Ostern

Franz Schmid

„Ostern ist doch so ein typisches christliches Fest, das speziell in deutschen Landen übertrieben wird", sagte neulich ein Bekannter zu mir. In gewisser Weise hat er sogar recht, wenn ich mir die Reklame im Fernsehen oder die vielen mit Ostereier geschmückten Läden in Europa anschaue, und hinter jeder Ware scheint sich ein unverschämt grinsender Osterhase zu verbergen, der, wenn man genau hinsieht, Euro-Zeichen statt Augen hat. Zum thailändischen Songkran Fest, das fast zeitgleich ist, braucht man wenigstens nur Wasser und Puder zu kaufen, anstatt teure Ostergeschenke...

Aber was bedeutet Ostern eigentlich? Ostern wurde schon in früher Zeit begangen, allerdings unter einer anderen Bedeutung. Die Menschen der Frühzeit, die viel enger mit der Natur verbunden und von ihr stärker abhängig waren als wir heute, begrüßten den Abschied des dunklen und kalten Winters – für viele Menschen war dessen Dauer eine sehr existentielle Frage zu dieser Zeit – und sie freuten sich auf den hellen und warmen Frühling, der alles wieder wachsen und gedeihen lässt. So kommt es, dass deren uralte Fruchtbarkeitssymbole, wie das Ei oder der Hase, Eingang in dieses unser höchstes christliches Fest, Ostern, gefunden haben.

Ostern ist, wie schon erwähnt, das höchste Fest der Christenheit. Hier geht es aus religiöser Sicht um die Auferstehung des lebendigen Gottes, der den Tod besiegt hat und somit den Menschen Mut und Hoffnung macht. Es geht um Jesus Christus, der von seinem Vater auf die Erde geschickt wurde, um die Menschheit zu erlösen, der von den Römern mit Zustimmung der Juden gemartert und schließlich zum Tode verurteilt wurde. Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat und noch am Kreuze, im Sterben, Gottes Verzeihung für uns erflehte. Dieser Jesus wird heutzutage leider viel zu sehr in den Hintergrund gestellt, ja, manche von uns strafen seinen Tod, das Leiden, das er für die Menschheit auf sich genommen hat, mit Nichtbeachtung oder sogar mit mildem Spott.

Trotzdem gibt es noch Hoffnung. Es gibt sie schon noch die Christen, die am Ostersonntag in die Kirche gehen. Vielleicht mehr oder weniger der Nachbarn wegen, falls sie in einem kleinen Dorf Zuhause sind. Die auch zur Beichte gehen, falls sie katholisch sind, etwas linkisch, weil sie sich verzweifelt an die Worte ihrer Kindheit während der Beichte erinnern wollen. Es gibt aber zum großen Glück auch noch die echten Christen. Jene, die regelmäßig zur Kirche gehen, aber auch jene, die das nicht so häufig tun und dafür lieber Taten sprechen lassen. Menschen, die anderen Gutes tun, wie Jesus Christus es gepredigt hat. Jene die Kranken und Kindern helfen, denen keine Bürde oder Last zu groß sind, um ihre Mitmenschen zu unterstützen. Das sind die wahren Christen, denen wir alle, ob Christen, Buddhisten, Moslems oder Sikhs, nacheifern sollen.