An die Arbeit

Franz Schmid

Über zwei Monate herrschte in den Hallen des Rathauses gespenstische Stille und gähnende Leere. Und dies, obwohl der Sieger der Wahl – zumindest inoffiziell – schon seit langem unumstritten feststand. Doch bevor man jetzt diesen Vorgang ob seiner Dauer belächelt oder die Nase darüber rümpft, sollte man eines nicht vergessen: Thailand ist immer noch eine vergleichsweise junge Demokratie. Die bei uns in Europa so selbstverständlichen Vorgänge, für die wir immerhin Jahrhunderte brauchten, um sie zum heutigen Stand zu führen, sind in Thailand noch keineswegs so gefestigt, als dass sie nicht immer wieder einer strengen Prüfung unterzogen werden müssen.

So kann man es auch durchaus positiv sehen, wenn die Wahlbeobachtungskommission viel Zeit und Mühe darauf verwendet, jedem einzelnen Hinweis und Vorwurf nachzugehen, um einen sicheren und fairen Ablauf der Wahl zu gewährleisten.

Und nun ist es endlich soweit: Pattaya hat eine handlungsfähige und legitimierte Stadtregierung. Mit Niran Wattanasartsathorn tritt weiß Gott kein Unbekannter oder Unerfahrener auf das manchmal doch recht glatte politische Parkett. Wer seine Vita ein wenig verfolgt hat, wird feststellen, dass er ein Insider in den politischen und administrativen Geschäften Pattayas ist.

Dies muss kein Nachteil sein, denn nur wer das System genau kennt, weiß auch, wo er den Hebel ansetzen muss, um notwendige Veränderungen durchzusetzen.

Dabei steht ihm auch ein Team aus ebenfalls erfahrenen Stellvertretern und eine Ratsversammlung zur Seite, die auch auf einige Erfahrung bauen kann. Schon in seinem ersten Interview hat er klar und deutlich die Ziele seiner Amtsführung umrissen und sofort den Finger auf eine Wunde gelegt: Die jetzt einsetzende Regenzeit hat schonungslos deutlich gemacht, dass es noch Defizite bei der Kanalisation, beim Straßenbau, sowie bei der Instandhaltung des Gemeinwesens gibt.

Dort kann sich der neue Bürgermeister der Sympathien vieler Wähler und auch der hier wohnenden Ausländer und vor allem der Touristen sicher sein, wenn diese Thematik einmal energisch angegangen wird. Und auch die anderen von ihm erwähnten Bereiche betreffen uns mehr oder weniger alle: die Förderung des Tourismus, der Ausbau von Verbindungsstraßen, die Einteilung in verschiedene touristische Zonen und die Lösung der Verkehrsprobleme in der Stadt. Gerade bei letzterem Punkt ist dem Stadtoberhaupt von Herzen Erfolg zu wünschen.

Im Interesse aller Einwohner Pattayas ist es mehr als notwendig, dass das Nahverkehrssystem endlich den Erfordernissen einer modernen Großstadt angepasst wird. Ob er dies mit, ohne oder gar gegen die Bahttaxikooperative erreicht, ist im Endeffekt gleich. Hauptsache ist, dass sich in dieser Hinsicht endlich etwas bewegt, denn wenn sich auf diesem Gebiet nichts tut, wird Pattaya –werden wir alle, die wir hier leben, die großen Verlierer sein.

Niran hat gelobt, dass er sich mit voller Kraft für das Gemeinwesen einsetzen wird und dafür alles – auch seine Familie und sein Privatleben – hintan stellen wird. Pattaya zu regieren ist keine einfache, doch mit Sicherheit eine lohnende Aufgabe. Da die Stadt wie ein Magnet nicht nur ausländische Touristen zeitweilig, sondern auch viele Ausländer als Dauergäste anzieht, kann es ja um dieses Gemeinwesen nicht so schlecht bestellt sein. Die Stadt ist lebens- und liebenswert und hat ein großes Potential. Und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Augen der Welt auf diesem neuen Bürgermeister ruhen. Pattaya Blatt wünscht ihm und seiner Mannschaft bei der Bewältigung dieser schwierigen Aufgabe alles erdenklich Gute.