Manfred Ackermann

Manfred Ackermann ist Bäcker und er versteht etwas von seinem Handwerk. Das wissen alle, die in Pattayas Supermärkten schon einmal Brot vom Backhaus gekauft haben. Denn Manfred ist dort der Chef.

Manfred stammt aus der Nähe von Stuttgart und absolvierte eine Bäckerlehre. Anschließend ging er nach Zürich und arbeite dort ein Jahr lang als Geselle in einer Konditorei. Nach weiteren 6 Monaten in Hamburg verschlug es ihn schließlich als Schiffsbäcker auf die MS Hanseatik, mit der er von Cuxhaven aus über den Atlantik nach New York schipperte. „Ich hatte eine sehr strenge Lehrzeit und wollte nur noch weit weg, mal was sehen von der Welt", sagt er. Dann ging es auf einem Frachtschiff nach Südamerika. „Das war wie Urlaub. Wir hatten geregelte Arbeitszeit und niemand störte uns."

Der junge Bäcker hatte jetzt so viel von der weiten Welt geschnuppert, dass er mit Deutschland nicht mehr viel anzufangen wusste und er stellte einen Auswanderungsantrag in die USA. „Einige Zeit habe ich in Deutschland bei einem Metzger gearbeitet", erzählt er. „Ich war auf dem Schiff auch als Kochhelfer tätig gewesen und wollte wissen, wie man denn das Fleisch richtig bearbeitet." Mit 22 Jahren hatte er endlich alle notwendigen Papiere zusammen und machte sich auf den Weg nach New Jersey. „Ich sprach kaum Englisch, aber das war kein Problem, denn ich habe in Amerika immer in deutschen Bäckereien gearbeitet", sagt er.

Während des Vietnamkrieges wurde Manfred zur Armee einberufen. Immigranten sind zwar keine Staatsbürger, müssen aber doch dem Land „dienen". Sie dürfen allerdings nicht ins Ausland geschickt werden und so blieb Manfred in einer Kaserne in den USA. „Das war eine tolle Zeit", meint er, denn er ging während seines Wehrdienstes die meiste Zeit zur Schule. „Nachts habe ich Brot gebacken und tags bin ich zur High School gegangen und habe meinen Schulabschluss gemacht." Sein Hauptmann war mit einer deutschen Frau verheiratet und hatte deshalb ein besonders wohlwollendes Auge auf den jungen Bäcker.

Nach Abschluss seines Militärdienstes ging Manfred wieder nach New Jersey zurück und anschließend als Tortenbäcker nach Chicago. „Die Amerikaner stellen diese riesigen süßen Zuckergusstorten her. Schokoladenhasen habe ich in meiner ganzen Lehrzeit aber nur einmal gemacht", lacht Manfred. In der Nähe von San Francisco eröffnete er schließlich seine erste eigene Bäckerei, doch aufgrund mangelnder Erfahrungen im Geschäft musste er bald wieder schließen. Vier Jahre lang arbeitete er daraufhin als Manager einer Bäckerei der Safeway-Supermarktkette in Hawai und übernahm dann von einem Österreicher eine Bäckerei in Kalifornien. „Die lief großartig", freut sich Manfred. „Wir hatten viele deutsche Kunden, die alle unser Roggenbrot kauften. Manche kamen sogar fünfzig Meilen weit gefahren." Auch Hochzeits- und Geburtstagstorten waren ein großes Geschäft.

Insgesamt lebte er 27 Jahre in den USA. Doch das unternehmerische Glück wurde durch die Scheidung von seiner Frau abrupt beendet. Frustriert ging Manfred nach Deutschland zurück, doch dort hielt er es auch nicht mehr lange aus. Er flog nach Australien und arbeitete wieder in einer Bäckerei, doch er war zu alt für eine Aufenthaltsgenehmigung. Auf der Rückreise kam Manfred dann 1988 eher zufällig in Thailand vorbei und dachte sich „hier könnte ich ja auch leben". Und so blieb er in Pattaya.

1993 kaufte er ein Haus in der Soi Roylang und eröffnete dort seine Bäckerei. Das Backhaus beliefert mehrere große Supermärkte mit Roggenbrot und anderen Backwaren und verfügt auch über eine kleine Verkaufstheke. Im Januar machte Manfred dann in dem Haus auch ein kleines hübsches Restaurant mit deutschem Essen auf. Seine thailändische Frau Churee, die auch mit in der Bäckerei arbeitet, war früher Reiseleiterin und Manfred lernte sie auf einer Urlaubsreise nach Chiang Mai kennen. Gemeinsam haben sie einen Sohn, der jetzt schon 12 Jahre alt ist.

Manfred hat es schon in jungen Jahren von Deutschland weg getrieben und so sieht er jetzt auch keinen Grund, einmal dahin zurück zu kehren. „Ich habe praktisch keinen Bezug mehr zu Deutschland", sagt er. Also wird er hier in Pattaya bleiben und Touristen und Anwohner weiterhin sein leckeres Brot anbieten.