E-mail aus München

Von Nicola Hahn

Stell dir vor, du willst in den Urlaub – und keiner fliegt dich hin! So ging es letzten Mittwoch Tausenden von Deutschen, die auf Aero Lloyd gebucht waren. Knall auf Fall hatte die Bayrische Landesbank dem Charterflieger die Kredite aufgekündigt, so dass dieser ohne Vorwarnung am Mittwoch um 6 Uhr früh Insolvenz anmelden musste. Alle Flieger blieben von Stund an am Boden, die Flüge annulliert. Tickets waren nur noch ein wertloses Stück Papier, für das die meisten keinen Ersatz sehen werden. Szenen entnervter Entgeisterung bei Passagieren und Personal, das sogleich am richtigen Platz demonstrierte: vor der bayrischen Landesbank.

Vielleicht hätten sie auch noch ein paar Häuser weiter ziehen sollen – zur bayrischen Staatsregierung. Denn es wird ziemlich laut gemunkelt, das diese den Sturzflug der Airline nur bis nach den Wahlen rausgezögert habe, um die (dann auch erreichte) Zweidrittel-Mehrheit der CSU nicht zu gefährden. Immerhin sitzen im Aufsichtsrat, der die Entscheidung fällte, auch zwei Minister.

München ergötzt sich derweil lieber an einer anderen Affäre: FJS-Sohn Max Strauß soll dem Fiskus 2,6 Mio Euro Steuer schulden. Da hat er (Nomen est Omen) erstmal den Kopf in den Sand gesteckt – und sich mit schweren Depressionen in die Psychiatrie gelegt. Doch das Finanzamt findet seine Gläubiger überall – schließlich ist Deutschland pleite.

Wie pleite, werden wir wohl alle nächstes Jahr im Portemonnaie merken. Zwar soll die versprochene Steuererleichterung kommen – doch hinterrücks wird uns das Geld wieder aus der Tasche gezogen. Noch streiten sich Regierung und CDU/CSU, was es denn sein soll. Aber so nette Kleinigkeiten wie zehn Euro Eintrittsgeld beim Arzt, Einfrieren und Besteuern der Renten, und Zahnarzt aus eigener Tasche zahlen sind sicher nur der Anfang. Ja, da sollte jetzt wirklich ein Ruck durch Deutschland gehen – doch da alles so kompliziert geschildert wird, kapiert niemand genau, was wirklich Sache sein wird, bleiben die Proteste erstmal aus.

Stattdessen schaut man lieber zu, wie sich in der Bundesliga das Trainer-Karussell zu drehen beginnt und wie Tiger Dariusz Michalczewski von Juan Gonzales ziemlich zusammengeboxt wird – und damit seinen WBO-Titel verliert. Bereits in Runde 2 versetzte eine Kopfnuss dem Tiger einen satten Cut – und der Rest des blutigen Gemetzels erinnerte dann schwer an die Klitschko-Niederlage gegen Lennox Lewis. So gab es in Hamburg wieder mal eine Götterdämmerung – die der Pole aber erstaunlich gelassen und fair über sich ergehen ließ, und allen herzlichst gratulierte.

Apropos Sport. Jetzt zieht es auch Kino-Muffel plötzlich wieder in die Lichtspielhäuser. Grund: Söhnke Wortmann verfilmte „Das Wunder von Bern". Und viele hoffen wohl darauf, das etwas von Der WM-54-Aufbruchsstimmung auch in heutige Zeit abfärben könne. Er habe geweint beim ersten Sehen des Streifens, gestand Medien-Kanzler Gerhard Schröder denn auch in seiner Ansprache zur Filmpremiere. Für das Absitzen der anschließenden Galavorstellung fand er dann allerdings keine Zeit mehr.

Männer sind eine wirklich ganz eigene Spezies. Jetzt stellen sie plötzlich öffentlich fest, das auch sie betrogen werden können – von den eigenen Frauen. Und dass das tatsächlich weh tut. Tatsache ist, dass hier inzwischen fast zwei Drittel aller Beziehungen aktiv von den Frauen beendet werden – egal ob mit oder ohne Trauschein.

Übrigens: Frauen, die ihre „bessere Hälfte" nur zeitweise mal loswerden wollen, haben dazu jetzt in Hamburg Gelegenheit. Da hat der erste „Männergarten" seine Pforten geöffnet. Für zehn Euro werden die Herren der Schöpfung dort mit Fußball im TV, Männermagzin-Lesen und ähnlich typischen Beschäftigungen der Spezies gesittet. Damit Frau mal Luft hat, in Ruhe einkaufen zu gehen oder zum gemütlichen Kaffeeplausch mit Freundinnen abzutauchen.