Geschichtliche Streiflichter

Prinz Wan: Diplomat und Philologe

Duncan Stearn

Teil 1: Die frühen Jahre 1891 bis 1952

1991 nahm die Ausbildungs-, Wissenschafts- und Kulturorganisation der Vereinten Nationen (UNESCO) Seine Königliche Hoheit, Prinz Wan Waithayakon Krommun Naradhip Bongs-praband, besser bekannt als Prinz Wan, als eine der großen Persönlichkeiten der Welt in die Kategorie der Diplomaten und Gelehrten auf.

Es war eine einzigartige Ehre für einen Mann, der sein Leben dem Dienst an seinem Land gewidmet hat und der auch thailändische Wörter prägte, die bis heute im Gebrauch sind. Prinz Wan, ein direkter Abkömmling von König Rama IV, wurde am 25. August 1891 in Bangkok geboren. Nach seiner Ausbildung an der prestigeträchtigen Suan Kularb Schule und anschließend am King’s College, erhielt er ein königliches Stipendium und ging 1905 zum Studium nach England.

Er war ein außergewöhnlicher guter Schüler, der in den nächsten fünf Jahren nicht weniger als 17 Auszeichnungen erhielt, bevor er seinen Abschluss machte und das Balliol College in Oxford besuchte. In Oxford machte er seinen Abschluss in Geschichte und ging dann nach Paris, um Diplomatie zu studieren.

Im Jahre 1917 wurde er zum Dritten Sekretär der thailändischen Botschaft in Paris ernannt. 1919 ging er nach Bangkok zurück und arbeitete im Außenministerium unter Prinz Devawongse, dem am längsten dienenden Außenminister Thailands. Im Alter von nur 31 Jahren wurde Prinz Wan zum Ratgeber von König Rama VI. ernannt.

1924 wurde er außenpolitischer Staatssekretär und 1926 kehrte als Gesandter für Großbritannien, die Niederlande und Belgien nach Europa zurück. Gleichzeitig wurde er zum Delegationschef der thailändischen Abordnung beim Völkerbund ernannt. Prinz Wan kehrte 1930 nach Thailand zurück und nahm einen Sitz in der Kunstfakultät der Chulalongkorn Universität an.

Nur zwei Jahre später wurde das Land durch den Sturz der absoluten Monarchie in Aufruhr versetzt. Zu dieser Zeit war Prinz Wan ein aktiver Philologe und bereicherte während der nächsten 44 Jahre die thailändische Sprache um rund 300 Wörter. Bücher lesen und Schreiben waren seine lebenslange Leidenschaft und er häufte in seinem langen Leben eine große Sammlung Literatur an.

Prinz Wan sah in der Revolution von 1932 „nicht nur einen Regierungswechsel, sondern eine fundamentale Änderung im Leben der thailändischen Volkes". Er wollte der Revolution eine Stimme der Vernunft geben und publizierte die Zeitung Pracharat.

Durch diese Zeitung, wie auch durch seinen andauernden Dienst an der Öffentlichkeit, führte Prinz Wan Wörter wie Vereinigung, Bank, Firma, Familie, Dienstleistung, Angebot, Nachfrage, Freiheit, Verschmutzung, Revolution, Reform, Krieg und Zone in den thailändischen Sprachgebrauch ein.

Zwischen 1934 und 1947 war er Präsident des Königlichen Institutes, eine Position, die er nochmals von 1973 bis 1976 inne hatte.

Im Februar 1941 wurde Prinz Wan zum Leiter der thailändischen Delegation in Tokio ernannt und damit beauftragt, Frieden zwischen der französischen Vichy-Regierung in Indochina und Thailand im unerklärten Krieg auszuhandeln, der einige Monate zuvor ausgebrochen war.

Die Verhandlungen erwiesen sich als außergewöhnlich schwierig und es dauerte bis zum frühen März bis eine annehmbare Vereinbarung ausgehandelt wurde, von der Prinz Wan jedoch glaubte, dass sie nicht zu Thailands Vorteil war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm er an den Verhandlungen teil, die zum Beitritt Thailands in die Vereinten Nationen im Dezember 1946 führten. Im folgenden Jahr wurde Prinz Wan sowohl zum Botschafter in den Vereinigten Staaten als auch bei den Vereinten Nationen ernannt. Schließlich wurde er im März 1952 Außenminister und Nachfolger seines Mentors Prinz Devawongse, der dieses Amt bisher inne gehabt hatte.