Hansjörg Leeser

Mit positiver Einstellung das Leben genießen

Man sieht dem freundlich lächelnden Herrn in mittleren Jahren nicht an, welch schweren Schicksalsschlag er in seinem Leben zu meistern hatte. Genussvoll zieht Hansjörg Leeser an seiner dicken Zigarre und beginnt aus seinem Leben zu erzählen.

Geboren wurde er am 22. März 1954 in Frauenfels im Schweizer Kanton Thurgau, heute wohnt er in Zürich. Nach dem Besuch der Sekundarschule absolvierte er eine Lehre als Textilverkäufer mit kaufmännischem Abschluss. Im jugendlichen Alter von 21 Jahren machte er sich gemeinsam mit einem Geschäftspartner selbständig, und diese Geschäftsverbindung besteht auch heute noch. Die Firma stellt unter dem bekannten Markennamen „Leonardo" hauptsächlich Leder- und Freizeitbekleidung her und ist in der Schweiz in diesem Bereich die unangefochtene Nummer Eins. Diese Produkte werden auch an Abnehmer in der Schweiz, Österreich und Deutschland geliefert.

Eigentlich lief es für Hansjörg Leeser sehr gut bis zu jenem verhängnisvollen Ostersonntag 1985. Der leidenschaftliche Skifahrer – der nebenbei noch Fußball, Autorennen und Tennis zu seinen Freizeitvergnügen zählt – frönte wieder einmal seinem Hobby und fuhr auf seinen geliebten Bretteln den Hang hinab. Da passierte es: „Diesen Sprung hatte ich vorher schon hundert Mal gemacht und ich kannte die Strecke in- und auswendig, doch irgendwie geriet ich in Vorlage und kopfüber in den Schnee", erinnert er sich. Bei vollem Bewusstsein wurde ihm gewahr, dass etwas sehr Schlimmes passiert sein musste, denn er konnte sich nicht mehr bewegen. Später stellten die Ärzte fest, dass er einen kompletten Bruch zwischen dem dritten und vierten Halswirbel erlitten hatte. Hansjörg hatte Riesenglück im schwersten Unglück, denn unter den ersten Leuten, die ihm zu Hilfe kamen, befand sich ein ihm bekannter Arzt. Dieser sorgte dafür, dass er unverzüglich mit dem Helikopter ins Paraplegie-Zentrum nach Basel transportiert wurde. Nach der Operation eröffneten ihm die Ärzte ohne Umschweife, dass er für den Rest seines Lebens zur totalen Bewegungslosigkeit verdammt sei. Drei Monate lag er ihm Bett, ohne auch nur einen Finger rühren zu können.

„Da hat man viel Zeit nachzudenken", meint Hansjörg. Doch er resignierte nicht. Mit eisernem Willen und positiver Einstellung glaubte er fest an seine Heilung. Er preist noch heute die optimale Therapie. „Schon ab der ersten Woche gab es zweimal täglich Übungen", erinnert er sich. Nach einem Vierteljahr fühlte er, dass er seinen linken Zeh bewegen konnte. Obwohl das Pflegepersonal nichts sah, als er es stolz vorführen wollte, gab er nicht auf. Im Laufe der Zeit stellten sich täglich minimale Erfolge ein. Sein linkes Bein konnte er als erstes wenige Millimeter bewegen, bald wollte er stehen und verlangte die dafür geeigneten Schienen.

Am 6. August 1985 war es ihm sogar möglich, wieder ins Büro zu kommen, in dem er ab diesem Zeitpunkt dann einmal pro Woche auftauchte. Anfangs ließ er sich fahren, doch irgendwann im Herbst des Jahres hatte ihn der Übermut gepackt. In seinem Rolls-Royce kutschierte er ohne Hilfe von Basel nach Zürich und erst während der Fahrt wurde ihm gewahr, dass er aufgrund seiner immer noch vorhandenen Behinderung ja gar nicht alle Fahrmanöver durchführen konnte. Er zog daraus die Konsequenz und übte drei Stunden täglich das Autofahren.

Nach insgesamt 11 Monaten wurde er aus dem Krankenhaus entlassen. Er war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen. Allerdings benötigt er immer noch eine Krücke und eine Beinschiene für sein linkes Bein.

Hansjörg arbeitete bis 1999 und zog sich dann aus dem Tagesgeschäft zurück. Allerdings ist er immer noch an der Firma beteiligt und ist außerdem der Vorstandsvorsitzende des Textil- und Modecenters Zürich. Seine notwendigen Sitzungen legt er so, dass sie nicht mit seinem fünfmonatigen Pattaya-Aufenthalt vom Dezember bis April zusammentreffen.

1999 ging er zunächst für neun Monate nach San Diego. Dort verbesserte er seine Englischkenntnisse. Nach Thailand hat es ihn das erste Mal vor zehn Jahren verschlagen. Beim vierten Mal verlängerte er seinen Aufenthalt spontan um einen Monat und seitdem überwintert er hier jedes Jahr. Außerdem unterstützt er eine blinde Frau und hilft der Gemeinschaft, wo immer er kann.

Der Schweizer ist ein Genussmensch, der dem Leben die angenehmen Seiten abgewinnt. Er raucht täglich vier gute Zigarren, liebt gutes Essen – insbesondere italienisches, Rotwein und schnelle Autos. So wundert es nicht, dass er einen Ferrari und einen Porsche sein eigen nennt und mit einem 57er Alfa Romeo immer noch Oldtimerrennen fährt. Und zusammen mit seinem besten Freund Romano besucht er jedes Jahr die „Mille Millia" – das Oldtimerrennen in Italien.

In Pattaya und insbesondere im Amari Orchid Resort, seinem zweiten Heim, fühlt er sich rundum wohl. „Ich bedauere die schlechte Presse, die diese Stadt in Europa des öfteren hat. Hier gibt es alles, von Ruhe und Erholung, gutem Essen bis zu vibrierendem Nachtleben." Schon fast überflüssig zu sagen, dass er ein Gründungsmitglied des hiesigen Feinschmeckerclubs ist. Sein schweres Schicksal hat er mit Energie und Optimismus gemeistert. „Es gibt immer noch sehr viele Menschen, denen es weit schlechter geht als mir – sogar in meinen schwersten Zeiten", beendet er die angenehme Konversation.