Liebe Tante Frieda,
Erfreut habe ich festgestellt, dass es in dem schönen Ferienort Pattaya einen kostenlosen Busservice gibt. Das finde ich ganz toll. Doch einige Dinge irritieren mich ein wenig. Entspricht es den landesüblichen Sitten, dass sich diese sogenannten Bahttaxis mit Absicht in den Bussen in den Weg stellen? Ist es normal, dass sie die Passagiere mit bösen Blicken und hämischen Bemerkungen bedenken? Habe ich bei der Lektüre meines Reiseführers vielleicht irgendetwas übersehen? Ich bin nämlich das erste Mal in Thailand und möchte mehr über seine Kultur erfahren. Im Reiseführer stand nämlich, dass die Thais ein besonders freundliches Volk sind.
Erstreisender

Lieber Erstreisender,
Machen Sie sich keine Gedanken, in punkto Kultur haben Sie bei den Bahttaxifahrern bestimmt nichts übersehen, denn diese haben keine. Sie führen sich eben nur auf, wie sie es seit Jahrzehnten gewohnt sind, und daher erfreuen sie sich auch allgemeiner Beliebtheit. Außerdem sind diese Herrschaften der festen Überzeugung, dass nur sie alleine das Recht haben einen Personentransport durchzuführen. Durch die Einführung eines Konkurrenzservice, sehen sie nun ihre angestammten Gewohnheitsrechte in Gefahr. Zu diesen Rechten gehören rücksichtslose Fahrweise, Missachten der Verkehrsregeln, das Betrügen von harmlosen Touristen und das Nichteinhalten von Abmachungen. Es wäre deshalb eine deutliche Bereicherung der Kulturszene, wenn diese fragwürdigen Gestalten ganz von der Straße verschwinden.
Liebe Tante Frieda,
da ich unter Schlafstörungen leide, spazierte ich vor kurzem nachts einmal wieder an der Beach Road entlang. Dort beobachtete ich einige merkwürdige Vorkommnisse. Große Gestalten, die wie Frauen aussahen und sich äußerst feminin benahmen, kamen auf mich zu, wollten sich bei mir unterhaken und suchten sogar Körperkontakt mit mir. Mir fiel auf, dass diese Damen alle sehr große Füße hatten und eigentlich sehr derbe Gesichtszüge. Als sich diese Wesen wieder von mir entfernt hatten, bemerkte ich, dass meine Brieftasche und meine Armbanduhr nicht mehr vorhanden waren. Handelt es sich hier etwa um eine Art einheimisches Ritual, welches ich noch nicht durchschaut habe?
Schlafgestörter

Lieber Schlafgestörter,

Im weitesten Sinne könnte man diese merkwürdigen Vorfälle schon als Ritual bezeichnen. So etwas gibt es ja überall, ob im Karneval oder im Gefängnis. Bei den merkwürdigen weiblichen Wesen handelt es sich schon um Damen, allerdings solche der zweiten, recht zweifelhaften Kategorie. Diese verdienen ihren Lebensunterhalt unter anderem damit, dass sie unbedarften nächtlichen Spaziergängern wie dir wertvolle Gegenstände entwenden. Lieber Nachtwandler, lasse es dir gesagt sein, nimm bei deinen nächsten nächtlichen Ausflügen nur das Notwendigste mit und versuche die Beach Road zu meiden. Es empfiehlt sich auch immer eine Dose Tränengas mit sich zu führen, um sich diese schillernden Gestalten vom Leibe zu halten. Aber bitte nicht sprühen, sondern nur die Dose zeigen. Die „Damen" werden dann laut kreischend das Weite suchen.