Franz Schmid
Die Bilder brennender Schulen und getöteter Menschen im
Süden Thailands hat auch bei den in Pattaya lebenden Farangs, wenn nicht
für Unruhe, so doch für Gesprächsstoff gesorgt. Es ist voll
verständlich, dass für diese Verbrecher, die sich keinen Deut um Leben und
Gesundheit ihrer Mitmenschen scheren, möglichst harte Strafen gefordert
werden. Dummerweise geben diese Terroristen vor, im Namen einer der großen
Weltreligionen zu handeln. Und prompt ist an den Stammtischen in Pattaya –
und nicht nur dort – verallgemeinernd von den Moslems die Rede.
Um es gleich zu sagen: Es soll hier nichts schön geredet
werden, noch soll irgend etwas entschuldigt werden, was nicht zu
entschuldigen ist. Auch soll nicht in typisch deutscher Gutmenschmanier
alles mit dem Mantel einer Totaltoleranz zugedeckt werden, die aus den
Opfern schließlich Täter macht und umgekehrt. Es ist wichtig festzuhalten,
dass die große Weltreligion des Islam sich in einer schwierigen Phase
befindet und dass solche Auswüchse, wie man sie zur Zeit in Südthailand
– und leider nicht nur dort – beobachten muss, von aus dem Ruder
geratenen missionarischen Tendenzen begünstigt werden.
Doch dies ist nur die eine Seite der Medaille. Aus
Gründen der Fairness müssen ab und an wieder einmal gewichtige Fakten in
Erinnerung gerufen werden:
Der Islam gehört mit dem Judentum und dem Christentum zu
den abrahamitischen Religionen; neben all dem Trennenden gibt es zwischen
diesen drei Glaubensrichtungen auch viel Verbindendes. Des weiteren lohnt
ein Blick in die Geschichte. Es sollen hier nicht die schon abgedroschenen
Phrasen über die Verbrechen der Kreuzritter aus der Mottenkiste geholt
werden, da haben wir in Deutschland weiß Gott genug Kulturmasochisten, die
gar nicht genug davon bekommen können, immer wieder mit dem strafenden
Finger auf sich selbst und unsere Lebensart zu zeigen. Nein, man stelle sich
einfach einmal vor, was wäre denn passiert, hätte es im achten Jahrhundert
nicht diesen Sturmlauf der moslemischen Araber Richtung Europa gegeben.
Jahrhunderte lang beherrschten die Reiche der Kalifen ein Riesengebiet,
welches zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung bis zu den Pyrenäen
reichte. Das christliche Europa war zu diesem Zeitpunkt gerade dabei, sich
vom Fall des Römischen Imperiums, den Wirren der Völkerwanderung und den
blutigen Diadochenkämpfen zu erholen.
Viele kulturellen und wissenschaftlichen Erkenntnisse der
Antike waren kaum oder gar nicht mehr gegenwärtig, die Menschen im Europa
nördlich der großen europäischen Gebirgszüge lebten unter sehr viel
primitiveren Bedingungen als die Anwohner des Mittelmeeres. Der
Zusammenprall mit der islamischen Kultur hatte für Europa nicht nur
militärische Aspekte. Auch kulturell fand ein reger Austausch statt, wobei
die Eindringlinge aus dem heißen Wüstensand mehr zu bieten hatten. Das
christliche Abendland verdankt viele seiner Kenntnisse in Medizin und
Astronomie den Arabern. Und auch die Algebra wurde aus dem Morgenland
importiert. Im muslimisch beherrschten Spanien lebten die Eroberer meist in
friedlichem Nebeneinander mit Juden und Christen, was nach dem Ende der
Wiedereroberung durch die Spanier nicht mehr der Fall war.
In der nichtmuslimischen Welt sollte man sich angesichts
der schlimmen Bilder, die uns seit Jahren über die Fernsehkanäle
heimsuchen, auch diese Tatsache immer wieder bewusst machen. Der Islam als
Religion wird von einer kleinen fanatischen Gruppe zu verbrecherischen
Zwecken missbraucht, die große Mehrheit der Muslime ist genauso friedlich
wie jeder andere Mensch.