E-mail aus München

Von Nicola Hahn

6, 1 Millionen Maß Bier, 734 Führerscheine weg – die Wiesn war wieder ein voller (sic! oder besser hick?) Erfolg!

Und prompt ist auch das warme Herbstwetter Schnee von gestern. Denn am Wochenende gab’s tatsächlich das erste Weiß vom Himmel. Nicht nur in Süddeutschland erwischte es die Autofahrer eiskalt, auch Wanderer auf dem Brocken mussten sich ganz warm anziehen. Der Rest der Republik bibbert in einem herbstlich kalten Mix aus Regen, Sturm und etwas Sonne. Wie gut, dass in einigen Bundesländern schon wieder die Herbstferien vor der Tür stehen. Das Last-Minute-Geschäft Richtung Mallorca und Kanaren blüht.

Heiß her geht es diese Woche nur in Frankfurt. Da öffnet die 55. Buchmesse ihre Pforten. Auffallen ist alles bei über 3000 Ausstellern aus 104 Ländern. Wie man das macht, hatte ja Dieter Bohlen letztes Jahr allen mediengerecht und heiß umlagert gezeigt. Auch dieses Jahr ist Rüpel-Titan aus Tötensen wieder mit einem neuen Aufguss seiner verbalen Tiefschläge am Start. Doch Buch Nr. 2 hat leider einige Startschwierigkeiten. Zwar gingen am letzten Samstag schon die ersten 200.000 Exemplare über die Ladentheken, doch dann stoppten gleich mehrere einstweilige Verfügungen den weitern Vorstoß an die Spitze der Bestsellerliste. Denn von Dieter angepöbelte Menschen wie sein Ex-Partner Thomas Anders oder auch Tagesschau-Fee Eva Herman, wollten die Schmähungen ihrer Person nicht ungestraft durchgehen lassen.

Vorbei is mit da Gaudi....

Probleme hat auch Susanne Juhnke mit dem Durchmarsch ihrer Erinnerungen an das Leben mit Ehemann Paul. Der selbst ist zwar alkohol-dement in einem schönen Pflegeheim, kann sich gegen allzu intime Bekenntnisse nicht mehr wehren. Doch sein Sohn aus erster Ehe erklagte sich jetzt die mediale Vormundschaft von Stiefmutter Susanne. Mit einem Stopp ihres Werkes, übrigens aufgezeichnet von Ex-Bunte-Chefin Beate Wedekind, wird täglich gerechnet.

Ins Blitzlichtgewitter der Buchmesse zieht es auch den nicht mehr ganz taufrischen Muhammed Ali. Passend für einen Schwergewichtler hält er einen 30-Kilo-Bildband mit seinen Konterfeis in die Kameras. Schlappe 3000 Euro soll das Hochglanz-Papier-Paket kosten. Bei soviel Show und Glamour wollen auch „ernsthafte" Autoren nicht mehr Abseits stehen, selbst wenn der Absatz ihrer Werke stimmt. Auflagen-König Ken Follet etwa hat einen Auftritt als Rocksänger angekündigt. Und Romancier-Schätzchen Paulo Coelho empfiehlt sich mit dem Signieren aller 54 Übersetzungen seines „Alchimisten" für das Guinness Buch der Rekorde.

Schwer umgarnt von den Verlagen wird auch Elke Heidenreich. Nicht etwa wegen ihrer niedlichen Katzengeschichten. Nein, die einst auch als Else Stratmann bekannte Journalistin hat tatsächlich Marcel Reich-Ranicki den Thron des Literaturpapstes streitig gemacht. Mit nur drei Ausgaben machte sie ihre ZDF-Büchersendung zum Quotenrenner – und die von ihr empfohlenen Bücher zu Bestsellern. Das freut die gebeutelte Branche. Und sogar die sonst so zynischen Feuilletonisten drücken ein Auge zu, wenn es gar zu belletritisch wird. Allemal alles noch besser als die im Moment mit Marketingmacht in den Markt gedrückten Pseudo-Memoiren von Naddel, Küblböck & Co. (siehe oben)…

Dass klappern zum Handwerk gehört, haben inzwischen wohl auch die Thais erkannt. Denn seit Neuestem schmückt die Waren (vor allem Lebensmittel) aus Ihrer Wahlheimat das hübsche Qualitätssiegel „Thailand Brand". Da wollen die Thai-Restaurants, die hierzulande immer zahlreicher werden, nicht hinten anstehen – ihre Neuschöpfung heißt ganz hübsch und neudeutsch „Divestry & Refinement". Allein in München zieren sich schon 16 Schlemmertempel mit diesem Gütesiegel.

Also nichts wie hin und ein wenig Urlaub essen. Dabei lässt sich die Bananenrepublik Deutschland ganz wunderbar vergessen. LKW-Maut-Pleite, Dosenpfand-Chaos, Sozial-Kürzungen… was war das denn nochmal…