Vertreter der Regierung, Diplomaten, Geschäftsleute
und Otto Normalverbraucher waren voll des Lobes über die ersten
Testfahrten der neuen U-Bahn Bangkoks, die helfen soll, die weit über die
Grenzen Thailands hinaus bekannten und berüchtigten Verkehrsstaus zu
lindern. Niemand wird erwarten, dass nach der lang ersehnten Eröffnung
der Untergrundbahn am 12. August die Blechschlangen wie durch ein Wunder
von der Straße verschwunden sein werden, doch dürfte sich für
Hunderttausende von Bangkoks Einwohnern die Lebensqualität spürbar
verbessern.
Sie müssen nicht mehr in aller Herrgottsfrühe
aufstehen und sich stundenlang durch den Stau quälen, um rechtzeitig zu
ihrem Arbeitsplatz zu gelangen. Ganz zu schweigen davon, dass sich diese
vermaledeite Prozedur am Abend in der entgegengesetzten Richtung
wiederholt.
Wer erinnert sich denn noch der schrecklichen, gar
nicht allzu lange zurückliegenden Zeiten, als es in Bangkok weder die
gebührenpflichtigen „Expressways" und „Fly-overs",
geschweige denn die Hochbahn gegeben hat.
Fahrtzeiten von drei bis vier Stunden in die Silom oder
Sukhumvit Road an Werktagen waren eher die Regel als die Ausnahme, wenn
man aus Thonburi kam. Grotesker Auswuchs dieses verkehrspolitischen
Wahnsinns waren die sogenannten Pullerflaschen für Autofahrer, damit man
auch während eines vielstündigen Staus seine Notdurft im geliebten
Vehikel erledigen konnte. Und auch nach Einführung der Hochbahn hat es
eine ganze Zeit gedauert bis es sich in den Köpfen der Menschen
durchgesetzt hatte, dass es doch wesentlich angenehmer ist, im
wohltemperierten Waggon über den Blechlawinen zu schweben, anstatt
wertvolle Lebenszeit in seiner Karosse zu verschwenden.
Damit keine Missverständnisse aufkommen, es soll hier
nicht generell Front gegen das Automobil gemacht werden. Es wird auch in
Zukunft noch gebraucht werden und wird eine wichtige Rolle im Verkehr
spielen. Es geht vielmehr um die intelligente Nutzung dieses Vehikels. Und
darum, wie die verschiedenen Verkehrssysteme so ineinander verwoben werden
können, dass ein größtmöglicher Nutzen für Mensch und Umwelt dabei
herauskommt. Was spricht denn beispielsweise dagegen, dass man
einheitliche Tickets für U-Bahn, Hochbahn und bestimmte Buslinien
schafft? Oder dass man für „Park & Ride" Benutzer einen Bonus
bereithält?
Ein schneller Ausbau der beiden neuesten
Verkehrssysteme tut dringend not. Man braucht nur einen täglichen Blick
auf die Brücken zwischen Thonburi und Bangkok zu werfen, um zu wissen, wo
man als nächstes den Hebel ansetzen sollte. Doch Handlungsbedarf besteht
auch beim Verkehr ins nähere und weitere Umland. Die Fahrten mit dem Bus
von Bangkok nach Pattaya und umgekehrt sind sehr preisgünstig und relativ
bequem, allerdings gibt es da immer wieder das Nadelöhr Bang Na, wo sich
der Verkehr jedes Mal staut.
Ist es zuviel verlangt, wenn man anregt, dass die
mautpflichtige Autobahn bis zur Sukhumvit herangeführt werden möge? Oder
um sich zu einem ganz kühnen Gedanken zu versteigen: Könnte man das BTS
System denn nicht von Bangkok über Chonburi bis nach Pattaya hinein
führen? Dankbare Konsumenten gäbe es genug, die auch angemessene Preise
dafür bezahlen würden. Und um es auf den Punkt zu bringen: Hier in
Pattaya liegt verkehrpolitisch vieles im Argen.
Auf die unbefriedigende Diskussion über öffentliche
Verkehrssysteme und Bahttaxis soll hier nicht eingegangen werden. Doch
könnte sich das Urlaubsparadies hier ein Beispiel an der Hauptstadt
nehmen. Oder müssen die Staus erst so heftig werden, dass die Touristen
ausbleiben? Ein öffentliches Verkehrsnetz mit Anbindungen an die
Nachbarstädte und bis nach Bangkok, dies wäre wahrhaftig ein Fortschritt
mit menschlichem Maß.
Allerdings bräuchte man dann besser ausgebaute
Straßen in Pattaya, um mit dem Strom der Touristen am Wochenende aus
Bangkok auch fertig zu werden.