Andreas Gombäz

Zu den Veteranen der englisch- und deutschsprachigen Presse in Pattaya gehört Andreas „Andy" Gombäz. Der 30-jährige Österreicher lebt seit 11 Jahren in Pattaya und hält sich bescheiden im Hintergrund. Es gibt sogar Leute, die bezweifeln, dass es ihn überhaupt gibt, obwohl er im Impressum des „Pattaya Blatt" als Redaktionsleiter ausgewiesen ist.

Andys Kindheit verlief nicht in ruhigen Bahnen. Als jüngstes Kind eines Zimmermanns wurde er im österreichischen Innsbruck geboren. Er hat noch einen Bruder und eine Schwester. Es war kein geborgenes und glückliches Zuhause, denn seine Mutter verließ die Familie als Andy noch ein Säugling war. Der Vater nahm wenig später eine Stelle in Übersee an und die drei Geschwister wurden in einem Waisenhaus untergebracht.

„Mein Vater kehrte nach zwei Jahren zurück und sorgte dafür, dass wir bei einer Pflegefamilie untergebracht wurden", erinnert er sich an seine frühe Kindheit. Diese Pflegefamilie bestand aus einer alleinstehenden Mutter, die bereits vier Kinder hatte. Während der 11 Jahre bei der Pflegefamilie besuchte er die Grund- und Hauptschule in Innsbruck. „Es kam ständig zu Konflikten mit der Pflegemutter. Nach und nach zog einer nach dem anderen von uns Geschwistern aus. Ich war der letzte, der die Familie verließ. Damals war ich gerade 15 Jahre alt", beschreibt er diese Zeit.

Andy zog in ein sozial-pädagogisches Jungenheim, dort wohnte er in einer Wohngemeinschaft mit etwa zehn Gleichaltrigen. Sozialarbeiter kümmerten sich um die Jugendlichen und gaben ihnen auch psychologische Hilfe. Die Jungen hatten relativ große Freiheiten und wurden zur Selbständigkeit angeleitet. Das war eine neue Erfahrung für Andy, den seine Pflegemutter immer gegängelt hatte. „Mein Leben begann wirklich erst mit 15 Jahren, und zwar in diesem Jungenheim", stellt er in der Rückschau fest.

Nach Schulabschluss trat er eine Lehre als Bauzeichner bei einer Firma an, die vor allem Projekte für Abwässerkanäle bearbeitete. Er schloss die Lehre 1992 erfolgreich ab.

Doch die Aufstiegsmöglichkeiten für einen gelernten Bauzeichner sind begrenzt. Andy kam zu der Erkenntnis, dass ihm eine Weiterbildung größere Karrierechancen eröffnen würde. Er schrieb sich für einen fünfjährigen Abendkurs als Bauingenieur ein, den er jedoch nach einem halben Jahr abbrach. Zwei reiselustige Kollegen erzählten ihm nämlich von ihren Abenteuern in fernen Kontinenten. Er fasste den Entschluss, Indien und einige Nachbarländer wie Indonesien, Malaysia, Singapur und Nepal zu erkunden. Thailand stand nicht auf seinem Programm. „Ich hatte von dem schlechten Ruf Thailands gehört und wollte dieses Land vermeiden", schmunzelt Andy heute.

Er kaufte sich einen Flugschein mit sechsmonatiger Gültigkeit. Seine erste Reise außerhalb Europas führte ihn nach Neu-Delhi. Indien war für Andy ein Kulturschock. In Kalkutta fasste er einen Entschluss: „Ich war damals einsam und die ungewohnte Umgebung machten mir zu schaffen. Nach zehn Tagen Indien hatte ich genug und wollte nach Hause. Ich buchte meinen Rückflug".

Doch er lernte unter einem schattigen riesigen Banyam Baum einen Australier kennen, der ihm eine Stelle als Übersetzer in seinem Büro anbot. Das Büro lag allerdings in Pattaya. So kam es, dass Andy in das Land kam, das er eigentlich nicht bereisen wollte! Es stellte sich jedoch heraus, dass er Liebes- und Bettelbriefe thailändischer Mädchen an ihre deutschen Verehrer übersetzen sollte. Sein Einkommen war sehr gering, und nach ein paar Monaten waren seine Ersparnisse aufgebraucht. Jetzt hieß es, sich nach einer finanziell lukrativeren Stelle umzusehen.

Andy wohnte damals in einer Apartmentanlage und einer seiner Nachbarn war ein Fahrer bei der gerade gegründeten „Pattaya Mail". Dieser brachte ihn mit Chuck zusammen, der damals der Chefredakteur der Zeitung war. Chuck erkannte die Talente des jungen Mannes, insbesondere seine künstlerischen Fähigkeiten und seine Kenntnisse auf dem Computergebiet. Andy wurde eingestellt und brachte sich die für die Zeitungsherstellung notwendigen Computerprogramme selbst bei. Er beschäftigte sich in seiner Anfangszeit mit der Anzeigengestaltung, legte später die Seiten aus und sah sich mit mancherlei drucktechnischen Schwierigkeiten konfrontiert, für die es Lösungen zu finden galt.

Er sorgte auch dafür, dass neue technische Entwicklungen der Zeitung zugute kamen. Andy gestaltete als erste eine Website für die „Pattaya Mail". Email wurde auf sein Betreiben hin im Verlag eingeführt und er erkannte auch die digitale Fotografie als Geld und Zeit sparend für die Berichterstattung. Seit der Ausgabe 17 im Jahre 1993 ist er dabei.

Als die kleine Schwester der „Pattaya Mail", die deutschsprachige Wochenzeitung „Pattaya Blatt" 2002 ins Leben gerufen wurde, war es Andy, der mit technischem Rat zur Seite stand. Er hatte eine mehr beratende Tätigkeit und schulte neue Mitarbeiter ein.

Andy verlässt nun Pattaya und kehrt in seine alte Heimat zurück. Er ist sehr gespannt darauf, da er das letzte Mal vor sieben Jahren anlässlich der Hochzeit seiner Schwester in Österreich war. Er sieht für sich in Europa eine gesicherte berufliche und finanzielle Zukunft. Auf die Frage, ob er wieder zurück kommen würde, antwortet er mit einem schelmischen Lächeln: „Ich habe fest vor, in Österreich zu bleiben. Aber die Wetten meiner Freunde und Kollegen stehen gegen mich. Die Mehrzahl meint, ich bin bald wieder zurück."

Andy, viel Glück in der neuen, alten Heimat!