Ozapft is! Die Lederhosen- und Dirndl-Dichte in der
Bayernmetropole hat wie jedes Jahr sprunghaft zugelegt. Bei herrlichen,
sonnigen 30 Grad drosch Münchens Oberbürgermeister Ude am Samstag Punkt 12
Uhr in drei knappen Schlägen den Zapfhahn ins Spundloch. Und die heurige
Wiesn hatte bisher nicht nur Rekordwetter zu bieten: 560 000 Maß Bier
gingen am Samstag über die Tresen, 9 Ochsen und ungezählte Hendl wurden
dazu verspeist. Und (Horrror) in der „Bräurösl" ging gegen Abend
das Mineralwasser aus. Über eine Million Besucher wälzten sich am ersten
Wochenende durch die Zeltstraßen und vorbei an den Fahrgeschäften.
Ob’s am Oktoberfest oder am Sommerwetter lag, dass am
Sonntag nur etwa jeder zweite Bayer an die Wahlurnen ging?! Mit 57,3 Prozent
(vor vier Jahren waren es noch 69,8 Prozent) rutschte die Wahlbeteiligung
jedenfalls auf einen historischen Tiefststand. Und bescherte unserem Stoiber
Edi und seiner CSU die 2/3 Mehrheit. Auf satte 60,7 Prozent brachten es die
Christsozialen, die SPD verlor gute 9 Prozent und musste sich mit mageren
19,6 Prozent begnügen (Grüne 7,7, FDP 2,6, Freie Wähler 4,0). Das
Ergebnis fiel auch deswegen so klar aus, weil anscheinend vor allem
SPD-Wähler (eine gute Million) lieber zur Sonne, zur Freizeit strebten
statt in die Wahllokale. Nun ist Stoiber jedenfalls gar nicht mehr zu
stoppen und will wohl noch mal das Kanzleramt in Angriff nehmen.
Eine Schreckensmeldung konnte die „Mir san
mir"-Stimmung unter weiß-blauem Himmel nur kurz trüben (nein, nicht
die Bindehaut-Entzündung von Olli Kahn): Drei Tage vor dem Oktoberfest
wurden die Brauereien Spaten, Franziskaner und Löwenbräu an die belgische
Interbrew verschachert. Nun fließt kaum noch Münchner Bierertrag in
deutsche Kassen, denn bereits vor zwei Jahren gingen Paulaner und Hacker
Pschorr (zusammen mit Kulmbacher) an den holländischen Heineken-Konzern.
Egal, Hauptsache der Gerstensaft bleibt rein – oans, zwoa, gsuffa…
So heimlich still und leise wie Udo Jürgens vor vier
Jahren seine Corinna ehelichte (und dies erst in diesen Tagen öffentlich
wurde), so heimlich still und leise ließ sich Außenminister Joschka
Fischer neulich von seiner vierten Ehefrau Nicola Leske scheiden. Damit ist
der Vorzeige-Grüne dem Kanzler mal wieder eine Nasenlänge voraus. Zwar
gibt’s um die Schröders auch immer mal wieder feine Gerüchte. Doch die
haben als Demonstration des Eheglücks gerade die Familie mediengerecht um
einen kleinen Hund erweitert.
Innerparteilich bewegt Schröder die Frage, ob der
unbequeme Oskar Lafontaine tatsächlich wieder in die aktive Politik zurück
kehrt. Lafo scharrt in Saarbrücken bereits mit den Hufen. Berlin bewegt in
diesen Tagen jedoch vor allem die Präsidenten-Frage. Johannes Rau will ja
nicht mehr antreten nächstes Jahr – und nun fordern viele mal wieder eine
Frau fürs höchste Staatsamt. Zur Zeit vorn im Rennen: Rita Süßmuth. Aber
schaun mer mal...
Zuerst präsentieren wir noch den Text zum Wiesn-Lied
2003, damit Sie alle mitsingen können bei einer sauberen Maß.