Daniela
hätte sich eigentlich nie träumen lassen, einmal in der Weltgeschichte
herumzuschwirren, als sie ihre Dissertation zum Umweltthema „Die
Verschmutzung der Mur auf steirischem Fließgebiet" schrieb.
Die hübsche, blonde Daniela Kienzle wurde in Graz, in
der steirischen Landeshauptstadt der Steiermark geboren. Dort ging sie auch
in die berühmte Klosterschule für Mädchen „Sacre Coeur" und
besuchte im Anschluss daran die Universität in Graz, wo sie Geographie und
Volkskunde als Hauptfächer belegte.
Nachdem sie ihre oben erwähnte Dissertation geschrieben
hatte, dauerte es nicht mehr lange und sie heiratete. Dazu übersiedelte sie
nach Deutschland, denn der Mann ihrer Wahl war Deutscher.
Das Ehepaar wohnte in der Nähe von Stuttgart, wo auch
die einzige Tochter Kristine geboren wurde.
Nach fünf Jahren war es Daniela dann endgültig zu
langweilig auf dem Dorf und die Familie übersiedelte in die Hauptstadt
Österreichs, ins lebende und quirlige Wien. Daniela arbeitete eine zeitlang
in einem Rechtsanwaltsbüro, bis sich ihr die Chance bot, einen Job im
Außenministerium zu erhalten. Nach glänzend bestandener Aufnahmeprüfung
arbeitete sie zunächst in der Abteilung für internationale Konferenzen und
Kongresse und dort war es auch, wo sich ihr großes Interesse für das
Ausland bildete. Mit diesen Erfahrungen, die sie dort machte, war es für
sie ein leichtes, den ersten Auslandsposten in Islamabad anzunehmen. „In
der kleinen Botschaft dort arbeitete ich zwar offiziell als Sekretärin, war
aber eigentlich Mädchen für alles" erinnert sich Daniela. „Natürlich
war meine Familie mit dabei und auch mein Mann erhielt einen Job an der
Botschaft, da er mittlerweile die österreichische Staatsbürgerschaft
angenommen hatte". Sie erzählt weiter: „In Islamabad war es nicht
ganz einfach für eine Frau, speziell mit den Kleidungsvorschriften musste
man da schon sehr aufpassen. Aber man hatte natürlich Schutz durch die
österreichische Botschaft", erzählt sie. „Trotzdem war es
wunderschön dort."
Danach kam Sofia und ihre Aufgaben waren dieselben wie in
Islamabad. Sofia war nicht ganz nach ihrem Geschmack, aber begeistert war
sie von der wunderschönen Bergwelt Bulgariens. „Es war herrlich",
sagt sie, „gigantisch und beeindruckend und wir haben uns sehr
wohlgefühlt". Darum blieb sie auch an die vier Jahre dort. Am tollsten
empfand Daniela es, als sie mit einer kleinen Focker einen Rundflug um den
Nanga Parbat machte und wie sie sagt: „Man hatte das Gefühl, als würden
die Flügel den Berg streifen und man könnte den Großglockner (höchsten
Berg Österreichs) als kleines Hügelein dagegen bezeichnen". Sie
flogen auch ins Hunza-Tal, wo angeblich die Menschen wohnen, die am
ältesten werden. Es war in Sofia, wo sie ihre Liebe zu Griechenland
entdeckte. „Wir mussten immer nach Griechenland zum Einkaufen fahren, denn
in Bulgarien gab es sehr wenig. Und auch gesellschaftlich haben wir dort oft
‚Zuflucht’ gesucht", lacht Daniela.
Aber dann wurde sie nach Moskau versetzt. Dort arbeitete
Daniela zuerst in der Konsularabteilung, später in der Inventar-Verwaltung
und abschließend im Sekretariat vom Missionschef. „Moskau ist für mich,
nach Rom, die zweitschönste Stadt der Welt", erklärt Daniela. „Da
Graz nach dem 2. Weltkrieg eine russische Zone während der Besatzungszeit
war, hatten wir viele Geschichten gehört und ich hatte meine Bedenken, als
wir nach Moskau versetzt wurden. Aber bereits der erste Eindruck war
toll!" Sie erzählt begeistert, dass Moskau, wie auch Rom, auf sieben
Hügeln erbaut ist und auf einem davon, dem Leninhügel, wohnte sie. „Man
kann sich das nicht vorstellen. Sieben Stalinistische Zuckerbäckerbauten
stehen da, eines davon ist die Uni", erinnert sie sich wehmütig. Als
sie Moskau verlassen musste, war es hart für sie und sie vergoss Tränen,
als die Kollegen der Botschaft zum Abschied ihr das Ständchen „Moskauer
Nächte" brachten.
Aber die Wehmut dauerte nicht lange, denn der absolute
Traumposten, Bangkok, wartete bereits. Hier in Bangkok ist sie die
Sekretärin des Botschafters Dr. Traxl. Und der ist, nicht nur ihrer Meinung
nach, der Botschafter schlechthin.
Bedingt durch den Traumjob, die netten Kollegen und ihrer
mittlerweile halberwachsenen Tochter, überwand sie die Trennung von ihrem
Mann relativ schnell und hat sich an das Alleinsein gewöhnt.
Trotz all der Arbeit in der Botschaft, fühlte sie die
Kraft in sich und macht nun etwas, was sie schon lange tun wollte: sie
schreibt. Nach nur einem Jahr ist bereits das dritte Buch in Arbeit, die
beiden anderen wurden sofort angenommen und sind im Druck. Lachend verneint
sie, dass sie im Stil von Konsalik arbeitet. „Vielleicht was die
Schnelligkeit anbelangt, aber sonst habe ich einen ganz anderen Stil. Es
brennt mir unter den Nägeln, wenn ich eine Idee habe und ich muss mich
sofort daran machen zu recherchieren und zu schreiben. Das füllt mich dann
ganz aus", sagt sie.
Über ihre fernen Zukunftspläne spricht Daniela noch nicht. Sie ist noch
zu sehr mit der Arbeit in der Botschaft involviert, aber sie könnte sich
vorstellen, dass sie ihren Lebensabend in Griechenland mit dem Schreiben von
Büchern verbringen wird. „Das ist jetzt schon sicher, dass ich mich
später einmal ins Land der Götter- und Heldensagen zurückziehen
werde", erzählt sie und dann wird sie ihre Bücher nicht mehr, wie
bisher, unter einem Pseudonym herausbringen.