Wir treffen den netten, sympathischen Mann gemeinsam
mit seiner Gattin Nengnoi, mit der er seit über 50 Jahren zusammen ist,
auf der Bali Hai Terrasse vom Siam Bayshore Hotel, wo sie den
Sonnenuntergang und das köstliche Büffet genießen. Professor Hans
Penth, der seit über vierzig Jahren in Thailand lebt, ist erst das zweite
Mal in Pattaya. „Das erste Mal gefiel es meiner Frau und mir nicht
sonderlich. Und erst auf Hans Spoerris Einladung hin, der ein lieber
Freund der Familie ist, kamen wir wieder hierher, um im Siam Bayshore, in
dem Hans Generalmanager ist, ein paar Tage Urlaub zu machen",
erzählt Hans Penth. „Pattaya ist viel größer, als wir es in
Erinnerung hatten und ich muss sagen, es hat sich schön
rausgemacht". Ein schönes Kompliment des Herrn Professors.
Der
gebürtige Berliner Professor Hans Penth ist, einfach ausgedrückt, ein
Sprachgenie. Bereits im zarten Alter von vier Jahren brachte er sich
selbst das Lesen und Schreiben bei. Das war dann allerdings schon in
Hessen, wo er groß geworden ist und auch zur Schule ging.
Nachdem der Professor in Darmstadt sein Abitur gemacht
hatte, studierte er in Frankfurt, Lissabon und Paris. Dort war es auch, wo
er seine künftige Gattin, die Thailänderin Nengnoi, die dort ihren
Magister machte, in der Mensa kennen und lieben lernte.
Kurz darauf wurde in Frankfurt geheiratet. Da am 2.
Januar, an ihrem Hochzeitstag, kein Termin mehr frei war, hatte der
Standesbeamte Mitleid mit dem jungen Paar und er und seine Mitarbeiter
kamen eben eine Viertelstunde früher, um dem Paar um sieben Uhr morgens
den standesamtlichen Segen zu erteilen. „Der Hochzeitsstrauß wurde
abends vom Blumengeschäft in den Hauseingang gelegt und ich raste auf dem
Weg zum Standesamt dorthin, um ihn abzuholen", lacht Hans Penth noch
im Nachhinein. „Außerdem brauchte ich mindestens ein halbes Kilo
Dokumente, denn damals war es gar nicht so einfach eine Ausländerin, noch
dazu eine Exotin, zu heiraten", erinnert er sich. Mittlerweile ist
der einzige Sohn des Ehepaares Penth auch bereits verheiratet. Mit einer
Thailänderin natürlich, mit der er ganz in der Nähe seiner Eltern in
Chiang Mai wohnt. Die Ehegatten Penth unterhalten sich in Deutsch, die
Mutter spricht Thai mit dem Sohn und der Schwiegertochter und der Vater
spricht Deutsch mit dem Sohn und Thai mit der Schwiegertochter. Eine
wahrhaft internationale Familie.
Gleich nach seinem vollendeten Studium belegte er als
Lektor ein Semester an der Chilalongkorn Universität in Bangkok, um
anschließend an die Universität in Chiang Mai zu wechseln. Die meiste
Zeit verbrachte er allerdings im Kloster, an die fünf Jahr lang.
Allerdings nicht als Mönch, sondern um die alte Sprache und die alten
Schriften Nordthailands zu erlernen.
Mittlerweile hatte es der Professor geschafft, zehn
Sprachen in Wort und Schrift zu beherrschen. Obwohl er selbst sagt, dass
er manche „nur" lesen kann und mit dem Sprechen es manchmal „hapert".
Zu diesen Sprachen zählen natürlich Deutsch, Englisch, Französisch,
Portugiesisch, Latein und Holländisch als europäische Sprachen. Die
orientalischen sind: Thai, Lanna, Chinesisch-Mandarin und Malaiisch. Wie
wir den Herrn Professor aber kennen gelernt haben, gibt es sicher noch
einige Sprachen mehr, denn die Kenntnisse der oben erwähnten Sprachen
mussten wir ihm auch erst langsam entlocken.
Neben der Wiedererweckung der Lanna Sprache bearbeitete
und übersetzte er nebenbei auch noch die Malaiische Chronik in arabische
Schrift. Aber seine ganze Liebe gilt der Lanna Kultur und deren Schriften
und Gedichtsforschung. „Aber es ist oft gar nicht so einfach, dieser
habhaft zu werden", erzählt der Professor. „Einmal brauchte ich
fünfzehn Jahre, um eine einzige Inschrift zu lokalisieren, da sie mir
immer wieder irgendwie unter der Nase wegverkauft worden war."
Da auch in Thailand das Gesetz der Archäologie
herrscht, wird der Besitz solcher wichtigen – und wertvollen –
Inschriften oft verschwiegen.
Professor Hans Penth arbeitet noch immer an der
Universität in Chiang Mai. Er hat aber mittlerweile zwei thailändische
Mitarbeiter, die er selbst eingearbeitet hat. Eigentlich hat er das
Rentenalter schon lange erreicht, wurde aber immer wieder mit Erfolg
gebeten doch seinen Vertrag noch „um ein Jahr" zu verlängern.
Auf die Frage, ob sich der Herr Professor jemals wieder ein Leben in
Deutschland vorstellen könnte, antwortet er: „Thailand ist unser
Zuhause – für immer. Wir haben es schön hier, ich liebe das Land und
meine Familie ist hier. Manchmal fliege ich nach Deutschland, um Besuche
zu machen oder eine Professur zu halten. Aber Heimweh nach Deutschland
habe ich nicht. Ich habe schon lange ,keinen Koffer’ mehr in Berlin.
Thailand ist mir Heimat geworden."