E-mail aus München

Von Nicola Hahn

Ach ja, kann Fußball schön sein. Ein sattes 13 : 0 gegen Portugal – und damit gleich 16 gute Gründe für den Frauen-Fußball. Denn zeitgleich gingen die Jungs mit drei eingefangenen Treffern gegen Frankreich baden… Das Wochenende war für uns Frauen gerettet.

Die mucken jetzt auch in anderer Richtung auf: In München fand letzte Woche die erste Demo zur Hausfrauen-Revolution statt. Attraktive Anführerin des Protests, der die Entlohnung der Arbeit für die Familie fordert, ist Marie Relin, Ehefrau des ebenfalls recht streitbaren Autors, Regisseurs und Schauspielers Franz Xaver Kroetz. Viel mehr als 16 gute Gründe für ihren Prostest (sprich: Mitdemonstrantinnen) konnte sie aber leider nicht aufweisen.

Vielleicht auch, weil die Medien immer mehr in Richtung Spaßgesellschaft trommeln und vermeintlich wahre Helden mit Macht ins Dauer-Rampenlicht bugsieren. So etwa geschehen letzten Freitag beim Bundespresseball, wo die Bildzeitung Dieter Bohlen tatsächlich an den Ehrentisch von Präsident Johannes Rau einkaufte. Oder bei Johannes Kerner, der tatsächlich eine ganze Woche lang jeden Abend Boris Becker und „Friends" zu Bobbeles Biographie einvernahm. Bei so viel offener Promotion für ein laues Werk fragt man sich, ob Gebühren fürs Fernsehen noch opportun sind. Denn um die wird zur Zeit heftig gestritten. ARD und ZDF gehen wie selbstverständlich davon aus, dass ihre Geldquelle ab 2004 noch kräftiger sprudelt. Doch wenn überall gespart werden soll, warum dann nicht auch dort? fragen sich Politiker, die sich damit endlich mal wieder Zustimmung beim Volk erhoffen.

Wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen schon seinen Kulturauftrag vernachlässigt, muss halt die Wirtschaft einspringen. Erste Verdienste will sich jetzt Aldi in dieser Richtung erwerben. Ab 1.12. wird der Discounter in Süddeutschland von Künstlern handsignierte Werke unters Volk bringen – zum Geldbeutelfreundlichen Preis von um die 15 Euro inkl. Rahmen. Der Beuys-Schüler Felix Droese hat dafür schon neun Tage lang nonstop signiert – 10 000 Drucke eines seiner Bilder (und bekommt dafür pro Unterschrift einen Euro). Ein lohnendes Geschäft, entsprechend freudig reagiert die Künstlerszene auf die Aldi-Idee.

Künstlerisch gestaltet war auch die Anzeige, die letzten Freitag bundesweit in den meisten Tageszeitungen erschien mit der Frage: „Was macht Jürgen Trittin heute? Abschalten!" Damit war nicht der Abendtermin des Umweltministers gemeint (Bundespresseball), sondern der Atomausstieg. Denn mit dem AKW Stade geht jetzt tatsächlich das erste Kernkraftwerk vom Netz. Allerdings werden noch rund 300 Mitarbeiter die nächsten zwölf Jahre mit der Demontage des AKW beschäftigt sein. So belastet die Stillegung wenigstens nicht die Arbeitslosenstatistik.

Da lassen sich manche, die drin gelistet sind, schon was besonderes einfallen, um Geld zu verdienen. Wie etwa sechs junge Frauen, die sich beim Internet-Auktionshaus e-bay inklusive eines Kastens Bier als Partygäste anboten. 25 000 Euro ließ ein junger Mann springen, um den Zuschlag zu bekommen. Dabei war klar: Das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten…

Wer sich günstiger amüsieren will, stellt sich vor die Kino- und Konzertkassen. Lange Schlangen bilden sich im Vorverkauf von „Herr der Ringe III", der diese Woche in Deutschland das Weihnachtsgeschäft der Filmtheater sichern soll. Und für das Konzert von Eric Clapton im kommenden April froren sich die Hamburger schon jetzt den Hintern ab. Mr. Slowhand darf sich über eine in Nullkommanix ausverkaufte Color-Line-Arena freuen. Und bedankt sich hoffentlich mit dem Kompliment: „You look wonderful tonight…"