Franz Schmid
Diese Woche verkündeten sowohl die Europäische Union
als auch die thailändische Regierung ihre Spitzenprodukte im
Lebensmittelbereich zukünftig durch Patente weltweit schützen zu lassen.
Dies spiegelt einen Trend im Globalisierungszeitalter
wider eine gewisse Identität von ausgewählten Erzeugnissen zu erhalten.
Denn in vielen Fällen ist es heute nicht mehr möglich zu sagen, wo
einzelne Produkte ihren Herstellungsursprung haben.
Beiden Gesetzesvorlagen geht es darum, gewissen Produkten
einen Status zu verleihen, der in erster Linie als Gebiets- und
Herstellerschutz offensichtlich wird, in der Zielsetzung der
Gesetzesvorlagen jedoch den Verbraucherschutz deklariert. In der
Europäischen Union wurde eine Liste von Lebensmitteln erstellt, die von der
Gemeinschaft als schutzwürdig empfunden wurden. Darauf findet sich
Mozarella, Champagner und Portwein, um nur ein paar zu nennen. Wenn es nach
dem Willen der Gesetzgeber geht, sollen in Zukunft nur noch die Produkte den
einschlägigen Namen tragen dürfen, die im jeweiligen Ursprungsland mit den
jeweiligen Grundstoffen hergestellt wurden. Büffelmilch für Mozarella und
Trauben aus der Champagne für Champagner. Mozarella aus Neuseeländischer
Kuhmilch und Champagner mit Trauben aus Chile müssen dann unter einem neuen
Namen angeboten werden. Dies führt in erster Linie zur
Verbraucherverunsicherung.
Den gleichen Weg geht nun Thailand mit dem hier
angebauten und hochwertigen Jasminreis. In Zukunft wird dieser Reis weltweit
unter einem geschützten Namen vertrieben. Für Jasminreis aus Indonesien
muss daher ein neuer Name gefunden werden.
Dies entspricht keinem Verbraucherschutz sondern
eindeutig dem Markenschutz der jeweiligen originären Ursprungsländer und
zeigt deutlich die Handschrift von Lobbyisten. Auf lange Sicht dürfte dies
auch die, dank der Globalisierung geschaffene Vielfältigkeit für den
Verbraucher schmälern.
Diese neuen Regelungen sind ein weiteres Kapitel in der Diskussion bzgl.
der Überlastung von freiem Handeln durch nicht durchdachtes
Bürokratiehandeln. Feinschmecker und Personen die es sich leisten können,
werden mit oder ohne Markenschutz immer zu den Originalprodukten greifen.
Wenn es an Wissen mangelt, genügt immer noch ein Blick auf den
Herkunftsausdruck. Der jetzige Zustand dient aber vor allen den Konsumenten,
welche die vielleicht hohen Preise der Originalprodukte nicht zahlen können
oder wollen, aber dennoch nicht auf diese Lebensmittel verzichten wollen.
Warum sollen Trauben aus Südamerika oder Australien nicht genauso gut
geeignet sein – oder vielleicht noch besser – um einen hervorragenden
Champagner herzustellen? Thailand verfügt im Norden über eine große
Büffelpopulation. Wieso soll diese Büffelmilch nicht dazu verwendet werden
um einen besonderen Käse herzustellen und diesen auch unter dem Namen
Mozarrela zu vertreiben? Frankreich und Italien werden immer mit einem Ruf
für besonderen Wein und Käse assoziiert und dies wird auch in Zukunft so
bleiben da dieser Ruf über Jahrhunderte aufgebaut wurde. Der einzelne
Verbraucher kann also nur hoffen, dass die Regulierungswut, welche
mittlerweile ein globales Phänomen wurde, viele Spezialitäten der
einzelnen Länder dieser Erde nicht in ein rechtliches Vakuum packt, um so
ihren kulinarischen Siegeszug frei von Beschränkungen antreten zu können.
Denn wenn sich jetzt auch noch die chinesische Regierung an diesen Vorhaben
beteiligt, dürfte es für die Freunde der chinesischen Küche schlecht
aussehen. Alle welche schon einmal in China waren, waren sicherlich von der
chinesischen Küche enttäuscht, was jedoch nicht an den Künsten der
dortigen Köche lag, sondern an der minderen Qualität der dortigen
Lebensmittel. Sollten in Zukunft also nur noch Enten aus Peking den
wohlklingenden Namen tragen dürfen, wird diese Spezialität aus den
Kochbüchern dieser Welt wohl bald verschwunden sein.