Wenn Ausreiten zur täglichen Routine wird, macht man
sich wohl des öfteren Gedanken über die Fähigkeit der Pferde, im Notfall
den Weg auch alleine zurück zu finden.
Bei Pferden, welche die Umgebung so gut kennen wie ich
selber, ist dies überhaupt keine Frage. Man merkt dies schon daran, dass
bei Wegkreuzungen ein Pferd sich immer für den kürzeren Weg zum Stall
entscheiden wird. Dieser Umstand ist jedoch wohl der Tatsache zuzuschreiben,
dass Pferde ja bekanntlich ein enormes Erinnerungsvermögen haben.
Was passiert nun, wenn man einem Pferd in einer ihm
unbekannten Umgebung dieselbe Entscheidung überlässt? Ich kann mich noch
sehr gut an die Anfangszeit meiner hiesigen Ausritte erinnern. Und wir waren
tatsächlich einmal in einer Entscheidungsnotlage bezüglich der Richtung
des korrekten Heimwegs.
Wir hatten uns, nachdem uns die nähere Umgebung des
Stalles zu wenig Herausforderung war, in die unwegsamen Berge des Kau Mai
Geo-Naturschutzgebietes gewagt. Dieses ist etwa eine Reitstunde vom
Reitstall entfernt und wohl 40 Quadratkilometer groß. Die Gegend ist,
abgesehen von einem Tempel, unbewohnt, gut bewaldet und hat jede Menge
freiwandernde Rinder. Dies hat den Vorteil, dass es überall Rinderpfade
gibt, die allerdings nicht sehr koordiniert verlaufen.
Ein
Erinnerungsfoto von dem Ritt ins Ungewisse
Nach drei Stunden auf diesen Rinderpfaden mussten wir uns
eingestehen, dass wir in einer „Hänsel und Gretel" Situation waren.
Wir waren bereits zwei Mal im Kreis gegangen und den Glauben an unsere
menschliche Überlegenheit verloren. Die Pferde hatten offensichtlich auch
genug diesem Spiel. Ich gab meinem Pferd die Zügel frei und es zögerte
nicht, einen Pfad aus diesem Vielerlei von Pfaden zu wählen.
Als wir endlich aus dem Wald heraus waren, waren wir zwar
am falschen Platz, wir konnten aber in der Ferne unser geliebtes Pattaya
sehen. Die Richtung hatte also gestimmt, obwohl die Pferde noch nie auf
diesem Weg gegangen waren.
Mir war damals aufgefallen, dass mein Pferd wohl öfters mal, ähnlich
einem Hund, mit der Nase am Boden war. Ich bin überzeugt, dass der
Geruchssinn, genauso wie das Gehör eine nicht unwesentliche Rolle bei der
Navigation spielten. Diese Sinnesorgane sind beim Pferd wesentlich
ausgeprägter als bei uns und ich könnte mir vorstellen, dass zum Beispiel
der Stallgeruch auch über zehn Kilometer noch für Pferde wahrnehmbar ist.
Ein 6. Sinn ist in diesem Falle wohl überflüssig.