Über zwei Monate herrschte in den Hallen des Rathauses
gespenstische Stille und gähnende Leere. Und dies, obwohl der Sieger der
Wahl – zumindest inoffiziell – schon seit langem unumstritten
feststand. Doch bevor man jetzt diesen Vorgang ob seiner Dauer belächelt
oder die Nase darüber rümpft, sollte man eines nicht vergessen: Thailand
ist immer noch eine vergleichsweise junge Demokratie. Die bei uns in
Europa so selbstverständlichen Vorgänge, für die wir immerhin
Jahrhunderte brauchten, um sie zum heutigen Stand zu führen, sind in
Thailand noch keineswegs so gefestigt, als dass sie nicht immer wieder
einer strengen Prüfung unterzogen werden müssen.
So kann man es auch durchaus positiv sehen, wenn die
Wahlbeobachtungskommission viel Zeit und Mühe darauf verwendet, jedem
einzelnen Hinweis und Vorwurf nachzugehen, um einen sicheren und fairen
Ablauf der Wahl zu gewährleisten.
Und nun ist es endlich soweit: Pattaya hat eine
handlungsfähige und legitimierte Stadtregierung. Mit Niran
Wattanasartsathorn tritt weiß Gott kein Unbekannter oder Unerfahrener auf
das manchmal doch recht glatte politische Parkett. Wer seine Vita ein
wenig verfolgt hat, wird feststellen, dass er ein Insider in den
politischen und administrativen Geschäften Pattayas ist.
Dies muss kein Nachteil sein, denn nur wer das System
genau kennt, weiß auch, wo er den Hebel ansetzen muss, um notwendige
Veränderungen durchzusetzen.
Dabei steht ihm auch ein Team aus ebenfalls erfahrenen
Stellvertretern und eine Ratsversammlung zur Seite, die auch auf einige
Erfahrung bauen kann. Schon in seinem ersten Interview hat er klar und
deutlich die Ziele seiner Amtsführung umrissen und sofort den Finger auf
eine Wunde gelegt: Die jetzt einsetzende Regenzeit hat schonungslos
deutlich gemacht, dass es noch Defizite bei der Kanalisation, beim
Straßenbau, sowie bei der Instandhaltung des Gemeinwesens gibt.
Dort kann sich der neue Bürgermeister der Sympathien
vieler Wähler und auch der hier wohnenden Ausländer und vor allem der
Touristen sicher sein, wenn diese Thematik einmal energisch angegangen
wird. Und auch die anderen von ihm erwähnten Bereiche betreffen uns mehr
oder weniger alle: die Förderung des Tourismus, der Ausbau von
Verbindungsstraßen, die Einteilung in verschiedene touristische Zonen und
die Lösung der Verkehrsprobleme in der Stadt. Gerade bei letzterem Punkt
ist dem Stadtoberhaupt von Herzen Erfolg zu wünschen.
Im Interesse aller Einwohner Pattayas ist es mehr als
notwendig, dass das Nahverkehrssystem endlich den Erfordernissen einer
modernen Großstadt angepasst wird. Ob er dies mit, ohne oder gar gegen
die Bahttaxikooperative erreicht, ist im Endeffekt gleich. Hauptsache ist,
dass sich in dieser Hinsicht endlich etwas bewegt, denn wenn sich auf
diesem Gebiet nichts tut, wird Pattaya –werden wir alle, die wir hier
leben, die großen Verlierer sein.
Niran hat gelobt, dass er sich mit voller Kraft für das Gemeinwesen
einsetzen wird und dafür alles – auch seine Familie und sein
Privatleben – hintan stellen wird. Pattaya zu regieren ist keine
einfache, doch mit Sicherheit eine lohnende Aufgabe. Da die Stadt wie ein
Magnet nicht nur ausländische Touristen zeitweilig, sondern auch viele
Ausländer als Dauergäste anzieht, kann es ja um dieses Gemeinwesen nicht
so schlecht bestellt sein. Die Stadt ist lebens- und liebenswert und hat
ein großes Potential. Und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die
Augen der Welt auf diesem neuen Bürgermeister ruhen. Pattaya Blatt
wünscht ihm und seiner Mannschaft bei der Bewältigung dieser schwierigen
Aufgabe alles erdenklich Gute.