Der
neue Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Deutscher Sprache in Thailand,
Burkhard Bartel, trat sein Amt im Dezember letzten Jahres in Bangkok an.
Burkhard Bartel wurde am 7. Februar 1953 in Bad Dürheim-Oberbaldingen
(Baden-Württemberg) geboren. Er hat noch einen älteren Bruder und eine
jüngere Schwester. Mit seiner Frau Isolde, von Beruf Diplom-Pädagogin, hat
Pfarrer Bartel zwei Töchter, Saskia und Maren.
Seine Erziehung im Elternhaus und im großväterlichen
landwirtschaftlichen Betrieb war vor allem durch evangelische Frömmigkeit
pietistischer Prägung bestimmt. Nach sechsjährigem Besuch der Grundschule
in seinem Heimatort ging er von 1965 bis 1974 auf das
altsprachlich-humanistische Gymnasium in Donaueschingen. Schon in seiner
Jugend lehnte er sich gegen die gepredigte Überzeugung auf, dass Glaube und
Heilsgewissheit wichtiger sein sollen als Lebensfreude und Glück.
So kam er zur Theologie, da er sich bewusst mit den
Zweifeln seiner Jugendzeit auseinandersetzen wollte, aber auch um andere
Religionen und Weltanschauungen kennen zu lernen. Folglich absolvierte er
ein Studium der Evangelischen Theologie in Tübingen, Freiburg und Basel und
schloss dieses am 20. Februar 1980 mit der 1. kirchlichen Dienstprüfung ab.
Sein Ausbildungsvikariat in Frommern (Dekanat Balingen)
schloss er mit der im Team erstellten Zulassungsarbeit „Der Streit um die
Bergpredigt und die Sorge um den Frieden" ab.
Noch heute ist er seinem Ausbildungspfarrer im Dekanat
Balingen dankbar, dass dieser ihm die Möglichkeit gab neben der
Gemeindearbeit die „Friedensinitiative Zollernalbkreis" mitzugründen
und zu organisieren. Burkhard Bartel wurde auch Mitglied im Versöhnungsbund
und ist Mitunterzeichner der Stuttgarter Initiative „Ohne Rüstung
leben". Während dieser anstrengenden Ausbildungszeit half ihm oft der
Rat seines Ausbildungspfarrers, dessen Meinung war: „Pfarrer werden dafür
bezahlt Zeit zu haben".
Die kirchliche Ordination fand am 8. November 1981 statt.
Zwei Jahre verbrachte er als Pfarrvikar in Simmonzheim (Dekanat Calw) und
war dann weitere drei Jahre als ständiger Pfarrer in dieser ländlichen
Kirchengemeinde tätig. Seine Frau war ebenfalls in der Gemeindearbeit
engagiert.
Auf Werben eines Freundes hin entschloss sich das Ehepaar
im Auftrag der evangelischen Kirche zu einer Mitarbeit in Kamerun. Nur für
wenige Monate trat er 1989 nach einer sprachlichen und soziokulturellen
Vorbereitungszeit in Basel und Paris sein Amt als Gemeindepfarrer in Garoua
(Nordkamerun) im Auftrag der Vereinten Evangelischen Mission an. Seine Frau
begleitete ihn. Schwerpunkt war der Gemeindeaufbau mit einer regen
Bautätigkeit.
„Leider waren die vorherrschenden sozialen und
politischen Spannungen in Gesellschaft und auch in der dortigen Kirche so
groß, dass wir den trockenen Norden Kameruns viel zu früh verlassen
mussten", erinnert er sich an den Beginn seiner Arbeit in Afrika. Ohne
den Umweg über Deutschland begann das Ehepaar Bartel im April 1990 eine
neue Arbeit in Kigali (Ruanda).
Burkhard Bartel wurde Pfarrer im Schulbüro des
Dachverbandes der evangelischen Kirchen in Ruanda und erarbeitete dort den
Lehrplan in französischer Sprache für den Religionsunterricht der
Sekundarschulen. Seine Aufgabe war es, den Kontakt und den Austausch mit den
Schulleitungen von annähernd 220 staatlichen, konfessionellen
(hauptsächlich katholischen) und freien Schulen zu intensivieren und in den
elf Präfekturen des Landes die Schülerfreizeiten zu organisieren.
In den vier Jahren, die das Ehepaar in Ruanda verbrachte,
war es auch Zeuge und Opfer einer Entwicklung, die im Völkermord endete. Es
musste mit ansehen, wie unschuldige Menschen vor der eigenen Haustür
ermordet wurden, ohne die Möglichkeit helfend eingreifen zu können. Das
Ehepaar Bartel wurde vom Wohnzimmerfenster aus Augenzeuge der Ermordung von
mehr als 300 Menschen, die fälschlicherweise darauf gehofft hatten, im Raum
der Kirche Asyl und Schutz zu erhalten.
„Nach wenigen Tagen wurden wir durch die
Bundesregierung evakuiert. Kurz nach der Rückkehr konnte ich als
Koordinator für Zentralafrika bei „Brot für die Welt" meine
Erfahrungen einbringen. Bei meinem ersten Besuch in Ruanda nach dem Krieg
begann ich privat mit einigen Freunden das Hilfsobjekt „Humara".
Inzwischen hat sich die Situation im Land gebessert, und wir sind dabei die
Organisation ganz an Ruanda abzugeben", berichtet Pfarrer Bartel über
diese grausame Zeit.
Seit August 1995 war Pfarrer Bartel dann an der gewerblichen
Robert-Mayer-Berufsschule in Stuttgart-Mitte als Schulpfarrer tätig. Als er
vom Kirchenamt der EKD die Stellenausschreibung des Pfarramtes der
evangelischen Gemeinde in Thailand erhielt, war er gleich begeistert. „Meine
Frau und ich stellen uns gerne den vielfältigen Aufgaben eines Pfarramtes
im Dialog mit anderen Religionen und Glaubenstraditionen, vor allem auch in
einem Land mit einer langen Tourismustradition, deren wunderschöne und auch
schwierige Seiten uns schon in unserer Arbeit begegnet sind", freut
sich Pfarrer Bartel gemeinsam mit seiner Frau auf die künftigen Jahre in
Thailand.