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Verhaltenskodex zu sexueller Ausbeutung

Verhaltenskodex zu sexueller Ausbeutung

„Der Verhaltenskodex zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung in der Reise- und Tourismusindustrie wandelt sich von einem unscheinbaren Projekt zu einer Institution und Handlungsphilosophie".

Dies war eine der Hauptaussagen von zwei Arbeitsgruppen auf der Ursachen- und Strategiekonferenz zur Einführung des Verhaltenskodex zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung in der Reise- und Tourismusindustrie, die kürzlich im Kongresszentrum PEACH im Rahmen der WYSTC Konferenz 2003 stattfand.

Der österreichische Botschafter Dr. Herbert Traxl (Mitte), links neben ihm Astrid Winkler aus Österreich, Ranjith Chandrasiri, der Residentmanager vom Royal Cliff Grand (3. von links) und der Generalmanager vom Royal Cliff, Alexander Haeusler (ganz rechts) stellen sich zum Erinnerungsfoto mit einigen der Seminarteilnehmer.

Dieser Kodex wurde in den vergangenen 4 Jahren im Rahmen eines von der Europäischen Kommission finanzierten Projektes von Nichtregierungsorganisationen (ECPAT, „respect") in Zusammenarbeit mit Vertretern der Tourismusindustrie, sowie der Welttourismusorganisation entwickelt und schrittweise sowohl in Europa, als auch in verschiedenen Reiseländern umgesetzt. Ziele sind die Sensibilisierung von Reisenden für das Problem der sexuellen Ausbeutung von Kindern, die Schulung von Mitarbeitern aus der Tourismusbranche sowie der Geschäftspartner vor Ort (zum Beispiel der Hotels).

Nach Angaben von UNICEF, der UN-Kinderrechtsorganisation, sind jährlich 2 Millionen Minderjährige unter 18 gezwungen sich aus sozialer Not in Tourismusdestinationen zu prostituieren. Vielfach werden die Kinder und Jugendlichen unter falschen Versprechungen in die Sexindustrie verschachert und dort wie Sklaven gehalten. In mehreren Tourismusdestinationen, so auch in Thailand, bemühen sich staatliche Institutionen, Justiz und Polizei sowie Kinderschutzorganisationen verstärkt, den Missbrauch von Kindern einzudämmen. Nach Angaben von ECPAT finden sich unter den Tätern immer häufiger sogenannte Gelegenheitstäter, wie etwa Geschäftsreisende oder Gruppenreisende, die im Urlaub Minderjährige für sexuelle Dienstleistungen kaufen. Vielfach ist nicht bekannt, dass fast alle Herkunftsländer von TouristInnen sogenannte Exterritorialgesetze eingeführt haben, denen zufolge sexuelle Handlungen mit Minderjährigen im Heimatland strafrechtlich verfolgt werden, auch wenn die Tat im Ausland, z.B. im Urlaub, begangen wurde. Die Austrian Airlines zeigt auf Flügen nach Bangkok und Neu Delhi einen Aufklärungs-Videospot dazu.

Neben der Konferenz bildeten die zwei Seminare eine hervorragende Plattform zum Erfahrungsaustausch bei der Einführung des Verhaltenskodex. Der Austausch von Erfahrung ist essentiell für eine effektive Einbindung der Reiseunternehmen in den Kampf gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen in der Tourismusindustrie. Auf dem Treffen fanden sich Vertreter aus allen Bereichen der betroffenen Industrie: Reiseveranstalter, Vertreter der NGO, die staatliche Tourismusbehörde sowie Hoteliers und Lobbyisten der Reiseindustrie. Alle stimmten darin überein, dass die Konferenz ein Erfolg war und deshalb auf regelmäßiger Basis wiederholt werden soll.

Die Geschäftsführerin des thailändischen Tourismusbüros, Niramol Pliencharoon, wies in ihrem Vortrag zur Ursachenforschung des Kindersextourismus auf die Anstrengungen des Ministeriums für Tourismus und Sport hin und zeigte sich erfreut, dieses Thema in einem Kreis von Fachleuten diskutieren zu können.

