Franz Schmid
Die Verkehrssituation in Pattaya ist vermutlich das meist
diskutierte Thema in der Stadt. Überall sind Straßenbauarbeiten im Gange
und bei dem vorgelegten Tempo ist ein nahes Ende nicht in Sicht. Die
Bürgersteige mancher Straßen werden seit Monaten erneuert, das Legen neuer
Abwässerungsleitungen und das erneuern der Bepflasterung dauern an.
Einige Abschnitte mancher großen Straßen wie zum
Beispiel die Nord Pattaya Road sind überhaupt nicht begehbar. Arbeiten auf
den Fahrbahnen führen zu unvorhersehbaren Umleitungen und Verkehrsstaus.
Der berufstätige Autofahrer ist zu seinem Arbeitsbeginn auf dem Weg zur
Firma jeden Tag vor neue Herausforderungen gestellt und hat diese zu
meistern.
Die Hauptsaison beginnt nun und es ist eine deutlich
angestiegene Anzahl von Urlaubern zu verzeichnen. Leider ist es nicht
gelungen die Straßenbauarbeiten zu diesem Zeitpunkt abzuschließen, was
eigentlich wünschenswert gewesen wäre.
Statt dessen ist man immer noch am Diskutieren, welche
Straßen nun Einbahnstraßen bleiben sollen bzw. auf welchen wieder oder zum
ersten Mal Gegenverkehr eingeführt werden soll.
Eigentlich könnte man annehmen, dass die Einführung
bzw. Wiederaufnahme von Gegenverkehr in hohem Maße nur Vorteile für die
Autofahrer hat. Sie sind beweglicher in der Auswahl der Fahrtroute und
sparen damit Zeit beim Autofahren.
Es gibt allerdings auch Aspekte, die nicht ausreichend
berücksichtigt werden. Das ist zum Beispiel die Situation der Fußgänger.
Die überwiegende Zahl der Urlauber, besonders die aus Europa, haben in
Pattaya keinen fahrbaren Untersatz und sind zu Fuß unterwegs. Das muss als
Tatsache hingenommen werden. In Europa ist es überhaupt nicht
ungewöhnlich, große Strecken per pedes zu bewältigen. Das scheint sich
bei den hiesigen Verantwortlichen für die Verkehrsführung noch nicht in
größerem Maße herumgesprochen zu haben.
Die Einführung von Gegenverkehr auf den in Frage
kommenden Straßen hält für Fußgänger eigentlich nur Nachteile bereit.
Die bekanntlich fehlende Verkehrsdisziplin so mancher motorisierter
Verkehrsteilnehmer – ich spreche hier besonders die einheimischen
Jugendlichen auf ihren Motorrädern an – birgt unendliche Gefahrenquellen.
Selbst auf gekennzeichneten Einbahnstraßen wird die
vorgegebene Fahrtrichtung von rücksichtslosen Jugendlichen auf Mopeds und
Motorrädern nicht eingehalten. Sie nutzen jede Gelegenheit in der
Gegenrichtung eine Abkürzung zu nehmen, wenn der Verkehrsfluss es eben mal
zulässt. Beim Überqueren der Straße ist es daher angebracht, nach rechts
und links (bzw. links und rechts) zu schauen, ob sich ein Motorrad in
mitunter großer Geschwindigkeit nähert.
Die Freigabe zum Gegenverkehr fördert dieses Verhalten
nur. Nun kann man noch nicht einmal annähernd sicher sein, aus welcher
Richtung überhaupt ein Fahrzeug kommt.
Ein weiteres Problem besteht im Mangel funktionierender
Ampelanlagen. Bei zahlreichen Ampeln ist die Signalgebung verwirrend, da es
keinen einheitlichen Standard gibt. Eine deutliche Kennzeichnung für die
Fußgänger, ob sie nun berechtigt sind, den Zebrastreifen (wenn vorhanden)
zu überqueren, ist eher die Ausnahme. Vor allem Linksabbieger nehmen keine
Rücksicht auf Fußgänger, die sich anschicken, die Kreuzung zu
überqueren.
Die Stadtverwaltung steht in Diskussion mit den Rechercheuren eines
Instituts, die die Verkehrslage beurteilen sollen. Wenn diese nun, wie
bekannt gegeben wurde, zu dem Schluss kommen, dass das jetzige System
ausgereift ist, kann man nur vermuten, dass sie den Kontakt zur Wirklichkeit
verloren haben. Man sollte den klugen Leuten empfehlen, die Stadt einmal zu
Fuß zu erkunden. Grau ist alle Theorie!