Mobilität

Franz Schmid

Europa ist größer geworden und auch gleichzeitig freizügiger. Den Menschen in der Europäischen Union steht es frei zu leben und zu arbeiten wo sie wollen, vorausgesetzt natürlich, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten sind gefragt und sie sind mit den Sitten und Gebräuchen vor Ort – insbesondere der Landessprache – hinreichend vertraut. Schon heute geht die Zahl derjenigen in die Millionen, die nicht mehr in ihrem Heimatland arbeiten, sondern ihren Arbeitsplatz in einem anderen Staat der Gemeinschaft haben. Viele Bewohner der Grenzregionen pendeln auch regelmäßig zu ihrer Arbeit über die Grenze und abends wieder nach Hause in das Heimatland zurück. Doch nicht nur das Erwerbsleben ist von einer ungeheuren Flexibilität des Verkehrs gekennzeichnet, auch unser Freizeitverhalten ist Abglanz der ständig steigenden Mobilität. Ob mit dem eigenen Pkw, dem Reisebus, dem Zug oder dem Flugzeug, kein Winkel der Erde ist für Touristen heute unerreichbar und mittlerweile verkaufen clevere Geschäftsleute an gut betuchte Mitmenschen sogar schon Tickets für eine Reise ins All.

Man braucht nur wenige Generationen zurückzugehen um festzustellen, wlech einen großen Fortschritt die Menschheit inbezug auf die verkehrsmäßige Erschließung ihres Heimatplaneten – und bald einmal darüber hinaus – schon gemacht hat. Zur Zeit unserer Großeltern gab es noch sehr viele Menschen auch in den europäischen Breitengraden, die über das nähere Umfeld ihres Dorfes oder ihrer Stadt so gut wie nie herauskamen, von einem Ausflug ins Nachbarland ganz zu schweigen.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit hat die breite Masse der Bevölkerung die Chance, nicht nur die direkte Nachbarschaft, sondern theoretisch den ganzen Planeten zu erfahren – das bei einigen wenigen so im wörtlichen Sinn – und mit Menschen anderer Kulturkreise und auch Denkweisen in unmittelbaren Kontakt zu treten. Das dies nicht ohne Probleme abgeht, ist vollkommen klar. Doch soll hier allen Globalisierungsfeinden und Zukunftspessimisten ins Stammbuch geschrieben werden, dass es besser ist, wenn Menschen die Chance haben, sich gegenseitig kennen zu lernen als isoliert voneinander zu leben und auf Informationen anderer angewiesen zu sein.

Auch hier in Pattaya ist die globale Mobilität durchaus als positiv zu bewerten. Mag manch einer auch die Nase rümpfen über gewisse und zu Recht beklagenswerte Auswüchse gewisser Spielarten des Tourismus, im Ganzen gesehen hat der Fremdenverkehr sowohl für die Gäste als auch für die Einheimischen mehr Vor- als Nachteile gebracht. Man braucht sich nur den wirtschaftlichen Aufschwung anzuschauen, den nicht nur die Stadt, sondern die ganze Region durch den Tourismus bedingt genommen hat. Und auch viele Farang, die es sich hier mit ihrer nicht gerade üppigen Rente gut gehen lassen, sind bestimmt nicht unglücklich darüber, dass es moderne und kostengünstige Düsenjets gibt, die sie zu annehmbaren Preisen in die Sonne fliegen.

Und auch in Thailand und den ASEAN-Ländern tut sich in Bezug auf die Mobilität einiges. Billigfluglinien schießen wie Pilze aus dem Boden, neue Autobahnen und Brücken über Grenzen werden gebaut und auch die gute alte Eisenbahn wird langsam aufgemöbelt. Und manche Städte haben sich auch schon hochmoderne Nahverkehrssysteme zugelegt. Es ist langsam an der Zeit, dass diese Art von Fortschritt auch mal in Pattaya Einzug hält, denn ewig will man sich doch nicht von den Bahttaxis auf der Nase herumtanzen lassen, oder?