Vitit Muntarbhorn von der juristischen Fakultät der Chulalongkorn Universität in Bangkok stellte in seiner Rede die Erfahrungen, Ergebnisse und Probleme des Verhaltenskodex dar. Aufgrund seiner früheren Tätigkeit als Sonderbeauftragter der Regierung für Kindersklavenhandel, Kinderprostitution und Kinderpornographie gab der Jurist einen Überblick über die Maßnahmen, welche zum Schutz vor Kinderprostitution auf der ganzen Welt ergriffen wurden. Zum Beispiel hat Costa Rica eine staatliche Kampagne gegen Kinderprostitution schon vor längerer Zeit ins Leben gerufen. Er forderte die thailändischen Adressaten auf, in ihren Anstrengungen nicht nachzulassen, um dieses Übel endlich zu beseitigen.

Nach diesem beeindruckendem Vortrag begann die Diskussionsrunde unter der Leitung von Luc Ferran, ECPAT International und Mechthild Maurer, ECPAT Deutschland.

Wichtige Punkte der Plenumdiskussion umfassten eine langfristige Untersuchung der Auswirkungen bei der Einführung des Kodex, die Berücksichtigung von Interessen der Privatwirtschaft sowie die Unterstützungsmöglichkeiten durch Tourismusbüros aller Länder. Herr Muntarbhorn machte auf ein Pilotprojekt der österreichischen Regierung in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Asienspezialist „Jumbo-Touristik" aufmerksam, welcher einer der wenigen österreichischen Reiseveranstalter, ist der in den letzten 1½ Jahren den „Verhaltenskodex zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung im Tourismus" in Zusammenarbeit mit der Organisation „respect" umgesetzt hat, obwohl bereits im Jahre 2001 mehr als 90 % der österreichischen Reisebüros und Reiseveranstalter über ihre Dachverbände den Verhaltenskodex unterzeichnet haben. Österreichische Touristen wurden auf die Problematik von Kindermissbrauch aufgrund einer staatlichen Aufklärungskampagne aufmerksam gemacht mit der Folge, dass sich immer mehr Touristen nach Reiseunternehmern erkundigen, welche sich von Kindesmissbrauch distanzieren und sich auf freiwilliger Basis dem Verhaltenkodex gegen Kindesmissbrauch unterwerfen.

Im Anschluss folgte eine ausführliche Präsentation von Frau Saengarun, Accor Asia und Herrn Onofre, Natal/Brasilien, über deren Erfahrungen bei der Einführung und Überwachung der beschlossenen Verhaltensweisen. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass alle Beteiligten reibungslos miteinander arbeiten. Für eine entsprechende Überwachung des Kodex sei es auch unentbehrlich, dass die Überwachungsmaßnahmen vorher definiert werden, bevor sich die Beteiligten diesen unterwerfen. Mit diesen gewonnenen Informationen unterteilten sich die Konferenzmitglieder in zwei Gruppen, um in einem kleineren Kreis die notwendigen Schritte von der Ursachenforschung bis zum gemeinsamen Ziel besser diskutieren zu können.

Jedoch wurden immer wieder Fragen nach der Zukunft des Kodex laut, da dieser aus verschiedenen Mitteln finanziert wird, welche jedoch im kommenden Januar aufgebraucht sind. Davon ließ sich aber niemand entmutigen und es erfolgte zum Schluss der Konferenz eine persönliche Stellungnahme eines jeden einzelnen Teilnehmers, wie sie persönlich den Verhaltenskodex fördern und umsetzen wollen.

Am Abend wurden alle Teilnehmer zu einem Empfang des österreichischen Botschafters in Thailand, Dr. Herbert Traxl, eingeladen, der zwar im Royal Cliff Grand abgehalten wurde und vom Chef Walter Thaenisch mit guten Schmankerln bestückt war, zu dem aber der Botschafter österreichische Weine aus seinem privaten Weinkeller beisteuerte.

Dr. Traxl sagte in seiner Ansprache, dass die Außenministerin Benita Ferrero-Waldner äußerst interessiert an diesem Thema sei und ihr Ministerium die Umsetzung des Verhaltenskodex von Anbeginn an unterstützt hatte Er selber hat von Beginn seiner Tätigkeit in Thailand an großes Interesse für die Umsetzung dieses Verhaltenskodex gezeigt und will dieses Projekt auch weiterhin fördern.