Professor Dr. Günter Faltin

Unternehmertum ist im deutschen Sprachgebrauch ein Fremdwort und deshalb wird Günter Faltin dort auch als „Experte für Entrepreneurship" bezeichnet. Professor Dr. Günter Faltin hat viele Jahre damit zugebracht, die Vorteile des Unternehmertums aufzuzeigen. Doch Günter ist nicht einfach ein Wissenschaftler am Schreibtisch, sondern will seine Ideen immer gleich in die Tat umsetzen. Und so kam der Professor der Freien Universität Berlin nach Chiang Mai.

Günter wurde in einer bayerischen Kleinstadt geboren. Die Schule sagte ihm nicht zu und deshalb beschäftigte er sich immer mehr mit seinem ungewöhnlichen Hobby: der Wirtschaft. Als Günter 14 Jahre alt war, investierte er sein Taschengeld in Aktien und seine Lehrer schüttelten nur mit dem Kopf. „Ich war nicht besonders erfolgreich", meint er heute gelassen. „Ich musste mir alles selbst aneignen und da waren Fehler natürlich unvermeidbar."

Nach dem Schulabschluss gab es überhaupt keine Frage, dass Günter Wirtschaftswissenschaften studiert. Doch der junge Kleinanleger stellte überrascht fest, dass das Studium genauso langweilig war wie die Schule. Und so kam er schnell zum Schluss, dass die Lehre geändert werden musste. In dieser Zeit der „antiautoritären" Unruhen an den Unis fand er damit unter den Studenten begeisterte Zuhörer. Trotz aller Kritik schloss er sein Studium nicht nur ab, sondern machte anschließend auch noch seinen Doktor und begann dann selbst zu lehren. Seine harsche Kritik machte ihn bei den Studenten sehr beliebt und brachte ihm den Hass einiger seiner Kollegen ein. Doch Günter arbeitete an der Freien Universität Berlin, die für ihre aufmüpfige Ausrichtung geradezu verrufen war und so erhielt der junge Wissenschaftler schließlich sogar eine Professorenstelle.

Damals war Günter gerade 31 Jahre alt. „Ich stellte plötzlich fest, dass ich jetzt beim Wort genommen wurde und meine Ideen auch in die Tat umzusetzen hatte. Als Wirtschaftswissenschaftler wollte ich natürlich eine neue Geschäftsidee entwerfen und gründete deshalb mein eigenes Unternehmen. Ich wollte zeigen, dass es besser geht", erzählt er. Und so gründete Günter ein Teeunternehmen. Doch im Gegensatz zu den üblichen Firmen bot das Unternehmen nicht verschiedene Teesorten an, sondern nur eine einzige und dazu noch in einer einzigen großen Verpackungsart. Und da er besser als andere sein wollte, verkaufte er nur die allerbesten Teeblätter. „Niemand glaubte, dass es funktionieren würde", sagt er. Doch innerhalb kurzer Zeit wurde das Unternehmen die größte Teeversandfirma Deutschlands und der größte Importeur von Darjeeling-Tee in der Welt. Darauf ist Günter sehr stolz, denn er hat nicht nur gezeigt, dass er recht hatte, sondern auch, dass ein Professor nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch hervorragende Arbeit leisten kann.

1978 besuchte er zum ersten Mal einen Kollegen an einer Universität in Bangkok und es gefiel ihm hier. „Ich mochte die Menschen, sie hatten so ein kindliches, staunendes Verhältnis zur Welt", sagt er. So kam er immer wieder nach Thailand und nahm schließlich eine DAAD-Gastprofessur an der Universität von Chiang Mai an.

Doch in seinen Vorlesungen spricht Günter weder hier noch in Berlin über den Darjeeling-Tee. „Es geht gar nicht um den Tee", meint er energisch. „Es geht um Ideen, wie sie entstehen, wie sie sich entwickeln und wie sie in konkrete Projekte umgesetzt werden. Das ist mein Spezialgebiet." Sein Ziel erreicht er immer dann, wenn seine Studenten das, was er ihnen theoretisch beibringt, in die Tat umsetzen. „Ich möchte, dass meine Studenten aufgeklärte Millionäre werden. Ich möchte, dass die Menschen den Unterschied zwischen dem Management eines Unternehmens und echtem Unternehmertum verstehen." Wenn Günter sein Lieblingsthema anspricht, kommt er schnell in Fahrt. Und schnell wird klar, dass er von Managern nicht allzu viel hält, auch wenn sie vielleicht notwendig sind. Unternehmer, die neue Ideen haben und den Mut und das Geschick, diese auch umzusetzen, sind seine Helden. Kein Wunder, dass er auf die Frage, ob er Hobbys habe, nur antworten kann: „Mein Hobby ist meine Arbeit." Günter Faltin ist selbst einer seiner Helden und noch immer so enthusiastisch wie in seiner Studienzeit vor 30 Jahren.