Wow, war das ein Wochenende. Die Großbildfernseher in
den Kneipen waren genauso im Dauerbetrieb wie die Privatapparate. Lauter
alte und neue Stars des Sports gab es zu bejubeln. Erstmal konnten wir Rudis
Ausraster in Rejkjawik endlich völlig vergessen – das 3 : 0 gegen Island
(hierzulande am frühen Samstag Abend) war wirklich eine Erlösung. Und
Ballack wurde von Kaiser Franz mit den Worten geadelt: „Wir haben einen
Leader gefunden." Darauf noch ein Helles, Kölsch oder Pils – je nach
Region.
Mit etwas schwerem Kopf dann am frühen Sonntag die
spannende Aufholjagd von Michael Schuhmacher. Wer wollte auf den neuen
Formel-1-König schon mit Kaffee anstoßen?! Also nix wie los zum
Sieges-Frühschoppen. Den sonnigen Rest des Sonntags schnell verschlafen, um
fit für die Fußball-Mädels zu sein.
Da musste man doch einige Namen lernen, um die neuen
Weltmeisterinnen auch gebührend auf dem Spielfeld zu verfolgen. Und die
machten es ja wirklich spannend (auch wenn es über den Spiel-Stil sehr
geteilte Meinungen gibt). Tatsache ist: das 1 : 1 gegen Schweden und damit
der erste WM-Sieg für die Damen-Elf machte den Sieger-Taumel in Teutonien
perfekt.
Danke Nia Künzer für das Golden Goal. Aber schließlich
heißt Nia ja auch Glück (in Botswana, wo die 23-jährige
Pädagogik-Studentin als Kind deutscher Entwicklungshelfer zur Welt kam).
Und Bettina Wiegmann mit der 10 auf dem Rücken stellte sogar Lothar
Matthäus in den Schatten – übertraf dessen Rekord von 42 Einsätzen bei
Länderspielen. Für diese Leistungen schüttete der DFB erstmals eine
Siegprämie an die Damen aus: insgesamt 21 000 Euro pro Kopf… Da können
die männlichen Kollegen zwar nur lachen. Doch auf dem Römer machten die
Mädels fast eine bessere Figur, als die Jungs…
Auch Dieter Bohlen hat einen neuen Rekord geschafft. Er
ist der erste, der mit einem teilweise geschwärzten Buch auf Platz 1 in die
Bestsellerlisten schoss. Für eines der wenigen unzensierten Exemplare von
„Hinter den Kulissen" werden inzwischen beim Internet-Auktionator
e-bay bis zu 1000 Euro geboten. Ärgern wird den Nestbesudler dabei vor
allem, dass dieser Zusatz-Profit nicht in seine eigene Tasche fließt.
Wo er doch in nächster Zeit mit akademischer Konkurrenz
rechnen muss. Als ernsthafter Gegenpart zu all den „Superstar"-Shows
im TV hat in dieser Woche in Mannheim die erste Pop-Uni des Landes ihre
Pforten geöffnet. 54 musikalische Erstsemester füllen dort die Hörsäle,
in denen u. a. Banal-Poet Xavier Naidoo („Ich kenne nichts…") und
Smudo von den Schwaben-Rappern Fantastische 4 vom harten Musikbrot vor dme
hoffnungsvollen Nachwuchs referieren. Die beiden 6-semestrigen Studiengänge
nennen sich übrigens hübsch neudeutsch „Musikbusiness" und „Popmusikdesign".
Wir warten auf den ersten Dr. Pop…
Erstaunt muss ich in hiesigen Gazetten lesen, dass
thailändischer Musikgeschmack noch kurioser ist als deutscher. Es wird
berichtet, dass unser Schrill-Bayer Daniel Küblböck mit seinen
Quietsche-Liedchen auf Platz 1 der Thai-Charts stehen soll. Also wirklich
– ich hatte Sie doch schon vor Wochen vor diesem „Superstar"
gewarnt…
Na, da geh ich doch lieber Kunst im Kaufhaus gucken.
Nachdem auch die Kunstszene depressiv am Boden liegt, wollen nun
Konsumtempel etwas für die Kultur tun. Den Auftakt macht Karstadt in
München mit einer Ausstellung Worpsweder Künstler. Paula Modersohn-Becker
zwischen Mänteln und Bikinis – das hätte sich die Malerin auch nie
träumen lassen.
Apropos träumen: Die ewige Ruhe steht auch zur
Diskussion. Nordrhein Westfalen will sein Bestattungsgesetz ändern. Bald
soll z. B. die Oma in der Urne auch im heimischen Regal stehen dürfen. Da
kann man sich doch mal drüber aufregen, oder?! Da versteht man nämlich
wenigstens, um was es geht. Ganz im Gegensatz zu den Änderungen im
Sozialgesetz, um die der Bundestag streitet. Da blickt nämlich keiner mehr
durch, wer in welcher Partei nun was will. Klar ist nur: alle wollen unser
Bestes – unser Geld!