Sie arbeiten also 12 Stunden am Tag, vielleicht sogar
mehr, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Sie
kommen an einen Punkt, wo Sie denken, beziehungsweise nicht mehr denken, da
Sie glauben, dass Ihnen das Leben nur Arbeit, psychischen Stress und
körperlichen Schmerz bietet.
Ein
buddhistischer Tempel ragt über die Ufer des Koh Kred Flusses als der
Morgen anbricht.
Ich nahm nicht wahr, dass ich diese Schwelle schon vor
Jahren überschritten hatte. Freunde und Familie bestanden darauf, dass ich
eine Pause einlegte und für eine Weile weggehe. Ich lächelte und sagte zu
mir selbst: „In Ordnung, ich setze mich unter einen Kokosnussbaum und tue
gar nichts. Ha, das würde mich richtig zum Wahnsinn treiben."
Wir alle wissen und ignorieren die Tatsache, dass ein
Mensch einen Punkt erreichen kann, wo es wirklich nicht mehr darauf ankommt,
ob er Schmerzen hat. Diese werden dann kaum noch wahrgenommen, aber wir
wissen, dass dies extrem gefährlich für die körperliche und geistige
Gesundheit ist.
Die
Gruppe auf dem Weg nach Koh Kred.
Einige enge Freunde bedrängten mich monatelang, dass ich
die Arbeit vergessen und ein paar Tage des Friedens und der Meditation mit
ihnen verbringen sollte. „Natürlich, Meditation", dachte ich. Ich
kann ja noch nicht einmal zwei Minuten still sitzen und nun soll ich in der
selben Pose lange Zeit ohne Nachzudenken verharren.
Dr.
Vichit Kittipongkosol: „Die Atmung muss aus dem Zentrum des Seins
kommen."
Aber tief im Innern wusste ich, dass ich das verzweifelt
brauchte, und ich gab nach und sagte: „Ich gehe."
An einem Samstagmorgen fuhren wir früh los und
erreichten kurz nach Tagesanbruch einen stillen Pier an den Ufern des
mächtigen Chao Praya Flusses in Pak-kred in der Provinz Nonthaburi nahe
Bangkok.
Die Insel Koh Kred mit einer Fläche von fünf
Quadratkilometern wurde in der Ayutthaya Periode von König Tai Sa 1722
ausgebaut. Legenden zufolge wanderten in diesen Tagen eine große Anzahl Mon
nach Siam aus. In seiner großen Weisheit erlaubt ihnen König Tai Sa, sich
auf der Insel anzusiedeln, da man sie dort besser unter Beobachtung halten
konnte. Nachdem wir am Baan Dvara Prateep Pier angekommen waren, wurden wir
von unserem Gastgeber begrüßt, der uns auf einen auf Stelzen gebauten
Fußweg führte, der ins Heiligtum führte. Wir hatten so viel über diesen
Platz und vor allem über die Person gehört, die dieses Heim gebaut hatte.
Er wollte dieses mit jenen teilen, die den Wunsch hatten, der Hektik des
Stadtlebens für einen kurzen Moment der Erholung zu entfliehen.
Das
einzigartige Chedi an der Stelle, wo der Kanal auf den Hauptfluss trifft.
Der charmante Gastgeber gab uns eine kurze Einführung.
Baan Dvara Prateep ist bekannt als das Haus des Wissens und der Heiligtümer
für diejenigen, die wirkliche Entspannung und inneren Frieden durch
Meditation suchen. Gleichzeitig ist es eine gute Gelegenheit etwas über die
thailändische Kultur und die Lebensweise der Flussbewohner zu lernen. Vor
allem aber erlangt jeder wahres Glück, welches den Geist erleuchtet. Es ist
so, als ob man das helle Licht einer Kerze in der Dunkelheit beim
Durchschreiten eines „Tors des Lichts" sieht. „Tor des Lichts"
ist die wörtliche Übersetzung von Baan Dvara Prateep.
Ein
altes Foto zeigt, wie der Kanal die Insel erschaffen hat.
Das Haus gehört einer Dame namens Kasemsook
Bhamornsatit, auch bekannt als Pa Sai (Tante Sai), die als führende
Befürworterin der Meditation gilt. Pa Sai hat mehr als die Hälfte ihres
Lebens der Meditation gewidmet. Sie baute dieses Haus als
Meditationsrefugium für sich und ihre Kollegen. Aber aufgrund ihres starken
Wunsches, anderen Menschen, die unter Stress und Depressionen leiden, zu
helfen, öffnete sie ausgewählten Menschen ihre Tür.
Spaß
beim Nudelnkochen.
