Vogelgrippe

Dr. Walter Helmbart

Es gibt bereits einige Todesopfer der Vogelgrippe. Menschen haben kaum natürliche Abwehrkräfte gegen diesen Virus. Dies erklärt die hohe Sterblichkeitsrate, insbesondere unter den ganz Jungen und den ganz Alten.

Ich habe bis jetzt noch keine gute wissenschaftliche Erklärung für die Vogelgrippeepidemie gehört oder gelesen, obwohl es einen Überfluss an Falschinformationen gibt. Die Leute meiden Hühnerfleisch so sehr, dass es kaum noch auf den Märkten zu finden ist, aber ich habe noch nie von einem Fall gehört, wo eine Ansteckung durch den Verzehr von Hühnerfleisch erfolgt ist. Nach Auskunft der Weltgesundheitsorganisation treten Ansteckungen nur auf, wenn man in Kontakt mit Speichel, Nasenflüssigkeit oder Fäkalien kommt. Fäkalien sind gefährlich, insbesondere für die Vögel selbst. Ein einzelnes Gramm verseuchten Kots reicht aus, um eine Million Vögel mit dem Virus zu infizieren.

Die Übertragung von Vögeln auf den Menschen ist sehr ineffizient und dies ist der Grund, warum es zum Glück nur wenig Krankheitsfälle gab, sogar unter Menschen die im direkten Kontakt mit erkrankten Hühnern standen. Warum aber ist die Sterblichkeitsrate unter den menschlichen Opfern so hoch? Die Antwort liegt in der Art und Weise wie der Körper Infektionen bekämpft. Wenn ein Virus eine Zelle infiziert, dann übernimmt er diese voll und ganz. Er zwingt die Zelle mehr Viren zu produzieren und dies bewirkt, dass weitere Zellen angesteckt werden. Je länger dieser Vorgang ungestört vonstatten geht, desto kränker wird eine Person. Im Normalfall allerdings wirkt das körpereigene Abwehrsystem und der Virus wird besiegt, bevor der Schaden zu groß wird. Dies aber trifft nur auf Viren zu, die den Menschen normalerweise befallen. Der Vogelgrippenvirus ist dem Körper fremdartig und es dauert viel länger, bis die Abwehr in Kraft tritt.

Die Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation sind besorgt, dass der Vogelgrippevirus sich mit einem Grippevirus verbinden könnte, wie es einem Menschen oder einem Schwein geschehen könnte, die bereits mit einem Grippevirus infiziert sind. Das würde einen neuen und viel tödlicheren Virenstamm zum Ergebnis haben. Je mehr sich der Vogelgrippevirus ausbreitet, desto größer ist die Gefahr, dass so etwas passiert.

Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass einige Regierungen, Thailand eingeschlossen, kritisiert wurden, da sie die Epidemie anfangs vertuscht hatten. Dabei gab es bereits Verdacht im November letzten Jahres als Tausende von Hühnern in Nakhon Sawan starben. Sogar in Bangkok gab es Anzeichen der Vogelgrippe, lange bevor es in der Presse publik wurde.

Positiv ist anzumerken, dass die Quarantänen für mehr als 150 Gebiete in 40 Provinzen aufgehoben wurden. Wenn das Virus in den nächsten 21 Tagen auf keiner Farm entdeckt wird, dann wird das Land als frei von der Vogelgrippe erklärt. Und mit den Anstrengungen der Regierung – wie das Hühnerfestival des Premierministers – dürfte es nicht mehr allzu lange dauern, bis dieser Vogel wieder, unbesorgt, Bestandteil unserer täglichen Speise werden kann.