Als König Rama III, der noch als Thronerbe Chao Anu
begünstigt und vertraut hatte, davon erfuhr, dass Vientiane immer noch stand,
sandte er Pya Bodin in die Stadt zurück mit dem Befehl alles dem Erdboden
gleich zu machen und nur die Klöster stehen zu lassen.
Als sich jedoch im Juli 1828 eine thailändische Vorhut
Vientiane näherte, war Chao Anu ebenfalls in Begleitung einer starken Truppe
laotischer Soldaten auf dem Weg zurück in seine ehemalige Hauptstadt.
Anu Chao täuschte vor sich den Thais zu unterwerfen, aber
dann wandte er sich heimtückischer Weise gegen sie. Nur etwa 40 von den 300
Soldaten gelang es zu entkommen.
Die laotische Armee rückte daraufhin vor, um die
thailändische Haupttruppe unter Führung von Pya Bodin anzugreifen, wurde aber
in einer Schlacht bei Bokvarn besiegt. Chao Anu floh wiederum aus Vientiane und
im Oktober 1828 zerstörte die thailändische Armee die gesamte Stadt. Die
Bevölkerung wurde in die Gegend von Saraburi und Lopburi deportiert. Die
thailändische Armee führte die Zerstörung von Vientiane so gründlich durch,
das die Stadt für die nächsten 40 Jahre wirklich eine Geisterstadt blieb.
Chao Anu floh in die Provinz Xieng Khouang, wurde aber vom
dortigen Herrscher an Thailand überstellt. Chao Anu und seine Familie wurden
nach Bangkok gebracht, in eiserne Käfige gesperrt und jeden Tag in der Stadt
umhergefahren. Nach sieben Tagen Folterung und Demütigung starb der 62-jährige
Chao Anu und sein Leichnam wurde gepfählt und öffentlich ausgestellt.
Thailand gliederte die Provinz Vientiane seinem Reich an,
aber der Krieg hatte weitreichende Folgen. Der vietnamesische Kaiser, der noch
bis vor kurzem Tributleistungen von Vientiane erhalten hatte, betrachtete die
Provinz immer noch als Vasallenstaat Vietnams. In der Tat hatte Chao Anu
versprochen, sich Vietnam zu unterwerfen sowie die Abgabe bestimmter östlicher
Gebiete und Tributleistungen in Gold und Silber, als er sich zum Kriegszug gegen
Thailand entschied.
1832 rückten vietnamesische Truppen vor, um die kleine
Provinz Xieng Khouang zu besetzen und dabei richteten sie auch eine Präsenz in
Laos ein, die nur ein paar Jahrzehnte später von Frankreich ausgenutzt wurde,
nachdem es die Kontrolle über Vietnam gewann.
Die Ansichten der thailändischen und laotischen
Geschichtsschreiber gehen weit auseinander, wenn es um eines der bittersten
Geschehnisse in der Geschichte beider Länder geht. Aus laotischer Sicht ist
Chao Anu ein Kriegsheld und ein Mann, der als Führer der
Unabhängigkeitsbewegung gilt. Aus thailändischer Sicht ist er nichts weiter
als ein waghalsiger Aufrührer.
Nach dem Anschluss Vientianes wurde Laos als ein Teil der nordöstlichen
Region Thailands verwaltet. Die Herrscher von Champassak und Luang Prabang
behielten ihre Befugnisse, aber mussten regelmäßig Abgaben nach Bangkok
entrichten. Ihre Ernennung und die ihrer Nachfolger wurden durch Thailand
bestätigt bis Frankreich im Jahre 1893 ein Protektorat über Laos einrichtete.