Baan Dvara Prateep ist ein Gebäudekomplex, der aus
brandneuen Holzgebäuden besteht, die auf hölzernen Stelzen am Flussufer
errichtet wurden. Hinter den Gebäuden befindet sich eine große
Fruchtplantage. Ein kleines Dorf, zu dem schmale, auf Stelzen gebaute
Fußwege führen, liegt weiter landeinwärts. Die Unterbringung ist einfach,
aber sehr komfortabel. Das Haus hat seine eigene Küche. Die
Geschicklichkeit der Familienmitglieder beim Zubereiten der Speisen
beeindruckte uns immer wieder. Ein großes Meditations- und Übungszimmer
sowie das Mehrzweckwohnzimmer waren die übrigen Räume in diesem Refugium.
In den Schlafzimmern gibt es keine Fernseher und keine Kühlschränke. Um
unserer Gesundheit willen waren alkoholische Getränke und das Rauchen von
Zigaretten strikt verboten. Wir dachten, dass dies eine reinigende Erfahrung
sein werde und freuten uns auf eine Reihe von gesunden Tagen. Nachdem wir
unsere Erfrischungen zu uns genommen hatten, verloren wir keine Zeit und
wurden in den Übungsraum geführt, wo uns Dr. Vichit Kittipongkosol
begrüßte. Dr. Vichit ist ein leise sprechender und freundlicher Mensch. Er
sprach mit uns über das Verstehen der thailändischen Kultur und den Zweck
der Meditation. Er führte uns durch einige grundlegende Übungen, wobei die
zentrale Meditation durch Entspannungstechniken angewandt wurde.
Ban
Dvara Prateep, links die Schlafzimmer und rechts das Wohnzimmer.
Er lehrte uns als Wichtigstes die richtige Atemtechnik.
„Richtiges Atmen verbessert die Blutzirkulation und baut Stress ab. Das
Atmen muss vom Zentrum des Seins kommen." Er zeigte uns einen einfachen
Weg wie wir unser Zentrum finden können. „Stellen Sie sich an eine Wand
und strecken Sie die Arme über Ihren Kopf. Markieren Sie den Punkt, wo Ihre
Fingerspitzen die Wand berühren. Teilen Sie das Ganze zur Hälfte. Das ist
der Mittelpunkt Ihres Körpers und Ihres Geistes. Dort sollte Ihre Atmung
konzentriert werden." Dies war eine Offenbarung für mich.
Frau
Kasemsook Bhamornsatit strahlt Harmonie und Frieden aus.
Nachdem wir die Grundlagen gelernt hatten, setzten wir
uns zum Mittagessen zusammen. Das machte Spaß, da wir unsere eigene Schale
Nudeln zubereiten mussten. Uns wurde natürlich noch eine Anzahl von
Gerichten im Esszimmer angeboten. Wir dachten, dass wir dieses Wochenende
alle unsere Vorsätze bezüglich einer Diät vergessen könnten.
Die Nachmittagssitzung war der Höhepunkt. Dort führte
uns Pa Sai durch die Kasemsook Bewegungsübung, was in meditativem Sitzen
endete. Als jemand, der noch nie so eine Erfahrung gemacht hatte, war ich
eher nervös und wusste nicht, was geschehen und wohin mich das führen
würde. Vielleicht hatte ich Angst, das wahre innere Selbst zu finden. Es
könnte mir so gut gefallen, dass es mein Leben für immer verändern
würde. Könnte ich jemals wieder derselbe harte Boss wie früher sein?
Dr.
Vichit führte uns durch einige grundlegende Übungen, indem er die
Zentralisationstechnologie mittels der Entspannungstechnik anwandte.
Um den Zweck dieser Übung besser zu verstehen, wurden
wir zunächst über deren Bedeutung informiert. Die Kaemsook Bewegung für
bessere körperliche und geistige Gesundheit ist nach dem Erfinder des
Programms benannt und meint wörtlich „Glücksbewegung". Die
Kasemsook Bewegung hat nichts mit Hüpfen zu tun, noch mit körperlicher
Anstrengung, Aerobic oder irgendeiner Art von Spiel. Die Bewegung wurde
gegründet, um das Gleichgewicht des Körpersystems durch die Anregung des
Blutkreislaufes auszugleichen. Dabei werden Milchsäuren abgebaut, die
Erschöpfung verursachen.
Pa
Sai führt in der Gruppe die Kasemsook Bewegung vor.
Pa Sai war in zwei Autounfälle verwickelt, die
verschiedene Verletzungen an ihrem Nacken, ihrer Schulter und ihrem
Unterleib verursacht hatten. Sie hatte dauernde Schmerzen und ihre
Bewegungen waren eingeschränkt. Sie konnte ihre geliebten Yogaübungen
nicht mehr abhalten. Um diese Hindernisse zu überwinden, entwickelte Pai Sa
das, was sie die „Körperbewegung für Glück" nannte. Die Bewegungen
basieren auf klassischem Thai Tanz, Tai-Chi und ihrer eigenen Erfindung.
