E-mail aus München

Von Nicola Hahn

Friede, Freude, Völler. Nach dem 2:1 über Bertis Schotten ist alles wieder paletti. Tante Käthe gab sich verbindlich im Interview mit Waldemar Hartmann. Und der fragte zum Schluss ganz artig an, ob er sich denn nun ein Weißbier genehmigen dürfe. Und natürlich wurde auch abschließend festgestellt, dass Sportreporter grundsätzlich nicht trunken ihren Dienst versehen… Weil es der Versöhnungsgesten noch nicht genug war, ließ sich der inzwischen wieder Ex-„Rüpel-Rudi" am Montag auch noch vom Talk-Freund der Nation, Reinhold Beckmann, einvernehmen. Tat dabei ganz erstaunt, wie weit die Kreise waren, die sein Ausbruch Wellen schlug. Und gab auch noch ganz klein bei, dass die Leistung seiner Truppe in Island tatsächlich nicht das Gelbe vom Ei gewesen sei.

Also weiter zum nächsten Aufreger. Die Terrorangst geht wieder um in deutschen Landen. Doch dieses Mal droht sie nicht diffus durch El Kaida, sondern – schon fast vergessen – gärt es wieder mal im braunen Sumpf. Erst hob die bayrische Polizei ein Waffen- und Sprengstoffarsenal bei einer Neonazi-Gruppe aus. Dann wurde bekannt, dass es einen Anschlag auf die Grundsteinlegung des jüdischen Gemeindezentrums in München geben sollte – ausgerechnet am 9. November und in Anwesenheit des Bundespräsidenten. Und dann gab es am vergangenen Samstag eine Bombendrohung, die den Düsseldorfer Flughafen für Stunden lahm legte. Ausgerechnet am letzten Ferienwochenende in Nordrhein-Westfalen und damit einem der verkehrsreichsten Tage dort.

Nur der IAA kann der Terror dieses Jahr nichts anhaben. Obwohl sie wie vor zwei Jahren ausgerechnet am 11. September startete, strömt das Publikum in Scharen. Gleich am ersten Messe-Wochenende gab es deshalb ein riesiges Verkehrschaos. Weil U- und S-Bahn streikten, mussten alle Auto-Fans mit ihrem Lieblingsvehikel anreisen. Und blieben prompt im Stau stecken. Das soll aber kein böses Omen für die viel beschworene Konjunktur sein. Denn dass diese kräftig durch die Neuheiten der Autobauer angeschoben werde, erhoffen sich nicht nur die Politiker.

Reichlich Geld eingespielt dagegen haben bereits die „Jahrhundert-Hits". Die ARD stellte am Samstag die Songs vor, die in Deutschland im 20. Jahrhundert die meisten Scheiben verkauft hatten. Und dann durfte das TV-Publikum mal wieder mit dem Telefon abstimmen, welcher Titel ihnen am besten gefiel. Ergebnis: Freddy Quinns „La Paloma" landete vor Beatles „Yesterday" auf Platz 1. Und schon tobte wieder der Generationenkonflikt in der Debatte um dieses Ergebnis: Für die älteren ging es voll in Ordnung, für die jüngeren, na ja.

Gespalten wird die Nation auch beim Sommerhit 2003. In bestem Sommer-Sonne-Happy-Pop tönt es unterhalb der Mainlinie „Ab in den Süden…" aus den Radios. Zwischen Harz und Nordsee heißt der gleiche Refrain „Ab in den Norden…" (trotzig gefolgt von der Zeile „Die Sonne scheint auch hier" – was dieses Jahr ja tatsächlich stimmt). Noch nicht ganz klar ist, ob die Hessen mit „Ab durch die Mitte…" vollgedröhnt werden.

Zum Schluss noch eine kleine Warnung: Wenn Sie das nächste Mal mit Deutschlands höchstem Berg angeben wollen, müssen Sie ab sofort etwas tiefer stapeln. Das neue amtliche Messergebnis lautet: 2962 Meter – also zwei Meter weniger als bisher bekannt. Grund: Bei allen bisherigen Messungen wurde der Querbalken des Gipfelkreuzes angepeilt. Und der ist nun mal besagte zwei Meter höher, als der eigentliche Berg. Ordnung muss sein!