Der
charmante, gutaussehende Herr mit dem graumelierten Haar begrüßt uns
höflich und herzlich. Wir folgen ihm durch ein großzügig und sehr
geschmackvoll eingerichtetes Wohnzimmer und nehmen auf dem geräumigen
Balkon mit einem wunderbaren Meeresblick Platz.
Gérard Lemmers wurde in einem kleinen
niederländischen Dorf mit etwa 350 Einwohnern südöstlich von Nijmwegen
an der Maas geboren. Die meisten Bewohner waren Bauern. „Zum Glück
hatte mein Vater einen anderen Beruf, somit hatte ich mehr Freizeit als
die meisten meiner Spielkameraden, da diese nachmittags oft noch auf dem
Hof aushelfen mussten," erinnert sich Gérard.
Bis zu seinem 12. Lebensjahr besuchte er die
Grundschule im Dorf. Dann ging es mit Fahrrad und Boot über den Fluss zu
einer weiterführenden Schule. „Das hat mich kräftig gemacht",
sagt er. Mit 16 beendete er die Schule, obwohl er eigentlich studieren
wollte, doch das angestrebte Studium war zu teuer. Zuerst verdingte er als
Aushilfe bei den benachbarten Bauern. Dann fand er eine Anstellung im
Rathaus. „Die ersten vier Monate arbeitete ich zur Probe ohne
Gehalt", erzählt er, „dort war man zufrieden mit mir und ich wurde
eingestellt."
Mit 20 Jahren wurde er für 18 Monate zur Bundeswehr
einberufen. Die meiste Zeit verbrachte er als NATO-Soldat in einem kleinen
Dorf in Deutschland an der Grenze zu seinem Heimatland. Während seines
Wehrdienstes für Königin Juliana hatte er viel mit Computern zu tun, was
ihm nach dem Ende seiner Militärzeit zugute kam. Bereits vor seiner Zeit
als Soldat hatte er seinen Freund und Lebensgefährten Gé Laurant kennen
gelernt, der bereits Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt hatte.
Gemeinsam zogen sie nach Amsterdam und arbeiteten anderthalb Jahre für
die Firma Honeywell, bevor sie gemeinsam ihre eigene Firma grün-deten.
„Wir taten dies allerdings in Nijmwegen, wo vor uns
noch keiner in dieser Branche tätig war." Sein Freund kümmerte sich
um Software und Marketing, Gérard übernahm die Büroarbeit. Der Anfang
war nicht leicht, aber im Laufe der Zeit stellte sich der Erfolg durch
harte Arbeit ein. Nach 21 Jahren hatte die Firma 90 Angestellte. Aus
gesundheitlichen Gründen verkauften sie dann das Geschäft. „Wir
liebten unsere Arbeit und uns machte auch eine 80 Stundenwoche nichts aus,
doch Gé hatte bereits zwei Herzinfarkte hinter sich und es ging einfach
nicht mehr".
1992 zogen sie dann nach Pattaya. Wenige Jahre spä-ter
kauften sie ein Grundstück, um sich den Traum vom gemeinsamen Haus zu
erfüllen. Da schlug das Schicksal hart zu: Gé ereilte der dritte,
tödliche Herzinfarkt. Noch vor Beginn der Bauarbeiten verkaufte Gerard
das Grundstück wieder, da es mit zu vielen Erinnerungen verbunden war.
Wenige Monate vor seinem Tod hatte Gé Gérard
vorgeschlagen, etwas für ihre Wahlheimat zu tun. Als kurze Zeit nach Gés
Tod im Fernsehen die Nachricht über den Unfalltod von Prinzessin Diana
sah, kam ihm die Bitte seines Freundes ins Gedächtnis. Ihm wurde gewahr,
dass es in Thailand noch keine Stiftung für Verkehrssicherheit gab. Mit
drei Freunden gründete er die „Gé Laurent Foundation" und wickelt
die Geschäfte über den Rotary Club Jomtien-Pattaya ab. Dies eröffnete
ihm die notwendigen Kontakte zur Polizei und zur Stadtverwaltung und
fördert die Arbeit der Stiftung.
Einmal im Jahr findet ein Verkehrssicherheitstag bei
der Mike Shopping Mall statt. Dort werden kostenlos Motorräder
überprüft und Helme und Ersatzteile zur Verfügung gestellt.
Auf Kosten der Stiftung besucht die Verkehrspolizei die
Schulen der Stadt und klärt die Kinder über die Gefahren im
Straßenverkehr auf. Video-Cartoons werden auch im Fernsehen gezeigt, die
die Kinder aufklären sollen. „Die Kinder wieder erzählen das den
Eltern, die dadurch auch lernen", hofft er. Aber ein stärkeres
Engagement der Regierung wäre wünschenswert. „Noch immer sterben alle
zwei Stunden drei Verkehrsteilnehmer auf Thailands Straßen, meist durch
Alkohol oder Nichtbeachtung der Verkehrsregeln oder der Helmpflicht",
meint Gérard. Doch es gibt auch Hoffnung. Die gefähr-liche Kreuzung
Sukhumvit/Thepprasit wurde durch Ampeln auf Anregung der Stiftung hin
entschärft.
Gérard Lemmers steckte viel eigenes Geld in die
Stiftung und sammelt fleißig für den guten Zweck – nicht nur in
Thailand, auch in Europa. Auch bei anderen wohltätigen Zwecken engagiert
er sich. Als eine Schule in einem Dorf schwer beschädigt wurde, steuerte
er 50.000 Baht aus eigener Tasche bei und trieb die restlichen 200.000
durch Spenden auf. Weiterhin betreut er auf eigene Kosten drei arme Jungs
aus dem Rotlichtmilieu, die mittlerweile alle auf eigenen Füßen stehen,
verheiratet sind und ein normales Leben führen. Für ihn, der keine
eigenen Kinder hat, sind sie seine Söhne und sie sehen sich als Brüder.
Gérard hat sich ganz aus dem Berufsleben zurück
gezogen, aber er besitzt einige Immobilieninvestitionen im Königreich.
Seine Zeit verbringt er mit Freunden, Hobbys und der Stiftung. „Aber
auch mit dem Golfspielen, mein Handicap ist 28", lächelt er. Er ist
Ehrenmitglied beim Rotary Club Jomtien-Pattaya und Paul Harris Fellow.
Seit einem Jahr ist Gérard wieder gebunden. Sein Freund ist Thailänder
und sie sehen sich jedes Wochenende. Nach Holland fliegt er nur mehr
einmal im Jahr für etwa zwei Wochen oder wenn es sich um besondere
Ereignisse handelt.
Er möchte Pattaya nicht mehr verlassen und hofft, dass
er noch möglichst viele glückliche Jahre hier verbringen kann.