Diese Bewegung ist jetzt Teil ihres Kurses „Lösung für Körper und
Geist". Pa Sai wurde zur Erziehungsberaterin für die Schulen in
Pattaya benannt. Dort ist die Kasemsook Bewegung als integraler Bestandteil
des „Glücks Camp" und „Glück von Lehrern für Schüler"
Trainingsprogramms eingeführt.
Der
zauberhafte Sonnenuntergang über Koh Kred vom Boot aus gesehen.
Wir hatten viel Spaß bei der Übung, da keine
Kraftanstrengung notwendig war und wir uns wirklich gestärkt fühlten. Wir
erlebten das Kribbeln in unseren Fingerspitzen und fühlten den
Blutkreislauf in unseren Körpern. Man ermutigte uns, diese Übungen
entweder im Büro oder Zuhause zu machen. Während der Übung wurde Yannis
wunderschöner Musiktitel „Tribut" gespielt. Dies stimulierte Körper
und Geist wie nie zuvor.
Pa
Sai schaut den Teilnehmern zu.
Die Sitzungen endeten damit, dass Pa Sai uns durch Musik
in tiefe Meditation führte. Sie sprach uns sanft an, beruhigte uns mit
ihren sanften Worten und brachte uns zurück auf den Pfad der heiteren
Klarheit und Ruhe, wenn wir zu entschlüpfen drohten. Pa Sai ist eine
liebenswerte Dame. Man kann einfach dasitzen, sie anschauen und ihr
stundenlang zuhören. Sie umgibt eine solch wundervolle Aura der Ruhe.
Am späten Nachmittag unternahmen wir einen Bootsausflug
um die Insel und betrachteten den wundervollen Sonnenuntergang.
Zurückgekommen führte man uns Blumenarrangements und Obstschnitzereien
vor. Man ermutigte die Gäste mitzumachen.
Yona
legte erstaunliches Geschick bei der Kunst des Blumensteckens an den Tag.
Wir wiederholten dieselbe Übung und Meditation am Abend,
bevor wir früh zu Bett gingen. Ohne Alkohol und Fernsehen schliefen wir
friedlich, ohne von den Giften gestört zu werden, die Bestandteil unserer
Umgebung und unseres Lebensstiles sind.
Am nächsten Morgen um 5.30 Uhr versammelten wir uns am
Pier. Wir erwarteten die Ankunft eines Mönchs, um ihm Almosen zu geben und
eine Segnung zu empfangen. Wir hielten den Atem an, als wie in einem Traum
aus der nebligen Dunkelheit ein Sampan auf dem Fluss auftauchte. Ein
einsamer Mönch paddelte dort und machte seine frühe Morgenrunde, um
Almosen von den Bewohnern des Flussufers zu erhalten. Nachdem er die Almosen
erhalten hatte, segnete er uns alle, bevor er in die Dunkelheit abtauchte.
Wir standen stumm und sahen ihn wegrudern, bis er außerhalb unserer Sicht
war.
Alisa
gibt dem Mönch auf seinem winzigen Sampan ein Almosen.
Am zweiten Tag wurden die Übungen und Meditationen des
ersten Tages wiederholt. Daraufhin machten wir eine Tour durch das
Heimatmuseum für Stupa Studien, geführt von Dr. Vichit. Wir lernten viele
interessante Aspekte über die Form und Philosophie der Pagoden und Stupa
die buddhistische Religion betreffend.
Am späten Nachmittag sagten wir Auf Wiedersehen und
stiegen auf die Fähre, um uns in die wahnsinnige Welt da draußen
zurückzubegeben. Wir hofften, dass die Ruhe und der Frieden des Geistes,
die wir in diesen zwei Tagen in dem Heiligtum erlangt hatten bis zu unserer
Rückkehr bei uns bleiben würden.
Die ganze Familie war am Pier zu einem herzlichen
Abschied versammelt. Wir mussten versprechen wieder zu kommen. Dieses
Versprechen gaben wir.
Interessenten an einer Gruppensitzung im Baan Dvara
Prateep, können folgende Adressen kontaktieren:
M.A. Language Centre, Tel. 038 427236, E-mail: centrema
@hotmail.com Khun Alvi, Tel. 01 8645754, oder Khun Jintana, 01 6135719
Sue
findet inneren Frieden durch Meditation.
Dr.
Vichit hält einen Vortrag über die Charakteristiken, Formen und
Philosophien der Pagoden und Stupa im Museum.
Die
ganze Familie war am Pier, um sich herzlich von uns zu verabschieden.