E-mail aus München

Von Nicola Hahn

„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten…" Die Loreley hat wieder mal ihren magischen Bann auf einen Schiffssteuermann ausgeübt. Am Sonntagnachmittag havarierte der Ausflugsdampfer „MS Loreley" direkt vor dem berühmten Rheinfelsen. Im durch den heißen Sommer extremen Niedrigwasser lief das Schiff erst auf Grund und prallte dann steuerlos auf das Ufer. Rund 50 der 349 Passagiere mussten mit teilweise schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Das Schiff hatte es übrigens gerade zwei Wochen vorher zu nationaler Berühmtheit gebracht, als Entertainer Harald Schmidt es für eine Mammutausgabe seiner Show gemietet hatte und es den ganzen Abend live auf SAT 1 den Rhein entlang schipperte. Damals noch völlig unfallfrei – auch am Loreleyfelsen vorbei.

Als Mammutshow flimmerte am vergangenen Wochenende auch die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises über den Bildschirm – bei RTL. Ob es daran lag, dass der Sender mit neun Auszeichnungen die Nase vorn hatte?! Unter anderem ging z. B. der Publikumspreis an RTL-Moderator Günther Jauch, Reporterin Antonia Rados wurde für ihre Irak-Reportagen ausgezeichnet. Harald Schmidt bleibt König der Comedy. Schauspieler Edgar Selge wurde als bester Schauspieler in der Rolle des einarmigen Kommissars im „Polizeiruf 110" (ARD) geehrt. Christiane Hörbiger glänzte preiswürdig als „Julia – eine ganz besondere Frau" (ARD). So kam auch das öffentlich rechtliche Fernsehen noch zu Meriten.

Den Preis für sein Lebenswerk bekam dieses Jahr Altmeister Rudi Carrell, der zuletzt in der RTL-Comedy „Freitag Nacht" präsidierte. Pikante Note am Rande: Gleichzeitig stellt RTL die finanzielle Förderung der seinerzeit von Carrell mitinitiierten Kölner Comedy Schule ein – die Akademie für den Shownachwuchs muss deshalb ihre Pforten schließen. Lakonischer Kommentar von Schauspieler und Komödiant Armin Rhode (Leiter der Schule): „Wenn heute schon das Vorsingen untalentierter Leute sendefähig ist…" ein klarer Seitenhieb auf die RTL-Produktion „Deutschland sucht den Superstar", die gerade in die zweite Runde geht.

Geld sparen will auch Boris Becker. Der vom Münchner Fiskus kräftig gerupfte Tennisstar flüchtet mal wieder vor der deutschen Steuer. Diesmal zog es ihn in den Schweizer Kanton Zug. Wo es bekanntlich zwar schön ist, die Steuern paradiesisch niedrig – aber auch stink langweilig (wenn man vom nahen Zürich mal absieht). Wie unter anderem die Münchner Abendzeitung in einer großen Reportage nachwies. Es steht also zu befürchten, das auch dieser Ausflug enden könnte, wie einst der nach Monaco: Vor einem Münchner Finanzgericht mit kräftiger Nachzahlung.

Und dann das Fußball-Wochenende. Ein Fiasko jagte das nächste. Zumindest aus Münchner Sicht. Während die Bayern ein mühsames 2 : 1 in Rostock zusammen eierten, wurden die Löwen zu Hause im Olympiastadion von Stuttgart mit 3: 0 vernichtet. Konsequenz von 60er-Präsident Karl-Heinz Wildmoser: Hausarrest für die Spieler – absolutes Wiesnverbot. Ob die teuren Profis auch ohne Abendessen ins Bett geschickt wurden, ist bisher allerdings nicht bekannt.

Die Wiesn jedenfalls strahlt auch ohne die Löwen fröhlich im ganzen Land aus. Überall gibt’s Bayrisches auf den Karten der Restaurants. Allerdings manchmal etwas unkonventionell abgewandelt. So bekam ich in einem Hamburger Restaurant gestern die Weißwürscht kross braun gebraten serviert. Meine Reklamation wurde mit leichter Verwunderung registriert. Und auch Thai Airways bietet auf ihrem Flug TG 928 München – Bangkok zur Zeit eine etwas seltsame Kombi als Snack an: Weißwurst, Leberkäs und Knödel… Oins, Zwoa, gessa…