Bis zum nächsten Mal

Franz Schmid

Wie war das damals noch bei der SARS-Krise? Was war SARS überhaupt? Und wie hatte sich die Regierung damals verhalten? Dementis, Beschwichtigungen, ein hin und her, dass man gutmeinend als flexible Schaukelpolitik bezeichnen kann. Was folgte, waren schwere wirtschaftliche Einbrüche, insbesondere im Tourismus und Reiseverkehr. Zwar gab es kaum Fälle dieser Krankheit in Thailand, doch die Art und Weise, wie die man versuchte, der Krise Herr zu werden – beziehungsweise das Nichtgelingen dieses Unterfangens – erinnert fatal an die Vorgehensweise bei der jetzigen Krise. Schon versucht man, zum „business as usual" zurückzukehren, was ja auch verständlich ist, wenn man die Verluste bedenkt, die Thailands Agrarwirtschaft durch die Krise erleiden musste.

Doch wie war das noch? Da verkündete der Premierminister im Brustton der Überzeugung, dass das Land von dem Virus nicht befallen sei. Im Kreise seiner Mitarbeiter verspeiste er genüsslich Brathähnchen aus thailändischer Zucht. So stimmt es sogar, dass noch kein Mensch durch den Genuss an infiziertem Hühnerfleisch erkrankt ist. Todesopfer gab es bisher nur bei denjenigen, die in direktem Kontakt mit dem infizierten Federvieh standen. Doch kurze Zeit nach dem öffentlich zelebrierten Dementi musste die Regierung später kleinlaut zugeben, dass auch dieses Land nicht von der Vogelgrippe verschont geblieben war.

Nun war die Hektik groß und in panischer Eile wurden Millionen von Hühnern und sonstiges Federvieh getötet. Manchmal hatte man den Eindruck, dass hier zuviel des Guten getan wurde. Positiv war aber auf jeden Fall, dass die Regierung energisch in allen Landesteilen die öffentliche Sauberkeit durchzusetzen begann. Doch der angerichtete Schaden war und ist kaum wieder gut zu machen. Durch die umständehalber erzwungene Rücknahme des Dementis sah sich die Regierung auf einmal in der Defensive. Die Agrarexporte im Bereich Geflügel brachen ein und auch die einheimische Bevölkerung begann das eigentlich sehr beliebte Geflügelfleisch zu meiden, weil kein Mensch mehr wusste, worauf man sich nun eigentlich verlassen konnte. Die eigentlichen Leidtragenden sind neben den bedauernswerten Todesopfern die Myriaden von Geflügelzüchtern und alle, die mit dem Vertrieb und Verkauf des Federviehs zu tun haben. Auch einige aus der alten Heimat stammenden Gastronomen können davon ein mehr als trauriges Lied singen.

Natürlich wird sich der Leser dieses Artikels fragen, was denn hätte anders gemacht werden können angesichts des Ausmaßes dieser Krise. Um es gleich zu sagen, Patentrezepte gibt es nicht. Es soll hier nur kurz aufgezeigt werden, was man auf keinen Fall tun sollte, um die Krise zu verschlimmern. Dazu gehört, dass man auf keinen Fall vorschnelle Dementis gibt, die man dann unter dem Druck der Ereignisse wieder zurücknehme muss.

Und auch wenn es im Grundsatz richtig ist, dass man mit großem Aufwand versucht, die einheimische Geflügelindustrie wieder auf die Beine zu bringen, sollte man dennoch Vorsicht walten lassen. Die Todesfälle bei Rindern und Katzen tragen nicht gerade zur Beruhigung bei. Dabei sollte natürlich auf keinen Fall in das andere Extrem der Panikmache verfallen werden. Doch das Gebot der Stunde lautet: Information und keine Propaganda, Aufklärung und keine vorschnellen Dementis. Dann werden auch die ausländischen Importeure und die inländischen Verbraucher Vertrauen fassen und können so zur Wiederbelebung dieses Wirtschaftszweiges beitragen.

Die nächste Krise kommt bestimmt. Und dann sollte man besser gewappnet sein.