E-mail aus München

Von Nicola Hahn

Waren es die Sonnenstürme, weshalb Sie letzte Woche auf meine Post verzichten mussten? Den Flugverkehr störten sie jedenfalls ganz ordentlich. Und auch so mancher Computer-Server gab für einige Zeit den Geist auf – so auch der, über den normalerweise meine E-mails laufen. Chaos in Büros und Redaktionen... und so mancher frühe Feierabend, weil eh nix lief.

So konnte man schön vorschlafen, um in der Samstagnacht die Mondfinsternis zu sehen. Glutrot stand der Trabant weit nach Mitternacht für fast eine Stunde am Himmel.

Zauberhaft, aber nicht ganz perfekt getimt für den Verkaufsstart des neuen Harry Potter Bandes. In vielen Städten gab es von Freitag auf Samstag extra Zauber-Partys mit Tausenden von Potter-Fans, Buchhandlungen setzten sich über den Ladenschluss hinweg und verkauften schon ab Mitternacht die neuesten Hogward-Abenteuer auf deutsch, was das Zeug hielt. Immerhin 2 Mio Startauflage wollten unters Volk gebracht werden. Den Boom können auch einige spaßverderbende Pädagogen nicht aufhalten, die da mahnen, das alles sei viel zu düster und gruselig für Kinder. Denn inzwischen ist es Mode unter Erwachsenen, den Lesestoff der Kids zu verschlingen. Für die „Drei ???" gibt’s gar schon einen Fanclub.

Auch Demos kommen wieder in Mode. Vorletzten Samstag rechnete man mit 15000 Teilnehmern bei einer Demo gegen die Sozialkürzungen in Berlin, es kamen über 150 000 Menschen. Passanten schlossen sich spontan dem Zug durch die Innenstadt an. Und die Jungen zieht es wie vor 20 Jahren gegen den Atommüll auf die Straße – letzte Woche wieder gegen die Castor-Transporte nach Gorleben.

Mit Spannung wird jetzt auch erwartet, ob Thomas Gottschalk seine verlorene Wette aus der letzten „Wetten, dass...?!"-Sendung einlösen darf – und eine „Ruck-Rede" vor dem deutschen Bundestag halten kann. Dazu hatte ihn ausgerechnet DJ Ötzi bei der Sendung aus Graz überredet.

Apropos Österreich. Nun gibt es also die ZDF-Liste der „100 besten Deutschen" – ohne Mozart & Co. Sogar Quietsche-Entchen Daniel Küblbeck konnte sich unter die letzten 20 (und damit vor Ziehvater Dieter Bohlen) mogeln. Hat aber damit keine Chance auf den besten Deutschen. Denn der wird in den nächsten Wochen unter den letzten Zehn ausgemacht. Wen es interessiert: www. zdf.de

Die erste Sendung stieß auf verhaltenes Zuschauer-Interesse. Gebannter verfolgte das TV-Volk da schon „Das Wunder von Lengede", dass sich zur Zeit als aufwändiger Zweiteiler durch SAT1 wälzt. Unter anderem mit Heike Makatsch in einer Hauptrolle. Deren wundersame Karriere von der Videoclip-Ansagerin bei VIVA zur internationalen Kino-Größe (spielt gerade an der Seite von Hugh Grant) wird hier wohlwollend verfolgt.

Weniger wahrgenommen wird dagegen, dass Rainer Schüttler beim Tennis Masters Cup in Houston antreten darf (als Weltranglisten 6.). Denn alles schaut nur auf Boris Beckers Nabelschau, der seine Biographie in schlechtester Bohlen-Manier zu Papier gebracht hat. Und die nun vom Boulevard genüsslich ausgeschlachtet wird.

Schlagzeilen produziert auch der Bayrische Trachtenverband. Der will nämlich ab sofort Mitglieder ausschließen, die in Krachlederner oder Dirndl in Volksmusik-Shows auftreten. Denn das laufe eindeutig den Brauchtum zuwider. Ja zefix no amoal!

Eine besondere Ehrung erfährt dagegen Humorist Loriot. Anlässlich des 80. Geburtstags von Vicco von Bühlow zieht endlich der legendäre Kosakenzipfel in deutsche Konditoreien ein. Falls Sie auch am Backofen tätig werden wollen: Es ist ein lockeres Schokoladen-Baiser getoppt mit einem zarten Bällchen leichter Ziitronen-Mousse. Na dann, guten Appetit!