Kurt Krieger
So manch ein Farang lebt heute relativ zufrieden im
Orient - weit ab von seiner eigenständigen Kultur, in der er aufgewachsen
ist.
Er lebt in einem Land, in dem der Sommer das ganze Jahr
dauert, in dem die Blumen ewig in Blüte stehen und die Palmen nie ihre
Farbe wechseln. Irgendwann aber, fängt er an, das Erwachen der Natur und
die blühenden Wiesen ebenso zu vermissen, wie das goldene Herbstlaub und
den knirschenden Schnee unter den Füßen.
Wenn man in einem Land lebt, in dessen buddhistische
Kultur man sich zwar im Laufe der Zeit hineinzuversetzen vermag, deren Feste
aber, zumindest dort, wo ich lebe, zu kommerziellen Spektakeln mit
dröhnender Musik entarten, dann sehnt man sich ungemein nach den
altherkömmlichen, besinnlichen christlichen Feiertagen, an die wir, durch
unsere Kultur gewöhnt sind und denen wir immer noch anhängen. Diese
Sehnsucht entwickelt sich bei vielen Menschen gerade rund um das
Weihnachtsfest und artet manchmal sogar in argem Heimweh aus. Da kommt sie
wieder hoch unsere angeborene Lebensart.
Eine gute Freundin und sehr kluge ältere Dame (Herta
Rommel) sagte einmal zu mir: „Das so sein, erkennt man eben erst im anders
sein".
Wenn ich in Pattayas Parkgaragen schon im August mit „Alle
Jahre wieder" und Stille Nacht, heilige Nacht" berieselt werde und
wenn dann in der Adventszeit allerorten die Plastik-Christbäume und „Merry
Christmas"- Werbetafeln aufgestellt werden, dann möchte ich die
Marketing-Strategen gerne fragen, welche Kundschaft sie damit zu mehr Umsatz
animieren wollen. Mir kommt das alles ein wenig komisch vor.
Aber auch im alten Europa gerät, der tiefe Sinn von
Festen immer mehr in Vergessenheit. Natürlich alle lieben sie, die
Feiertage, man muss nicht arbeiten und trotzdem gibt es Lohn dafür. Auch
der Kaufzwang dort wird immer ärger, die Konkurrenz beginnt fast jedes Jahr
früher mit dem Werben und der echte Weihnachtsgedanke gerät mehr und mehr
in Vergessenheit und heute ist sich kaum noch jemand bewusst, dass unsere
ganze abendländische Glaubenskultur an diesem Tag seinen Anfang nahm.
Trotzdem ist Weihnachten immer wieder und immer neu faszinierend.
Es ist gerade mal 100 Jahre her, seit Peter Rosegger
seine Erzählung schrieb „Als ich Christtagsfreude holen ging". Heute
wälzen sich Menschenmengen durch Kaufhäuser, deren Öffnungszeiten
verlängert werden müssen, stürzen sich ganze Nationen in der einst
besinnlichen Adventszeit wochenlang in Hektik, nur um am heiligen Abend
unterm Christbaum wieder zur Besinnung zu kommen.
Die Zeiten ändern sich und wir Menschen ändern uns! Hier und dort. Und
wir verändern dadurch auch unsere Jahrhunderte alten Feste und Traditionen.
Leider aber bemerken wir Menschen dabei nicht, dass wir damit langsam unsere
Kulturen verlieren – hier und dort!