Von Felici
Curschellas
Für mich ist der Beweis erbracht, dass Pattaya heute weit
mehr ist als nur ein heißes Pflaster für Nachtschwärmer. Dies wird mir
bewusst, wenn ich jeweils das „Pattaya Blatt" bei Seite 10 aufschlage und
die Rubrik „Klubs in Pattaya" überblicke. Da sind sage und schreibe in
alphabetischer Reihenfolge 31 Angebote fein säuberlich aufgelistet. Angefangen
mit „A. A." (Anonyme Alkoholiker) über die verschiedenen Service Clubs
für Herren, zu dem „Pattaya International Ladies Club" geht es in die
Zielgerade zum „Sauber Club", und die Übersicht schließt mit dem
geheimnisvoll verschlüsselten „Y. W. C. A.", wobei auch hier eine
Telefonnummer mehr Auskunft verspricht.
Diese Clubs, Vereine oder lockeren Treffs sind der lebendige
Beweis für ein pulsierendes Gesellschaftsleben dieser Stadt, für Initiative,
Kreativität und Aktivität. Es gibt also Leute, die nach Pattaya kommen, den
Ort kennen und schätzen lernen und als Dank für ihr Wohlbefinden eine
Gegenleistung in Form von Engagement zurückfließen lassen. Toll diese
Einstellung, gut und hilfreich dazu! So leisten diese Klubs nicht zuletzt auch
einen wesentlichen Beitrag zum besseren Image des Badeortes bei Residenten und
Feriengäste. Diese wiederum helfen dank dieser Kontaktnahme und der so
gewonnenen Einsichten mit, Pattayas ramponierten Ruf in der Welt draußen
aufzupolieren. Urteilen setzt eben Kenntnisse voraus, weshalb vielem, zu viele
in Unkenntnis der wahren Tatsachen lieber und schneller ver-urteilen. Besser
wäre einem indianischen Sprichwort zu folgen: „Bevor du über einen Menschen,
(auch über eine Stadt) urteilst, musst du drei Monde in seinen Mokassins
wandern!"
Es zeigt sich auch im Falle von Pattaya einmal mehr, dass
Reisen wohl, wenn nicht der beste doch der angenehmste Weg ist, etwas zu lernen
und sich selbst stark zu machen. Mir kommt an dieser Stelle mein guter alter
Lehrer in den Sinn, der zu mir sagte: „Du musst dich auf die Fremden
konzentrieren, die du triffst und musst versuchen, sie zu verstehen. Je besser
du einen Fremden verstehst, desto stärker wirst du sein." - Heute weiß
ich: Unsere Toleranz wird getestet, wenn wir in der Mehrheit sind. Unser Mut
wird getestet, wenn wir in der Minderheit sind. Man muss das, was man denkt,
auch sagen; das, was man sagt, auch tun; und das, was man tut, auch sein. Unser
Dasein lebt von der Spannung zwischen Innen und Außen, zwischen Intimität und
Öffentlichkeit. Wie diese Inszenierung gelingt, hängt auch von den Kulissen
der Gemeinschaft ab, in der wir uns bewegen.
Gemeinsam statt einsam
Gerade im heute grassierenden Globalismus wird der kleine
Raum für jeden einzelnen von uns immer wichtiger. So kann jeder echte
Treffpunkt auf der Weltkugel für uns von Fall zu Fall auch zu einem Mittelpunkt
werden. Die zwischenmenschliche Kommunikation spielt in unserem
Internet-Zeitalter eine wachsende Rolle. Je mehr die elektronischen Kontakte
zunehmen, um so wichtiger wird ein persönliches Gespräch. Bei der
fortschreitenden Anonymisierung werden zunehmend emotionale Faktoren
entscheidend. Hier springen diese Klubs ein, bieten eine Plattform für
Gespräche, gemeinsame Aktivitäten und Hilfestellungen nach außen wie nach
innen. Zehn Prozent des Erfolgs besteht bekanntlich daraus, was du weißt,
weitere zehn Prozent hängen davon ab, wen du kennst, und achtzig Prozent sind
Glück. Ja, rund wird das Ganze erst durch das Glück. Aber was du weißt und
wen du kennst, kann zumindest nicht schaden. Letztlich ist Wirklichkeit das, was
wirkt. Es gilt also stets, die Wirklichkeit hinter dem Schein zu erkennen. Nicht
nur für Pattaya, das längst von der Zivilisation in die Zuviel-isation
hinübergetreten ist, gilt: Ordnung entsteht aus Chaos. Diese Klubs hellen das
Erscheinungsbild des Seebades angenehm auf. Dieser Wandel tut gut und ist so
notwendig wie die Erneuerung der Blätter im Frühling. Dabei kommt es nicht
darauf an, wie die Dinge sind, sondern wie wir damit umgehen.
