Franz Schmid
„Na kein Wunder, dass es hier auf Erden drunter und
drüber geht", sagte mein Freund, ein eingefleischter Hobby-Astronom,
Astrologe und Schwarzseher, „das ist alles der Einfluss vom Mars".
Mein Freund Fritz steht mit dieser Meinung nicht alleine da, denn viele
namhafte Astrologen in der ganzen Welt befürchten das Schlimmste, seit der
Mars der Erde so nahe kam wie vor 60.000 Jahren.
Nicht umsonst heißt der Kriegsgott in der römischen
Mythologie Mars. Könnte es also sein, dass seine Annäherung schlechten,
bösen, kriegerischen Einfluss auf die Menschheit hat?
Ob es nun Astrologen oder Astronomen sind oder kluge
Leute, die in der Kunst des Feng Shui bewandert sind, alle, speziell im Raum
Asien, sagen eine düstere Zukunft voll Blut und Gräueltaten, voll
Naturkatastrophen und Dilemma voraus. Manche dachten, dass am 27. August,
dem Tag, an dem man von der Erde aus nur lockere 55.760.220 Kilometer vom
Mars entfernt war, die kosmische Katastrophe an der Türschwelle stand.
Speziell die Inder sagen finstere Zeiten voraus. Nach
Meinung einiger sollen die Turbulenzen bis Ende September andauern, während
andere der Meinung sind, dass die Schwierigkeiten und Gefahren bis
mindestens Anfang Dezember andauern werden. Einige vermuten, dass es blutige
Aufstände geben wird und die Erde von Revolutionen, Terrorakten und anderen
schrecklichem Unglück gebeutelt werden würde. Das läge aber auch am
imaginären bösen Planeten Rahu, der in einer schlechten Position
zum Mond, zum Mars und zum Saturn stünde. Von besonders Eingeweihten des
Universums wird sogar behauptet, dass die Autobombe in Bombay, die über 50
Menschen tötete, keineswegs der Akt von militanten islamischen Gruppen
gewesen sei, sondern vielmehr das Tun des Mars. Und auch die Panik, die in
Indien während dem heiligen Hindu Fest ausgebrochen war, als Tausende Inder
im heiligen Godavari Fluss ein rituelles Bad nehmen wollten, sei vom Mars
gesteuert gewesen. Anscheinend muss der etwas gegen die Inder haben!
Die Chinesen prophezeien allerdings auch Schlimmes. Sie
sagen schreckliche Erdbeben, Stürme, Taifune, dramatische Temperatur- und
Klimawechsel voraus, die vielen Tausenden Menschen das Leben kosten werden,
und behaupten, dass die kürzlich stattgefundene Hitzewelle in Europa
bereits eine Vorschau auf das war, was wir noch zu erwarten haben.
Auch die Weisen Thailands haben Befürchtungen.
Allerdings drücken sie sich nicht ganz so drastisch aus. Sie glauben, dass
der Marseinfluss die Menschen nervös und gereizt machen wird und sie in
leicht aufflammende Streitlust versetzt. Deshalb warnen sie und bitten die
Menschen, ihre Gefühle im Zaum zu halten und unnötige Emotionen zu
unterdrücken.
Also Leute, lasst uns friedlich sein und versuchen dieser
große Gefahr auszuweichen. Lasst uns, anstatt zu streiten, lieber nachts
den Sternenhimmel betrachten und sich an dem orange-goldenen Licht des
allmächtigen Mars erfreuen. Schließlich ist Mars der Planet, der der Erde
am ähnlichsten ist.
Moment mal! Könnte es deshalb sein, dass er als
kriegerisch verschrien ist?