Liebe Tante Frieda,
In deiner Antwort auf den Biertrinker schreibst du, er soll sich mit Sport und Joga vom Trinken fernhalten. Das ist ja ein ziemlich langweiliger Rat, du sagst ja selbst, dass sogar der Bürgermeister dazu anhält. Ich glaube aber nicht, dass dadurch das Problem wirklich gelöst wird, denn etwas „Sinnvolles" ist nicht einfach etwas Nützliches, sondern muss meines Erachtens auch einen Zweck haben. Wer kein Ziel hat, lässt sich gehen und das führt schnell in den Alkohol. Ich glaube, es wäre viel wichtiger, wenn sich der Biertrinker eine wirkliche Aufgabe stellt, ein Unternehmen oder ähnliches. Allein Ablenkung ist auch nur eine andere Form der Droge.
Hobbypsychologe

Lieber Hobbypsychologe,
Da hast du völlig recht. Das sagen sich die Biertrinker ja auch jeden Abend und üben schon mal, wie man sich als frischgebackener Barbesitzer fühlt. Immerhin haben sie ja dann sich als besten Kunden schon mal sicher. Ein wirkliches Unternehmen aufzumachen ist aber nicht so einfach, wie du behauptest, da ist es schon besser, bei einem dynamischen Unternehmen beschäftigt zu sein. Aber nur dann, wenn die eigene Arbeit auch gewürdigt wird. Sonst sitzt man nur da, erfüllt seinen Job und weiß gar nicht, was das alles soll. Den mangelnden Sinn sucht man dann eben im Alkohol und wenigstens werden dadurch die Frauen hübscher und die Barnachbarn gesprächiger. Da kann man Menschen mit einer wirklichen Mission wie den Vater Giovanni schon bewundern, der weiß jeden Tag, warum er lebt. Und das sieht man ihm auch an.
Liebe Tante Frieda,
Thailand ist ja als das „Land of Smile" bekannt und alle Touristen sind vom vielen Lächeln der Thais ganz begeistert. Ich wohne jetzt ein halbes Jahr hier und es kommt mir vor, dass es mit dem Lächeln gar nicht so weit her ist. Viele Thais lächeln gar nicht, oftmals wird man in Restaurants von den Kellnern nicht einmal beachtet. Und bei anderen kommt mir das Lächeln eher falsch oder verächtlich vor, so als würden sie über mich lachen. Du bist ja schon eine ganze Weile hier, was denkst du denn darüber?
Lustiger

Lieber Lustiger,
Thailand ist das „Land des Lächelns" wie Amerika das Land der „unbegrenzten Möglichkeiten" und Deutschland das Land der Autobahnen. Wenn du dann einmal mehrere Stunden lang auf einer alten Landstraße entlang gehoppelt bist, fragst du dich auch, was es mit den Autobahnen auf sich haben soll. Der wesentliche Unterschied zwischen Kurzzeittouristen und Langzeiturlaubern liegt eben nicht darin, dass letztere mehr Zeit haben, das „wahre" Gesicht Thailands zu entdecken, sondern einfach schon die griesgrämige Stimmung in Deutschland vergessen haben. Ohne jeden Zweifel sind die Menschen hier viel freundlicher und offener als dort, ob sie allerdings wirklich freundlicher sind als in anderen südlichen Ländern, steht auf einem anderen Blatt. Dann wird der Ausspruch zu einem Werbemittel, und das scheint ja wirklich erfolgreich zu sein. Andererseits stimmt es natürlich, dass hier nicht jedes Lächeln auch Freundlichkeit bedeutet, denn Lächeln dient vor allem dazu, das Gesicht zu bewahren. Das kann schon ganz schön frustrierend sein, wenn man sich als Europäerin über eine Sache aufregt und die Thais nur dabei stehen und vor sich hin lächeln. Doch egal was dahinter steckt, das Lächeln bleibt.