„Ostern ist doch so ein typisches christliches Fest,
das speziell in deutschen Landen übertrieben wird", sagte neulich ein
Bekannter zu mir. In gewisser Weise hat er sogar recht, wenn ich mir die
Reklame im Fernsehen oder die vielen mit Ostereier geschmückten Läden in
Europa anschaue, und hinter jeder Ware scheint sich ein unverschämt
grinsender Osterhase zu verbergen, der, wenn man genau hinsieht,
Euro-Zeichen statt Augen hat. Zum thailändischen Songkran Fest, das fast
zeitgleich ist, braucht man wenigstens nur Wasser und Puder zu kaufen,
anstatt teure Ostergeschenke...
Aber was bedeutet Ostern eigentlich? Ostern wurde schon
in früher Zeit begangen, allerdings unter einer anderen Bedeutung. Die
Menschen der Frühzeit, die viel enger mit der Natur verbunden und von ihr
stärker abhängig waren als wir heute, begrüßten den Abschied des dunklen
und kalten Winters – für viele Menschen war dessen Dauer eine sehr
existentielle Frage zu dieser Zeit – und sie freuten sich auf den hellen
und warmen Frühling, der alles wieder wachsen und gedeihen lässt. So kommt
es, dass deren uralte Fruchtbarkeitssymbole, wie das Ei oder der Hase,
Eingang in dieses unser höchstes christliches Fest, Ostern, gefunden haben.
Ostern ist, wie schon erwähnt, das höchste Fest der
Christenheit. Hier geht es aus religiöser Sicht um die Auferstehung des
lebendigen Gottes, der den Tod besiegt hat und somit den Menschen Mut und
Hoffnung macht. Es geht um Jesus Christus, der von seinem Vater auf die Erde
geschickt wurde, um die Menschheit zu erlösen, der von den Römern mit
Zustimmung der Juden gemartert und schließlich zum Tode verurteilt wurde.
Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat und noch am Kreuze, im Sterben,
Gottes Verzeihung für uns erflehte. Dieser Jesus wird heutzutage leider
viel zu sehr in den Hintergrund gestellt, ja, manche von uns strafen seinen
Tod, das Leiden, das er für die Menschheit auf sich genommen hat, mit
Nichtbeachtung oder sogar mit mildem Spott.
Trotzdem gibt es noch Hoffnung. Es gibt sie schon noch
die Christen, die am Ostersonntag in die Kirche gehen. Vielleicht mehr oder
weniger der Nachbarn wegen, falls sie in einem kleinen Dorf Zuhause sind.
Die auch zur Beichte gehen, falls sie katholisch sind, etwas linkisch, weil
sie sich verzweifelt an die Worte ihrer Kindheit während der Beichte
erinnern wollen. Es gibt aber zum großen Glück auch noch die echten
Christen. Jene, die regelmäßig zur Kirche gehen, aber auch jene, die das
nicht so häufig tun und dafür lieber Taten sprechen lassen. Menschen, die
anderen Gutes tun, wie Jesus Christus es gepredigt hat. Jene die Kranken und
Kindern helfen, denen keine Bürde oder Last zu groß sind, um ihre
Mitmenschen zu unterstützen. Das sind die wahren Christen, denen wir alle,
ob Christen, Buddhisten, Moslems oder Sikhs, nacheifern sollen.