Der endlos nasse „Spaß“

...oder wie man des Wassers überdrüssig wird

Franz Schmid

„Wasser ist zum Waschen da", heißt es so schön in einem alten deutschen Schlagerlied. Stimmt! Wasser ist gut, Wasser braucht man zu allem, speziell zum Überleben.

Auch das Songkran-Fest braucht anscheinend das Wasser zum Überleben, denn die alten Bräuche werden eigentlich vom „Lek-Normalverbraucher" nicht mehr sehr beachtet. Dafür aber geht man gespornt und gerüstet in die Schlacht, die Wasserschlacht.

Bewaffnet mit verwegen aussehnenden Gerätschaften, von der Riesenkanone über das selbstgebastelte PVC-Rohr, Bottichen, Eimern, Schläuchen bis hin zu normalen Plastikschüsselchen, ist alles vertreten, mit dem man Wasser spritzen, werfen und schütten kann. Eigentlich ist es ja auch recht nett.

Dachte ich zumindest früher immer, als ich noch jung und knackig und voll Tatendrang war. Nun, nach vielen Jahren Tropenaufenthaltes wird man ruhiger – und des ewigen Wasserschüttens immer müder. Man sagt ja beileibe nichts, wenn das Wasserfest, wie Songkran oft bezeichnenderweise genannt wird, einen, zwei, ja, meinetwegen auch drei Tage dauert. Aber, da gibt es die vielen Farangs, die schon lange, im Rausche der Gefühle (oder ist es einfach der Alkoholgenuss?) nicht nur ihre Säfte, sondern auch das Wasser in Pattaya verspritzen. Auf jeden und alles, was ihnen unterkommt. Kräftig unterstützt von grölenden Barmädchen natürlich. Wen wundert es, wenn da die zusehenden Kinderchen ebenfalls zum Schlauch, zum Kübel oder zur Kanone greifen? Na und dann sind auch die erwachsenen Thais nicht faul und mischen kräftig mit. Vom 13. April bis zum 20. April. Eine volle Woche geballte Wasserkraft wird da über die Urlauber und die Einheimischen gleichermaßen geschüttet. Egal, ob man jetzt auf dem Weg zur Arbeit ist und dann schlotternd in den Tiefkühlräumen der hiesigen Büros sitzen muss, oder auf dem Weg zum Strand im Bahtbus schon einen Vorgeschmack auf die kommenden Badefreuden bekommt.

Aber heuer war die Polizei alert! Die Regierung hat alle Wasserkanonen, PVC-Rohre, Puder und sonstigen Mittel zur Völkerbelustigung während Songkran verboten. Ach ja, Alkohol gehörte auch zu den verbotenen Genüssen während dieser Zeit! Und die Polizei hatte natürlich ein sehr wachsames Auge auf alles. Verzeihlich, dass sie nicht überall, an jeder Ecke gleichzeitig sein konnte. Daher entging meinem geschulten Songkran-Auge natürlich nicht, dass es eben diese Dinge an jeder Ecke zu kaufen gab und sie sehr wohl überall und fleißig in Gebrauch waren. Nebst Alkohol! Und den in kräftigen Mengen bei den Mengen! Besonders die Jugendlichen hatten alle eine Flasche Bier oder Whisky in der Hand, aus der dann fleißig getrunken wurde, oder die eine Runde unter den Gleichgesinnten machte. Wahrscheinlich befand sich nur Wasser darin und wurde gegen den Durst in der großen Hitze getrunken, sonst hätte die Polizei, die ja wie immer daneben stand, sicher eingegriffen. Das trunkene Tanzen in der Mitte der Straßen und Herumtorkeln der Menschen war wahrscheinlich auch nur auf einen Hitzschlag oder Sonnenstich zurückzuführen.

Zum Glück war, bis auf ein paar vereinzelte Aktionen, der ganze Spuk am 21. April wieder zu Ende. Nur einige mit Puder überzogene Autos erinnerten noch an den nassen Spaß. Und der Dreck auf den Straßen. Und der Wassermangel, der gleich wieder herrschte, da es heuer den heißesten Sommer seit 15 Jahren gibt.

Sei wie es sei, das ist das Land der Freien und sie können mit ihrem Wasser, ihrer Umwelt, ihrer Gesundheit und ihren Straßen umgehen wie sie wollen. Na denn, ein gutes neues Jahr!