E-mail aus München

Von Nicola Hahn

Ozapft is! Die Lederhosen- und Dirndl-Dichte in der Bayernmetropole hat wie jedes Jahr sprunghaft zugelegt. Bei herrlichen, sonnigen 30 Grad drosch Münchens Oberbürgermeister Ude am Samstag Punkt 12 Uhr in drei knappen Schlägen den Zapfhahn ins Spundloch. Und die heurige Wiesn hatte bisher nicht nur Rekordwetter zu bieten: 560 000 Maß Bier gingen am Samstag über die Tresen, 9 Ochsen und ungezählte Hendl wurden dazu verspeist. Und (Horrror) in der „Bräurösl" ging gegen Abend das Mineralwasser aus. Über eine Million Besucher wälzten sich am ersten Wochenende durch die Zeltstraßen und vorbei an den Fahrgeschäften.

Ob’s am Oktoberfest oder am Sommerwetter lag, dass am Sonntag nur etwa jeder zweite Bayer an die Wahlurnen ging?! Mit 57,3 Prozent (vor vier Jahren waren es noch 69,8 Prozent) rutschte die Wahlbeteiligung jedenfalls auf einen historischen Tiefststand. Und bescherte unserem Stoiber Edi und seiner CSU die 2/3 Mehrheit. Auf satte 60,7 Prozent brachten es die Christsozialen, die SPD verlor gute 9 Prozent und musste sich mit mageren 19,6 Prozent begnügen (Grüne 7,7, FDP 2,6, Freie Wähler 4,0). Das Ergebnis fiel auch deswegen so klar aus, weil anscheinend vor allem SPD-Wähler (eine gute Million) lieber zur Sonne, zur Freizeit strebten statt in die Wahllokale. Nun ist Stoiber jedenfalls gar nicht mehr zu stoppen und will wohl noch mal das Kanzleramt in Angriff nehmen.

Eine Schreckensmeldung konnte die „Mir san mir"-Stimmung unter weiß-blauem Himmel nur kurz trüben (nein, nicht die Bindehaut-Entzündung von Olli Kahn): Drei Tage vor dem Oktoberfest wurden die Brauereien Spaten, Franziskaner und Löwenbräu an die belgische Interbrew verschachert. Nun fließt kaum noch Münchner Bierertrag in deutsche Kassen, denn bereits vor zwei Jahren gingen Paulaner und Hacker Pschorr (zusammen mit Kulmbacher) an den holländischen Heineken-Konzern. Egal, Hauptsache der Gerstensaft bleibt rein – oans, zwoa, gsuffa…

So heimlich still und leise wie Udo Jürgens vor vier Jahren seine Corinna ehelichte (und dies erst in diesen Tagen öffentlich wurde), so heimlich still und leise ließ sich Außenminister Joschka Fischer neulich von seiner vierten Ehefrau Nicola Leske scheiden. Damit ist der Vorzeige-Grüne dem Kanzler mal wieder eine Nasenlänge voraus. Zwar gibt’s um die Schröders auch immer mal wieder feine Gerüchte. Doch die haben als Demonstration des Eheglücks gerade die Familie mediengerecht um einen kleinen Hund erweitert.

Innerparteilich bewegt Schröder die Frage, ob der unbequeme Oskar Lafontaine tatsächlich wieder in die aktive Politik zurück kehrt. Lafo scharrt in Saarbrücken bereits mit den Hufen. Berlin bewegt in diesen Tagen jedoch vor allem die Präsidenten-Frage. Johannes Rau will ja nicht mehr antreten nächstes Jahr – und nun fordern viele mal wieder eine Frau fürs höchste Staatsamt. Zur Zeit vorn im Rennen: Rita Süßmuth. Aber schaun mer mal...

Zuerst präsentieren wir noch den Text zum Wiesn-Lied 2003, damit Sie alle mitsingen können bei einer sauberen Maß.