezirken wie Harburg oder Wilhelmsburg, wo Schills Partei bei der letzten
Wahl auf über 20 Prozent gekommen war, knallten einige Sektkorken. Denn u.
a. hatten sich dorthin viele Junkies verzogen, als sie aus dem
Bahnhofsviertel vertrieben worden waren. So hatte man sich Schills Lösung
des Drogenproblems nun auch nicht vorgestellt…
Mit zwei Tatsachen muss sich Hamburgs Bürgermeister nun
aber abfinden. Zwar hat von Beust bis heute nie so etwas gesagt wie: „Ich
bin schwul, und das ist auch gut so…" Behauptet wird es aber nun
sogar in seriösen Blättern wie Süddeutsche Zeitung oder Spiegel. Und: die
rechte Koalition in Hamburg steht vor einer Zerreißprobe, die in
verzeitigen Neuwahlen enden könnte.
Im Fernsehen treibt derweil die „Ostalgie"
seltsame Blüten. ZDF, MDR, Sat1, und RTL überbieten sich gegenseitig mit
Shows, die die DDR zum „Kessel Buntes" verklären. Ganz nach dem
Motto „Weißt du noch…" werden Broiler, Club Cola und DDR-Größen
aus Show und Sport vor die Kamera gezerrt zum seligen Erinnern. Ja, ja war
alles ganz schön bunt und lustig im ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat
– und weit und breit von Gängelung und Repressalien keine Spur mehr. Doch
die Quote stimmt, und deshalb heißt das neue Motto der Sender wohl: „Vorwärts
nimmer, rückwärts immer".
Seine Premiere als Kommentator hatte der Kaiser beim ZDF.
Zum Freundschaftsspiel Deutschland gegen Italien gab Franz Beckenbauer den
freundlichen TV-Onkel, der sich nicht festnageln lässt. Im leicht
ermüdenden Ton einerseits und andererseits hätte man sich etwas mehr Mut
zum Risiko gewünscht.
Mut zur Heimat zeigen seit Neuestem die Metropolen-Kids
von Hamburg bis München. Statt der im Sommer noch angesagten coolen
Sprüche prangen jetzt Stadtwappen auf den T-Shirts. Und in Hannover lettert
man sich mit neuem Selbstbewusstsein sogar „Kanzlerstadt" vor die
Brust.
Nach dem Käfer läuft und läuft nun der Golf – diese
Woche wurde die 5. Generation in die Freiheit entlassen. Grund genug für
Wolfsburgs Bürgermeister Rolf Schellecke seine Stadt mal flugs in Golfsburg
umzubenennen. Da täten sich die Münchner schwer, BMsdW ähnlich zu
huldigen…