Geschichtliche Streiflichter

Prinz Wan: Diplomat und Philologe

Teil 2: Die frühen Jahre 1954 bis 1976

Duncan Stearn

Im September 1954 wurde die Südostasiatische Vertragsorganisation (SEATO) auf einer Konferenz in Manila auf den Philippinen gegründet. Sie bildete ein Verteidigungsschild von Schlüsselstaaten der Region und bestand aus den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien, Australien, Neuseeland, Frankreich, Pakistan, den Philippinen und Thailand.

Während der heiklen Verhandlungen wurde die Arbeit von Prinz Wan (er war thailändischer Außenminister) vom britischen Außenminister und späteren Premierminister Sir Anthony Eden besonders gewürdigt. Er schrieb: „Ihre feinfühlige und zeitgerechte, aber starke Leitung hatte grundlegenden Anteil am Erfolg unserer geleisteten Arbeit."

Prinz Wan nahm im April 1955 an der neuntägigen Bandung-Konferenz in Indonesien teil, die in Bandung auf Java, unter dem Vorsitz des indonesischen Präsidenten Sukarno abgehalten wurde. Abgesandte von 29 asiatischen und afrikanischen Staaten hörten Ausführungen zu, die den Kolonialismus anprangerten und Selbstbestimmung für alle unterjochten Menschen forderten. Unter den teilnehmenden Würdenträgern dieser Konferenz war Zhou En-Lai aus der Volksrepublik China, Pandit Nehru aus Indien, Prinz Norodom Sihanouk aus Kambodscha, Pham Van Dong aus Nordvietnam und U Nu aus Burma. Der für seinen Takt und Überparteilichkeit bekannte Prinz Wan wurde zum Berichterstatter gewählt.

In der Welt der internationalen Politik hatte Prinz Wan ein so hohes Ansehen, dass er 1956 einstimmig zum Präsidenten der Vollversammlung der Vereinten Nationen gewählt wurde. Er hatte dieses Amt bis zum Ende der elften Sitzung der Vereinten Nationen im Jahre 1957 inne. Prinz Wan war der erste und einzige Thai, der es zu dieser Spitzenstellung in der Arena der internationalen Politik gebracht hatte.

Im Laufe seiner Präsidentschaft wurde Prinz Wan mit zwei hochexplosiven Konfliktstoffen konfrontiert: der russischen Invasion Ungarns und dem zweiten arabisch-israelischen Krieg, besser als Suez-Krise bekannt. Beide Krisen fanden fast gleichzeitig 1956 in den späten Fünfziger Jahren statt. Es gab echte Befürchtungen, dass ein weiterer Weltkrieg ausbrechen könnte. Aber keiner der beiden Vorfälle steigerte sich zu einem größeren Flächenbrand, und das war in nicht geringem Maße den Ratschlägen des Prinzen zu verdanken.

Prinz Wan blieb, mit einer Unterbrechung von acht Monaten im Jahre 1957, bis zum Oktober 1958 thailändischer Außenminister. Im Alter von 68 Jahren zog er sich aus der internationalen Politik zurück und kehrte nach Thailand zurück, um sich auf Sprachstudien und mehr akademische Themen zu konzentrieren.

Aber er verblieb weiterhin im Licht der Öffentlichkeit Thailands. Er hatte zwar Interesse am Golf spielen und Tanzen in Ballsälen, aber seine wahre Liebe gehörte den Büchern, dem Schreiben und der Sprache.

Im Jahre 1965 wurde Prinz Wan zum Rektor der Thammasat Universität berufen, und er hatte dieses Amt bis 1970 inne. In der Thanom Kittikachorn Regierung wurde er im Alter von 78 Jahren 1969 zum stellvertretenden Premierminister ernannt. Im selben Jahr wurde er zum zweiten Mal Präsident der „Siam Society" und blieb es bis 1976. Das erste Mal war er es zwischen 1944 und 1949.

Seine Majestät der König ernannte ihn im Jahre 1971 zum Präsidenten des Nationalkongresses, dem Vorläufer der gesetzgebenden Versammlung, welche die Verfassung von 1974 entwarf. Prinz Wan starb am 5. September 1976 im Alter von 85 Jahren.