Regenzeit

Franz Schmid

Vor kurzem stöhnte und ächzte nicht nur Pattaya, sondern das ganze Land unter der großen Hitze und der damit verbundenen Dürre. Vielerorts gab es Probleme mit der Wasserversorgung und man wünschte sich nichts sehnlicher als dass das kühle Nass möglichst bald und in möglichst großen Mengen vom Himmel fallen werde.

Die für die Jahreszeit ungewöhnlich schweren Regenfälle der letzten Tage und Wochen haben diesen Wunsch in drastischer Weise wahr werden lassen. Einige Straßenabschnitte hatten sich in wahre Flussläufe verwandelt, die für die Verkehrsteilnehmer zu einer ernsten Gefahr werden konnten. Auch die Tatsache, dass sich einige Gullydeckel verschoben hatten, trug nicht unbedingt zur Verkehrssicherheit bei.

So ist es nun wieder fast zu viel des Guten und manch einer wünscht sich, dass es zumindest nicht ganz so heftig regnen würde. Doch wie dem auch so, wir Menschen haben es (noch) nicht in der Hand, das Wetter zu gestalten. Es ist ja immer noch so, dass es eines großen Aufwandes bedarf, um das Wetter für einen relativ kurzen Zeitraum vorherzusagen.

Doch es dürfte sich auch bis in die hintersten Winkel der Stadtverwaltung herumgesprochen haben, dass Ende Mai, spätestens Anfang Juni, die Regenzeit in Pattaya einsetzt. Und jeder weiß inzwischen, wie heftig es regnen kann.

Doch haben wir Jahr für Jahr die gleichen Bilder vor Augen. Überflutete Straßen, übergelaufene Gullys, Wasserschäden allerorten. Es ist eine schon lange bekannte Tatsache, dass die Kanalisation Pattayas im jetzigen Zustand die Wassermassen einfach nicht bewältigen kann.

Im Grunde weiß das jeder Verantwortliche, doch es werden keine Schlussfolgerungen gezogen. Stattdessen werden kosmetische Reparaturen durchgeführt und erst dann Maßnahmen ergriffen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Sicher, die Modernisierung einer Kanalisation kostet Geld, doch ist es billiger, die Schäden zu reparieren, die durch die Fluten entstehen?

Es ist bisher leider nicht bekannt, dass auch nur ansatzweise versucht wird, das Übel an der Wurzel zu packen. Dabei hätte eine Neugestaltung der Kanalisation und der weiteren damit verbundenen Maßnahmen positive Konsequenzen, die weit über die Regenzeit hinausgehen. Es könnte in mehr Staubecken Wasser für die Trockenzeit gesammelt werden (Pattaya ist diesmal gerade noch so davon gekommen), man bräuchte weniger Geld für Wasserschäden auszugeben, die Anzahl der durch die Regenfälle bedingten Unfälle würde zurückgehen.

Die Frage ist nun wirklich die, warum eigentlich nichts getan wird. Sollte Geldmangel etwa die Ursache sein? Eine Stadt, die in so kurzer Zeit so schnell gewachsen ist und so viel Positives für sich und das Land bewirkt hat, sollte doch in der Lage sein, sich auch den mehr bodenständigen Problemen zu widmen. Denn überflutete Straßen tragen nicht unbedingt zur Lebensqualität bei. Und nur mit mehr Lebensqualität kann man mehr Qualitätstouristen ins Land locken. Und mit diesen kommt dann auch mehr Geld ins Land.