Heike Loeschmann

Dr. Heike Loeschmann, eine junge Frau aus Deutschland, ist die Direktorin der Heinrich-Böll Stiftung für Thailand und Südostasien.

Sie, die im Osten und somit auf der „anderen Seite" geboren wurde, war in die Wiedergeburt der südostasiatischen Länder involviert und zog dabei bestimmte Parallelen aus der Wiedervereinigung Deutschlands und den nachfolgenden Problemen und Unsicherheiten.

Heikes Vater war der Leiter einer Berufsschule für Forstarbeiter und ihre Mutter war Lehrerin. Kein Wunder, dass Heike „auf jeden Fall studieren wollte" und deshalb täglich einen 20 km einfachen Schulweg auf sich nahm, um die Oberstufe zu beenden.

Damals hatte sie ihre ersten Kontakte mit Südostasien. Studenten aus Laos und Vietnam wurden nach Ostdeutschland geschickt und 20 davon landeten bei ihrem Vater.

„Ich hatte die Idee ein Wörterbuch für Ausdrücke aus der Forstwirtschaft in laotisch, russisch, französisch und englisch zu erstellen und verbrachte viel Zeit mit ausländischen Studenten" erzählt Heike.

Dies führte sie später zum Studium an die Universität Berlin. Sie spezialisierte sich auf die Khmersprache, Kultur, Geschichte und Religion. Ein Kurs in Atheismus, leitete über zu Hinduismus und Buddhismus. Trotz ihrer positiven Einstellung dieser Religion gegenüber ist sie selbst jedoch keine Buddhistin.

Ihr Dissertationsthema befasste sich mit der Wiedereinführung des Buddhismus im Kambodscha nach 1979. Ihre Wahl wurde durch einen kambodschanischen Studienkollegen beeinflusst, da Heike die kambodschanische Sprache fließend in Wort und Schrift beherrschte. Sie durfte nach Phnom Penh reisen, Ausreisen in den Westen wurde damals verweigert. In Phnom Penh nahm sie das Buddhismusstudium wieder auf. „Es war sehr aufregend zu beobachten, wie die neuen Führer den Buddhismus wieder einführten".

Im Anschluss daran kehrte sie nach Ost-Berlin zurück, um „ein Kind zu bekommen, die Dissertation zu schreiben, den Fall der Berliner Mauer mitzuerleben und ihren eigenen Reisepass zu erhalten".

Die junge Frau mit ihren Erfahrungen und Kenntnissen über Südostasien war nun in einer für sie neuen fremden Welt arbeitslos. Sie kontaktierte kambodschanischen Flüchtlingslager in Berlin und wurde deren Sprecherin. „Ich musste mich mit den westdeutschen Behörden erst vertraut machen und als die Bundeswehr unbewaffnete Truppen im Rahmen der UN-Missionen nach Kambodscha schickte, kontaktierte ich das Trainingslager für die abkommandierten Bundeswehrsoldaten und wurde kurze Zeit später involviert."

Von da ab war es leicht in die Arbeit zur Wiedereingliederung der Kambodschaner mit einbezogen zu werden. „Ich hatte durch den Fall der Mauer mit den gleichen Problemen zu kämpfen und so war es für mich einfach mit kambodschanischen Problemen umzugehen." Dies führte sie zu den Hilfsorganisationen in Deutschland und schließlich zur Heinrich-Böll Stiftung. Die Stiftung wurde offiziell mit der Wiedereinführung des Buddhismus in Kambodscha beauftragt und diese brauchte im Gegenzug jemand der fließend die Khmersprache beherrscht und das Land gut kannte und Heike war dafür geeignet. Das Reisen zwischen Südostasien und Deutschland wurde daraufhin zur Gewohnheit. 1997 wurde sie zur Leiterin der Asienabteilung der Heinrich-Böll-Stiftung mit Sitz in Berlin vorgeschlagen.

Es war aber sinnvoller in Südostasien zu sein um den „lokalen Dialog" zu fördern, wie Heike es nennt. Thailand wurde als Hauptquartier für Südostasien auserkoren und die Wahl des Standortes fiel auf Chiang Mai. Ende 1999 traf Heike dort ein, im Februar 2000 wurde die Heinrich Böll Stiftung offiziell eröffnet.

Als sie jung war, hatte Heike selbst gespürt, was Ungleichheit bedeutet. „Wir suchen eine Gesellschaft mit gleichen Rechten für alle. Als die Berliner Mauer fiel, bin ich schon längst dagegen gerannt." Sie hat diese Überlegung auf die gegenwärtige Gesellschaft in Südostasien übertragen. „Wir mussten den Buddhismus wieder einführen und die Kambodschaner mussten ihre Identität wieder finden," sagt sie.

Nach ihren zukünftigen Zielen gefragt, antwortet sie: „Ich bin schon obenauf. Ich habe meine persönliche und meine Gedankenfreiheit." Das ist es auch, was sie sich für die südostasiatische Bevölkerung wünscht.

Ist Dr. Heike Loeschmann nun ein Kind unserer Zeit oder ein Kind für unsere Zeit? Wahrscheinlich beides.