Teil 3: 1963 bis 1991
Duncan Stearn
Eine relativ ruhiger Zeitraum – sofern es Staatsstreiche
angeht – verlief bis zum 17. November 1971. Thanom Kittikachorn führte an
diesem Tag einen inländischen Schlag aus, beendete die konstitutionelle
Ordnung, erklärte das Standrecht und übernahm die diktatorische Gewalt.
Jedoch im Juni 1973 begannen Demonstrationen von Studenten
gegen die Regierung und nach ein paar Monaten wuchsen diese zu einer
Massenbewegung, die den Rücktritt Kittikachorns verlangten.
Nachdem am 14. Oktober Truppen auf demonstrierende Studenten
schossen, trat Kittikachorn zurück und ging ins Exil. Der Vorfall führte zu
einer Periode unstabiler Demokratie, die vier Premierminister in drei Jahren
hervorbrachte.
Eine Gruppe mit dem Namen „Komitee für
Verwaltungsreform" unter Führung von Admiral Saangad Chaloryoo und General
Kriangsak Chomanand, gab am 6. Oktober 1976 Truppeneinheiten den Befehl, die
Thammasat Universität in Bangkok zu stürmen und die wieder aufkommende
Studentenbewegung zu unterdrücken Eine große Anzahl von Studenten wurde
getötet und über 10.000 flohen in die Wälder. Einige von ihnen schlossen sich
den Aufrührern der thailändischen kommunistischen Partei an.
Zwei Tage darauf machten die Anführer des Staatsstreiches
einen ehemaligen Richter am obersten Zivilgericht, Thanin Kraivichien, zum
Premierminister.
Ein versuchter Staatsstreich gegen die Regierung wurde im
März 1977 niedergeschlagen, aber am 20. Oktober des gleichen Jahres stürzte
die Armee Kraivichien in einem unblutigen Putsch. General Kriangsak Chomanand
wurde zum Premierminister ernannt.
Nach ausgedehnten Demonstrationen gegen die Regierung trat
Kriangsak im Februar 1980 zurück und wurde durch den Oberbefehlshaber der
Armee, General Prem Tinsulanonda, ersetzt.
General Prem wurde am 1. April 1981 in einem unblutigen
Staatsstreich entmachtet. Die Anführer hatten jedoch nicht die Unterstützung
der königlichen Familie und drei der vier regionalen Armeeoberbefehlshaber
mussten bereits nach drei Tagen wieder ihre Macht abtreten.
Noch ein anderer erfolgloser Putsch fand am 9. September 1985
in Bangkok statt. Unglücklicher Weise führte dieser zum Tode des
preisgekrönten australischen Kameramanns und Journalisten Neil Davis und seinem
Tontechniker Bill Latch. Sie gerieten ins Kreuzfeuer zwischen Aufständischen
und General Prem Tinsulanonda ergebenen Truppen. Der Staatsstreich misslang und
der Staatsnotstand wurde bis zum 16. September ausgerufen.
Der ehemalige Premierminister General Kriangsak Chomanand
wurde in Zusammenhang mit dem Putsch verhaftet und des Aufruhrs bezichtigt.
Der allseits beliebte General Prem trat im Jahre 1988 zurück
und Chatichai Choonhaven übernahm sein Amt. Chatichai führte damit die erste
zivile Regierung seit 1976 an.
Die Regierung Choonhaven wurde durch eine Reihe von Skandalen
erschüttert. Am 23. Februar 1991 wurde Choonhaven gestürzt. Der unblutige
Staatsstreich wurde von den Generalen Sunthorn Kongsompong und Suchinda
Kraprayoon geführt. Es war somit seitdem der letzte Putsch in Thailand trotz
wirtschaftlichen und kulturellen Umbruchs, das Militär hielt sich von der
Einmischung in inländische Politik seit dieser Zeit fern.