Stell dir vor, du willst in den Urlaub – und keiner
fliegt dich hin! So ging es letzten Mittwoch Tausenden von Deutschen, die
auf Aero Lloyd gebucht waren. Knall auf Fall hatte die Bayrische Landesbank
dem Charterflieger die Kredite aufgekündigt, so dass dieser ohne Vorwarnung
am Mittwoch um 6 Uhr früh Insolvenz anmelden musste. Alle Flieger blieben
von Stund an am Boden, die Flüge annulliert. Tickets waren nur noch ein
wertloses Stück Papier, für das die meisten keinen Ersatz sehen werden.
Szenen entnervter Entgeisterung bei Passagieren und Personal, das sogleich
am richtigen Platz demonstrierte: vor der bayrischen Landesbank.
Vielleicht hätten sie auch noch ein paar Häuser weiter
ziehen sollen – zur bayrischen Staatsregierung. Denn es wird ziemlich laut
gemunkelt, das diese den Sturzflug der Airline nur bis nach den Wahlen
rausgezögert habe, um die (dann auch erreichte) Zweidrittel-Mehrheit der
CSU nicht zu gefährden. Immerhin sitzen im Aufsichtsrat, der die
Entscheidung fällte, auch zwei Minister.
München ergötzt sich derweil lieber an einer anderen
Affäre: FJS-Sohn Max Strauß soll dem Fiskus 2,6 Mio Euro Steuer schulden.
Da hat er (Nomen est Omen) erstmal den Kopf in den Sand gesteckt – und
sich mit schweren Depressionen in die Psychiatrie gelegt. Doch das Finanzamt
findet seine Gläubiger überall – schließlich ist Deutschland pleite.
Wie pleite, werden wir wohl alle nächstes Jahr im
Portemonnaie merken. Zwar soll die versprochene Steuererleichterung kommen
– doch hinterrücks wird uns das Geld wieder aus der Tasche gezogen. Noch
streiten sich Regierung und CDU/CSU, was es denn sein soll. Aber so nette
Kleinigkeiten wie zehn Euro Eintrittsgeld beim Arzt, Einfrieren und
Besteuern der Renten, und Zahnarzt aus eigener Tasche zahlen sind sicher nur
der Anfang. Ja, da sollte jetzt wirklich ein Ruck durch Deutschland gehen
– doch da alles so kompliziert geschildert wird, kapiert niemand genau,
was wirklich Sache sein wird, bleiben die Proteste erstmal aus.
Stattdessen schaut man lieber zu, wie sich in der
Bundesliga das Trainer-Karussell zu drehen beginnt und wie Tiger Dariusz
Michalczewski von Juan Gonzales ziemlich zusammengeboxt wird – und damit
seinen WBO-Titel verliert. Bereits in Runde 2 versetzte eine Kopfnuss dem
Tiger einen satten Cut – und der Rest des blutigen Gemetzels erinnerte
dann schwer an die Klitschko-Niederlage gegen Lennox Lewis. So gab es in
Hamburg wieder mal eine Götterdämmerung – die der Pole aber erstaunlich
gelassen und fair über sich ergehen ließ, und allen herzlichst gratulierte.
Apropos Sport. Jetzt zieht es auch Kino-Muffel plötzlich
wieder in die Lichtspielhäuser. Grund: Söhnke Wortmann verfilmte „Das
Wunder von Bern". Und viele hoffen wohl darauf, das etwas von Der
WM-54-Aufbruchsstimmung auch in heutige Zeit abfärben könne. Er habe
geweint beim ersten Sehen des Streifens, gestand Medien-Kanzler Gerhard
Schröder denn auch in seiner Ansprache zur Filmpremiere. Für das Absitzen
der anschließenden Galavorstellung fand er dann allerdings keine Zeit mehr.
Männer sind eine wirklich ganz eigene Spezies. Jetzt
stellen sie plötzlich öffentlich fest, das auch sie betrogen werden
können – von den eigenen Frauen. Und dass das tatsächlich weh tut.
Tatsache ist, dass hier inzwischen fast zwei Drittel aller Beziehungen aktiv
von den Frauen beendet werden – egal ob mit oder ohne Trauschein.
Übrigens: Frauen, die ihre „bessere Hälfte" nur
zeitweise mal loswerden wollen, haben dazu jetzt in Hamburg Gelegenheit. Da
hat der erste „Männergarten" seine Pforten geöffnet. Für zehn Euro
werden die Herren der Schöpfung dort mit Fußball im TV,
Männermagzin-Lesen und ähnlich typischen Beschäftigungen der Spezies
gesittet. Damit Frau mal Luft hat, in Ruhe einkaufen zu gehen oder zum
gemütlichen Kaffeeplausch mit Freundinnen abzutauchen.