Bloße Kritik, Jammern, Wehklagen und Zähneklappern nützt
in der gegenwärtig politisch wie wirtschaftlich angespannten Weltlage nichts.
Man muss, wie diese Klubs, das Heft selbst in die Hand nehmen, miteinander reden
und seine guten Beziehungen zum Wohle Gleichgesinnter und Hilfsbedürftiger
fördern. Dabei ist natürlich wie wir wirken, stets wichtiger als das, was wir
sagen. Was man gesagt hat, vergisst man. Wie wir auf den anderen Menschen
gewirkt haben, vergisst dieser nie. In diesen Klubs und Treffs muss nicht nur
Kapitän, sondern auch Mannschaft sein, für alle von uns ist Platz. Viel Arbeit
ist zu tun und wenig, doch die Pflichten, die wir haben, sind gleich.
Heute ist emotionale
Intelligenz gefragt
Die eigenen Gefühle erkennen, die eigenen Gefühle
erfolgreich managen, die Gefühle anderer erkennen und sie vielleicht sogar
positiv verändern, dies sind zusammen mit der ständigen Selbstmotivation
Schwerpunkte für das eigene Verhalten wie auch für das Klubleben. Warum nicht
bei einer Ungereimtheit zugeben: „Das tut mir leid. Ich will dies
ändern." Oder aber: „Das ist sehr unangenehm." Jedes Gespräch
nimmt sofort eine positive Wendung. Die emotionale Intelligenz ist der
Schlüssel zum kommunikativen Erfolg. Hilfreich dabei ist stets die
Vier-M-Theorie: Man Muss Menschen Mögen! Auch an das Gute im Menschen glauben
ist ein guter Anfang. Wir alle kommen allein auf die Welt und verlassen sie auch
alleine. Dazwischen sind wir von Menschen umgeben, die wir schätzen und
akzeptieren sollten. Der Dialog ist dabei der schönste Lernprozess! Nur der
echte Dialog führt zu einem guten Gespräch. Der Partner muss unsere
Anteilnahme spüren. Gleichgültigkeit, in welcher der Gesprächspartner merkt,
dass Seele und Geist seines Gegenüber bereits auf einer anderen Baustelle
tätig sind, wirken verletzend.
Klubs und Treffs leben von der und für die Kommunikation.
Dies ist, wie Untersuchungen belegen, ein lohnendes Unterfangen. Denn, wer gut
kommuniziert, lebt glücklicher und ist fröhlicher! Allein, nicht die
aufgesetzte, nur die natürliche Fröhlichkeit verbindet. Entscheidend für den
Erfolg einer Gemeinschaft, eines Klubs ist folglich die gute Kommunikation auf
allen Ebenen. Ein E-mail oder SMS kann immer noch kein persönliches Gespräch
ersetzen, kann aber wohl entscheidend sein für eine positive Grundhaltung. Der
Maßstab für unser Lebendigsein ist unsere Beziehungsfähigkeit. Wenn es wahr
ist, was Martin Buber sagt, „dass alles wirkliche Leben Begegnung ist",
so liegt ein Sinn unter anderem im tätigen Gemeinschaftsgefühl. Letztlich sind
geistige Grundsätze und ethische Verhaltensweisen wichtiger als Tempel, Statuen
und Denkmäler.