E-mail aus München

Von Nicola Hahn

Was ist nur mit unseren Sportlern los?! Schumi lässt sich überrunden, die Leichtathleten straucheln bei der WM in Paris reihenweise über Formtiefs und andere Widrigkeiten, Jan Ullrich sagt den Rad-WM-Start schon mal im Vorfeld ab… Und Wladimir Klitschko haut seinen argentinischen Gegner Fabio Moli zwar nach 99 Sekunden aus dem Ring, muss sich dafür aber trotzdem vom Publikum in der Münchner Olympiahalle auspfeifen lassen. Weil das für bis zu 1000 Euro (!) Eintrittspreis mehr für sein Geld sehen wollte.

Gut, dass wenigstens die Ruderer bei der WM in Mailand für Lichtblicke sorgten. Und ein kleiner aufrechter Fußballverein im hohen Norden. St. Pauli, der anfangs der Sommerpause noch ganz am Ende schien. Und dem die Fans in einer einmaligen Rettungs-Kampagne den finanziellen Klassenerhalt in der Regional-Oberliga sicherten. Stolz trägt der Hamburger nun ein etwas fäkal-braunes „Retter"-T-Shirt durch die Gegend, auf dem vorne rund um das Vereins-Emblem „Weltpokalsiegerbesieger" prangt. Ein Ehrentitel aus besseren Zeiten des Vereins, als es einst mal am Millerntor gelang, den FC Bayern zu schlagen. Shirt-Verkauf, Benefiz-Konzerte und -Partys brachten weit schneller als erwartet die fehlenden Millionen für den Lizenzerhalt in die Vereinskasse. Schließlich hatte sich für die Party-Spektakel (u. a. „Saufen für St. Pauli") eine illustere Unterstützerriege aus Comedians, Szene-Bands und Lokal-Matadoren gefunden.

Doch so richtig war den Pauli-Fans zu Beginn der Saison nicht mehr zum Feiern zu Mute. „Bei St. Pauli ist alles möglich, nur kein Sieg…" orakelte die „Morgenpost" schon, als der Elf dann endlich doch ein selbiger gelang. Und am Dienstag konnten die Fans in der wahrhaft letzten Minute endlich jubeln, als der Kultverein Bundesliga-Absteiger Bielefeld nach Elfmeterschießen mit 4:3 aus dem DFB-Pokal warf. Vielleicht wird doch noch alles gut an der Waterkant.

Große Hoffnungen weckt auch Dirk Nowitzki. Der Basketball-Star soll Deutschland ab Freitag zum Europameister körben. Lange stand sein Einsatz auf der Kippe, weil er an einer Bänderdehnung laborierte – und statt des gezielten Korbwurfs nur seine Autogramm-Hand trainieren konnte. Denn wo immer der lange Blonde hierzulande auftaucht, ist Dirkie von Massen schwärmender (Teenie-)Fans umringt.

Und auch neue Pop(p)-Stars werden wieder gesucht. Auf RTL startete gerade die zweite Staffel von „Deutschland sucht den Super-Star" mit der bewährten Jury um „Herbergsvater" Dieter Bohlen. Die pikantere Variante bietet allerdings der Bezahlsender Premiere. Dort will eine Sexperten-Crew den ersten deutschen Popp-Star küren. Der muss statt singen nur stöhnen und strippen können, um schließlich einen Vertrag als Pornodarsteller zu erringen. Mit in der Jury: der unvermeidliche Jürgen Drews, der zur Zeit auch seine eigene „Peepshow" auf RTL 2 hat. Nach dem MTV-Vorbild der Osbournes lässt der Kornfeld-Sänger die Kameras in sein oft ziemlich banal-peinliches Privatleben blicken. Mal fährt er am Mallorca-Strand seine Frau an, sie solle doch endlich mal den Busen blank ziehen. Mal gebärdet er sich als schwer pubertärer Fan im Elton-John-Konzert…

Wo wir gerade beim Sex waren: Leider gibt’s in diesem Zusammenhang auch eine schlechte Nachricht. Unser schönes Pattaya geistert mal wieder durch deutsche Schlagzeilen. Wegen Uwe Jürgen W., der im „Sündenpfuhl Pattaya"(natürlich, wo sonst?!) ein 11-jähriges Mädchen über ein Jahr lang missbraucht haben soll. Zu den in diesem Fall obligaten Fotos mit Thai-Schönheiten im Arm und bei der Verhaftung, prangen großlettrige Überschriften à la „Jetzt jammert der Kinderschänder im Thai-Knast". Ja, in diesen Tagen feiern alle gängigen Vorurteile wieder mal fröhliche Urstände in der Volksseele. Wundern Sie sich also nicht, dass Sie im Deutschland-Urlaub bei Nennung Ihrer Wahlheimat sehr schräg angeschaut werden…