Advent, Advent, viel Reklame brennt

Franz Schmid

Die Adventszeit hat längst begonnen und in Riesenschritten geht es auf das Weihnachtsfest zu. Thailand ist ja bekannterweise kein christliches Land, sondern ein buddhistisches. Die Minderheit von Christen, die hier lebt, begeht die Geburt Christi still und leise mit Gottesdiensten in ihren Kirchen.

Umso lauter stellt sich die kommerzielle Seite dieser Zeit dar. Woran merkt man in Thailand eigentlich ohne auf den Kalender zu schauen, dass Weihnachten naht? Nun, in den Kaufhäusern und Supermärkten wird lautstark Weihnachtsmusik gespielt, vornehmlich amerikanische Schlager, aber manchmal ist auch ein „Stille Nacht, heilige Nacht" auf Deutsch zu hören. Festlich geschmückte Weihnachtsbäume vor den Konsumtempeln machen auf Weihnachten aufmerksam, aber auch zur Dekoration der Verkaufsräume sind sie bestens geeignet. Vor den Kassen stehen die blutjungen Kassiererinnen in Weihnachtkostüme gewandet, mit einer roten Zipfelmütze auf dem Kopf, und begrüßen die Kundschaft mit einem freundlichen „Sawadi Ka". Es fehlt nur noch die Weihnachtskrippe, geschmückt mit den blinkenden Lichterketten, die so sehr das Auge erfreuen und universell verwendbar sind.

Thailand ist mit seiner Anzahl von Feiertagen einsame Weltspitze. Das ist aber noch lange kein Grund darin nachzulassen, diesen Rekord zu verbessern. Die Chancen, dass das Weihnachtsfest zu einem staatlichen Feiertag in Thailand erklärt wird, sind allerdings verschwindend gering. Aber zumindest kann man den Konsum mit Werbekampagnen ankurbeln und das kommt ja letztendlich der Volkswirtschaft und den Steuereinnahmen zugute. Außerdem befindet sich dies auch in Übereinstimmung mit der Regierungspolitik. Zu den unzähligen Sonderverkäufen bei jeder sich bietenden Gelegenheit kommt eben noch ein „Weihnachtsverkauf" hinzu.

In der westlichen Welt sieht es allerdings auch nicht viel anders aus. Der eigentliche Anlass und Grund des Feiertages ist im kommerziellen Trubel beinahe verloren gegangen. Kirchenführer sind über diese seit Jahrzehnten andauernde Entwicklung unglücklich, aber ihre Wehklagen bleiben bei der Mehrheit der Bevölkerung ungehört. Diese hat sich inzwischen von den Kirchen entfremdet und mit dem christlichen Fest kann sie eigentlich nicht mehr viel anfangen. Weihnachten hat sich zu einem Feiertag entwickelt, der in der Regel nur noch dazu benutzt wird, Geschenke auszutauschen bzw. sich vom Vorweihnachtsstress zu erholen.

Ist dieser Feiertag also nicht mehr zeitgemäß und kann man auf ihn verzichten? Wohl nicht, es wäre ein Rütteln an den Grundfesten des „christlichen Abendlandes". Außerdem würde es mit Sicherheit Wählerstimmen kosten und ist ein ersprießliches Wahlkampfthema. Wer will sich schon gerne von althergebrachten Besitzständen, hier in Form von arbeitsfreien Tagen, trennen?

Die gibt es selbstverständlich in Thailand auch. Besonders die Staatsdiener haben sich daran gewöhnt mit zusätzlichen freien Tagen versorgt zu werden. Der APEC-Gipfel war da ein schöner Anlass. Bangkoks Beamten wurde einfach dienstfrei gegeben mit der einleuchtenden Begründung, das Verkehrschaos zu mildern. Und in froher Erwartung eines harmonischen Jahreswechsels wird zumindest ein Teil der Beamtenschaft auch diesmal nicht enttäuscht. Die thailändische Nationalbank gibt ihren Beamten auch am Freitag, dem 2. Januar frei. Damit haben diese dann vom 31. Dezember bis zum 4. Januar einen Kurzurlaub von 5 Tagen. Es bleibt zu hoffen, dass auch andere Behörden diesem lobenswerten Beispiel folgen werden. Dann haben die Beamten wirklich einmal Zeit in Ruhe einkaufen zu gehen und der weihnachtliche Reklamerummel war nicht vergebens.