Die Bilder millionenfach getöteter Hühner sind uns
allen noch in Erinnerung. Auch die täglichen Schlagzeilen in den Medien
über die Ausbreitung und die Gefahren der Vogelgrippe werden noch lange im
Gedächtnis haften bleiben. Und natürlich sind die menschlichen Todesopfer
dieser gefährlichen Seuche nicht vergessen.
Doch sollte man sich bei aller Vorsicht im Hinblick auf
die Krankheit und Anteilnahme gegenüber den bedauernswerten Menschen, die
dieser Seuche erlagen, eines vor Augen führen: In ganz Asien hat es weniger
als 50 Tote gegeben. Man erinnere sich, die SARS Krise hatte allein in China
Menschenleben in dreistelliger Höhe gefordert.
Aber wenn man sich den Blätterwald in Europa und
insbesondere in Deutschland anschaut, der sich in dieser Zeit mit der Krise
befasst hat, könnte man denken, dass der Weltuntergang unmittelbar
bevorsteht und jeder noch schnell sein Apfelbäumchen pflanzen sollte.
Um es gleich zu sagen, es soll hier nichts beschönigt
oder heruntergespielt werden. Diesen Fehler haben andere schon gemacht und
damit viel Unheil angerichtet. Doch genauso wenig sind Hysterie und
Panikmache hilfreich und da sind wir Deutsche leider viel zu oft der
unrühmliche Vorreiter.
Es sollen hier nur einmal ein paar Zahlen herhalten, um
die Situation objektiv zu beleuchten: In Ostasien leben etwa drei Milliarden
Menschen. Weniger als eine halbe Hundertschaft ist leider dem
Vogelgrippevirus erlegen.
Wie schon gesagt, jeder einzelne Tote ist zuviel, doch
lässt sich der Anteil der Todesopfer noch nicht einmal in Promille
ausdrücken. Alleine in Pattaya sterben pro Woche mehrere Menschen durch
Verkehrsunfälle und Gewaltverbrechen. Bis jetzt ist Gott sei Dank noch
niemand auf die Idee gekommen, dies publizistisch so auszuschlachten wie die
Vogelgrippenkrise.
Wäre dem so, dann müsste der unbedarfte Leser auf den
Gedanken kommen, dass in diesem Teil Südostasiens der Dritte Weltkrieg mit
endzeitlicher Konsequenz ausgebrochen ist.
Was nötig ist, sind Augenmaß und Sachlichkeit bei
jedweder Art von Berichterstattung. Es ist gewiss nicht leicht, den
Mittelweg zwischen Hysterie und Herunterspielen zu finden, doch jeder
verantwortungsvolle Journalist sollte sich über die Konsequenzen seiner
Artikel im Klaren sein.
Eine umfassende Aufklärung über die Gefahren solcher
Vorkommnisse – und leider wird es sie immer wieder geben- tut absolut not.
Doch genauso wichtig ist auch, darauf hinzuweisen, dass es bestimmte
Schutzmechanismen gibt und es beispielsweise für Viren nicht möglich ist,
bestimmte Temperaturen überleben.
Viele Geflügelzüchter sind in den Ruin getrieben
worden, die Tourismusindustrie, die sich nach SARS und 9/11 gerade wieder
erholt hatte, wurde wiederum angeschlagen und auch viele unserer hier
lebenden Landsleute wurden hart getroffen, einige sogar in den Ruin
getrieben. Natürlich liegt dies nicht alleine an der Ängste schürenden
Berichterstattung einiger deutscher Zeitungen, aber deren Beiträge waren
durchaus nicht immer hilfreich.
Der alte Grundsatz wonach nur schlechte Nachrichten gute
Nachrichten sind („only bad news are good news") sollte bei einem
verantwortungsvollen Journalismus nicht gelten. Es muss alles auf den Tisch,
auch die guten Seiten. Dies scheint man in Deutschland bei gewissen
Zeitungen leider manchmal zu vergessen.