Liebes Pattaya Blatt,
In vielen Leserbriefen wird von dem Schreiber gefragt:
„Warum?". Warum sind die Gehwege in schlechtem Zustand? Warum
schreibt das „Pattaya Blatt" nur über Pattaya und Thailand? Warum
ist die Polizei so schlecht präsent? Warum gibt es Bettler in der Stadt?
Warum ist der Strand schmutzig? Warum ist die Einwanderungsbehörde so
schikanös zu den Touristen? Warum schreitet die Polizei oder die Stadt
nicht strenger bei Verkehrsverstößen ein? Warum werfen die Thais überall
ihren Müll hin?
Mit solchen „Warum" könnte man vermutlich eine
ganze Seite dieser Zeitung füllen. Auf all diese Fragen „Warum" eine
Antwort zu geben, wäre müßig und diese Mühe nicht wert! Warum? Weil es
eine einfache und klare Antwort darauf gibt.
Wir sind hier in Thailand! Im Land der Freien (wie das
Wort Thai schon sagt). In einem Land, in dem völlig andere
Lebensanschauungen vorherrschen als bei uns in Deutschland oder Europa. Wir
befinden uns hier in einem Land, wo wir Gäste sein dürfen, in einem Land,
wo das eigene Staatsvolk über sich selbst bestimmen kann und darf. Und wer
vermag diese freizügige Lebenseinstellung mit ihren Gewohnheiten zu
ändern? Wir Europäer? Wir aus dem deutschsprachigen Raum? Wir Deutsche?
„Warum"?
Viele Touristen und Residenten kommen doch wohl hierher,
weil sie doch alle diese freien Lebensgewohnheiten für sich in Anspruch
nehmen wollen – weitab von unserer steifen Bürokratie, in der alles
geregelt ist, und wenn man sich nicht an diese Regeln hält, sofort
gemaßregelt wird.
Davor flüchten doch einige unserer gestrauchelten
Existenzen und suchen hier Unterschlupf. Viele kommen hierher, genießen
Narrenfreiheit, lassen mancherorts regelrecht die „Sau raus", dass
man sich manchmal schämen muss ihr Landsmann zu sein, und ärgern sich aber
dann über andere, die für sich dasselbe in Anspruch nehmen wollen.
Einige profitieren von der Nachlässigkeit der Behörden
und der völlig überlasteten Polizei (wer die Möglichkeit hat, setze sich
einmal vier Stunden ins Vorzimmer des Polizeichefs von Pattaya, und er wird
wissen, wovon ich rede). Profitieren tun Personengruppen von diesen
Umständen, die aus ganz besonderen Gründen hierher nach Thailand kommen,
auf die aber Thailand verzichten kann und auch verzichten möchte!
Was dieser Personenkreis der einheimischen Bevölkerung
an Schaden zufügt, kann man als normaler Mensch nicht ermessen und kann
auch durch nichts gut gemacht werden. Alle anderen die nicht so abartig
veranlagt sind, aber Abartigkeiten dulden oder wegsehen, wenn sie andere
erdulden müssen, machen sich genauso mitschuldig!
Sich hier dem malträtierten Klientel mehr zu widmen
wäre sinnvoller als dumme Fragen nach dem „Warum" zu stellen!
Man könnte sich auch Fragen stellen wie: Warum sind in
deutschen Städten die Gehwege mit Hundekegel übersät? Warum gibt es bei
uns Müllsammler entlang der Autobahnen, Schnell- und anderen Straßen?
Warum sind unsere Polizei und Behörden so penibel? Warum gibt es in unserer
so hochgelobten, demokratischen Sozialstaatlichkeit so viele Bettelvereine?
Diesen Fragekatalog könnte man unendlich fortsetzen!
Für die Polizei hier in Pattaya muss gesagt werden: Die
Polizei ist wirklich zu lasch! Sie ist aber für ihr Aufgabengebiet auch
total unterbesetzt. Und wer mit ihr Ärger hat, hat auf irgendeine Art und
Weise dafür Anlass gegeben. Ich habe in 27 Jahren noch keinerlei negative
Erfahrungen gemacht; auch nicht in Verkehrsangelegenheiten.
Ich wundere mich manchmal über deren Geduld, die sie
ihrem Gegenüber entgegenbringt! Wer also hier in Thailand Antworten auf die
vielen Fragen „Warum" sucht, soll zunächst nach den Antworten in
seiner Heimat suchen, denn dort, – egal, wo seine Heimat ist, gibt es
genug zu tun und die Weltverbesserer hätten ihre Lebensaufgabe gefunden.
Die Antworten auf die Frage „Warum" werden hier in Thailand die Thai
selbst finden. Die Thai haben das Recht ihre Angeleinheiten selbst zu regeln
und in die Hand zu nehmen; es ist außerordentlich unhöflich als Gast
seinen Gastgeber kritisieren zu wollen!
Wir kommen alle freiwillig hierher und niemand zwingt uns
zu bleiben, ergo steht uns auch nicht das Recht zu, Land und die darin
lebenden Menschen verändern zu wollen. Wer aber dennoch nicht davon
ablassen kann und unbedingt seinem Drang nachgehen muss etwas zu verändern,
muss mit gutem Beispiel vorangehen, und vielleicht selbst seinen Unrat, den
er bereitet hat, beiseite räumen.
Er kann sich zum Beispiel auch über die „Vater Raymond
Brennan Stiftung" an der Sukhumvit Road informieren und dort Hilfe
leisten, egal in welcher Form und in welchem Bereich! Es gibt Menschen, die
darin eine Aufgabe sehen oder eine neue Aufgabe gefunden haben. Wenn man
erkennt, dass es Menschen gibt, denen es viel schlechter geht als einem
selbst, vielleicht ermöglicht das dem einen oder anderen wieder mit sich
und der Umwelt besser in Einklang zu leben und nicht nur an belanglosen
Dingen herumzunörgeln.
Hier gibt es Möglichkeiten, sich für eine Minderheit,
die unserer Hilfe bedarf, stark zu machen und Einsatz zu zeigen. Aber leider
muss man immer wieder die Erfahrung machen, dass, wenn Hilfe und
Unterstützung gefordert ist, fast alle verschwunden sind.
Oft sind es die „Warum-Fragesteller"! Ist das
Ereignis vorbei, kommen sie aus ihren Höhlen gekrochen und fragen nach „wie
ist es gelaufen oder was ist zusammengekommen?" Man könnte in diesem
Fall die Frage mit einer Gegenfrage beantworten, wie: „Warum willst du
denn das wissen?"
Egbert Scherer
Rim Hat Jomtien Beach Condominium