Liebe Tante Frieda!
Ich bin zum ersten Mal in Thailand und habe mich in einer
Appartementanlage eingemietet. Es gefällt mir gut, aber vor einigen
Wochen gab es kein Wasser. Also musste ich ohne zu duschen schlafen gehen.
Am nächsten Morgen gab es immer noch kein Wasser. Ich machte mich also
auf, um eine Duschgelegenheit aufzuspüren, vielleicht in einem
Schwimmbad. Als ich auf die Straße trat, standen überall Leute herum,
die Wasser spritzten. Von Kleinlastwagen deckten Kinder und Jugendliche
die Fußgänger mit Wasserkanonaden ein. Ich vermute nun, dass in einigen
Teilen Pattayas das Wasser abgestellt war, und sich die Bewohner der
Stadtteile, die noch Wasser hatten, auf den Weg machten, um ihre
notleidenden Mitbürger mit einer kühlen Erfrischung zu erfreuen.
Allerdings ist mir nicht ganz klar, warum alle dabei laut kreischten und
sich Puder ins Gesicht schmierten. Ist es während der Trockenzeit gang
und gäbe, andere Leute nass zu spritzen und kann ich da mitmachen, wenn
in anderen Stadtteilen die Wasserversorgung ausfällt?
Pitschnasser
Lieber Pitschnasser,
Du bist wahrscheinlich als Neuling mit den hiesigen Sitten nicht so
vertraut. Der Tag, an dem du nass gespritzt wurdest, ist nämlich das
thailändische Neujahrsfest. Zur Erklärung: Zum Höhepunkt der
Trockenzeit verfallen die Einheimischen auf die Idee, mit Wasser um sich
zu spritzen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die öffentlichen
Wasserreserven auf dem Tiefpunkt sind. Da die Appelle, mit Wasser sparsam
umzugehen, auf taube Ohren stoßen, haben sich die Wasserwerke vielleicht
dazu entschlossen, das Wasser abzustellen, um der Verschwendung
vorzubeugen. Aber vielleicht war in deiner Gegend auch nur ein Rohrbruch.
Auf keinen Fall ist es anzuraten, ähnliches zu machen, wenn kein
Neujahrsfest ist. Denn dann ist nämlich die Polizei sehr wachsam und du
könntest Schwierigkeiten bekommen, zumal wenn du dir auch noch Puder ins
Gesicht schmierst. Deine Hilfsbereitschaft in allen Ehren, aber lass es
lieber sein.
Liebe Tante Frieda,
neulich war ich auf der Geburtstagsfeier eines alten Herrn. Neben
Geschenken wurde auch eine Geburtstagstorte gebracht. Nach dem Essen sagte
eine Dame, dass sie gerne die Reste der Mahlzeit mitnehmen würde, obwohl
sie wusste, dass der alte Herr alleinstehend ist. Und dann erzählte sie
auch noch von ihren Lieben daheim, die ja so gerne Torte essen würden.
Daraufhin schnitt ihm der Gastgeber ein Stück ab und ließ es für ihn
reservieren. Beim Nachhausegehen bemerkte ich, wie besagte Dame frech das
weitaus größere Stück einpacken ließ. Ich machte keine Bemerkung
darüber, aber ich war sehr enttäuscht. Jetzt weiß ich nicht, wie ich in
Zukunft auf diesen Menschen reagieren soll.
Ein enttäuschter Partygast
Lieber enttäuschter Partygast,
leider gibt es immer wieder Menschen, denen die primitivsten
Anstandsregeln abgehen. Wenn du nicht auf diese schmarotzerhaften
Erdenbewohner angewiesen bist, solltest du sie mit totaler Verachtung
strafen. Falls du aber weiter Umgang pflegen musst, dann gibt es einige
Methoden, um so jemanden auflaufen zu lassen. Erzähle bei der nächsten
Party, dass die Reste des Büffets für Brot an die Welt versteigert
werden sollen. Oder verkünde ganz einfach, dass alles, was übrig bleibt,
eingefroren wird, und dem Waisenhaus mit AIDS-infizierten Kindern zugute
kommen soll. Sollte jemand im Kreise der Anwesenden selbst bedürftig
sein, dann möge er sich doch melden, damit man seine Not mildern kann.
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