Thailands neue Zeitrechnung

Franz Schmid

Wenn man es sich so überlegt, dann wäre es eigentlich an der Zeit, dass Thailand eine neue Zeitrechnung bekommt. Denn die alte, wo die Jahre nach Buddha berechnet werden, scheint ja nicht mehr ganz up-to-date zu sein.

Keine Angst, ich schlage mit Sicherheit nicht vor, dass es von nun ab heißen wird „2000 vor Taksin". Nein, das meinte ich eigentlich nicht, wo es doch jetzt die APEC gibt. Von nun an sollten wir statt 2004 sagen: 1 nach A.

Das Getöse und Getue, das über diese, sehr wohl wichtige, aber keinesfalls (oder doch?) weltbewegende Konferenz gemacht wird, könnte man sicher zum Besten ausnutzen.

Denn, meine lieben Leser, wann wurden je die Straßen in Windeseile repariert, die Gehsteige aufgerissen und monatelang danach vernachlässigt, um kurz vor Beginn der großen Wende, sprich APEC, dann doch noch fertiggestellt zu werden? Wann wurden je streunende Hunde, Bettler und Dirnen von den Straßen Thailands verbannt, um den Eindruck eines „anständigen Landes" zu vermitteln. Wann wurde je der Dreck von denselben Straßen und vom Strand sorgfältiger als sonst (und auch viel öfter) entfernt?

Oh, Dank sei gesagt den Menschen, die APEC ins Land brachten. In Thailand, wo es so viele Geisterhäuschen und Tempel gibt, würde es gar nicht stören, einen neuen zu errichten und dort die Gebete an die Abgeordneten der APEC zu richten. Meines würde lauten:

„Oh, ihr hohen Herren, kommt doch regelmäßig in unser Land, auf dass sich unsere ganze Zukunft verändern werde. Wir bitten euch, ein waches Auge darauf zu haben, was auf den Straßen vor sich geht. Wir bitten euch, dafür Sorge zu tragen, dass die Diebe und Räuber und Motorradbanden, die sonst die Gegenden verunsichern, durch eure Anwesenheit sich in Luft auflösen mögen und die Dirnen und Transvestiten sich nur in dafür geeigneten Regionen ihrem Gewerbe widmen werden. Wir bitten euch, auf den Straßen (speziell auf den Nebenstraßen und kleinen Sois) und den Stränden zu wandeln, damit der Müll, der oft zum Himmel stinkt, auch von dort entfernt wird. Dafür werden wir euch Räucherstäbchen und kleine Opfergaben auf euren Altar legen und euch auch oft und nur mit guten Worten in der Presse erwähnen."

Allerdings befürchte ich, dass, falls sich die hohen internationalen Herren der APEC länger in unserem geliebten Königreich aufhalten werden, sie mit der Zeit auch den Kleinigkeiten gegenüber wie dem Dreck und dem Müll auf den Straßen, dem schlechten Zustand derselben und auch den vielen Bars mit den Mädchen und Jungs, die sich anbieten oder nackig (verbotenerweise) auf den Bühnen der vielen Go-Go Bars rumhüpfen, gleichgültig werden würden. Ja, vielleicht schlimmer noch, diese Zustände (mal von den Straßen abgesehen) auch noch köstlich finden würden. Denn das „gelbe Fieber" Thailands ist ansteckend und jeder, der es mal hat, ist damit unheilbar erkrankt.

Geht es vielleicht Ihnen bereits auch so wie mir? Lassen Sie uns also anstoßen auf das Neue Jahr: 1 nach A.