Liebe Tante Frieda,
Meine Vereinskameraden und ich vom Klub „Die Wandervögel" – die einen wandern, wir gehören zu den andern – haben uns in diesem Jahr nach ausführlichen Diskussionen entschlossen, unsere 10-Jahresfeier und die Kameradschaftsabende diesmal mit einem gemeinsamen Urlaub in Pattaya – natürlich ohne unsere zugemuteten anderen Hälften zu verbringen. Da wir unserem Namen alle Ehre machen wollen, aber gleichzeitig auch gesundheitsbewusst sind, wollen wir auf den notwendigen körperlichen Schutz nicht verzichten. Im Vorfeld unserer geplanten Reise gab es im Vorstand heiße Diskussionen, ob wir uns hier schon in Deutschland mit Kondomen eindecken sollen, oder ob man sich auch auf die thailändischen Fabrikate verlassen kann.
Ratloser

Lieber Ratloser,
Zunächst einmal Gratulation zu eurem Entschluss, den Urlaub in Pattaya zu verbringen. Respekt vor so viel Ehrlichkeit, ihr sagt ganz offen, was ihr hier zu tun gedenkt und diskutiert das Ganze auch noch aus. Lasse es dir gesagt sein, hier in Pattaya gibt es Kondome aller Arten und Größen und mittlerweile sind die Verhüterli in Thailand genau so gut und sicher, wie ihr es von der alten Heimat her gewohnt seid. Ich kann euch gerne ein paar Muster schicken. Aber noch eine Anregung zur Güte: Da ihr ja alles in eurem Klub ausdiskutiert und es scheinbar nach festen Regeln geht, warum bildet ihr dann nicht vor eurer Reise einen Ausschuss mit mehreren Unterausschüssen zur Erforschung des Kondomproblems. Es könnte ja auch eine Vorausabteilung gebildet werden, die schon einmal die einheimischen und ausländischen Fabrikate einem Praxis- und Härtetest unterzieht. Der Möglichkeiten gibt es viele und eurer bürokratischen Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Liebe Tante Frieda,
ich habe da einen Bekannten, der fliegt nun schon seit 10 Jahren jedes Jahr für einige Wochen nach Pattaya. Vor kurzem traf ich ihn zufällig in seinem Urlaubsdomizil, als ich mit meiner Frau eine Thailandrundreise machte. Doch hatte mein Bekannter überhaupt kein Interesse an einer solchen. Wie üblich schimpfte er über Land und Leute, mokierte sich darüber, dass man hier kaum oder nur sehr schlecht Deutsch spricht (er, der kein Wort Englisch kann), dass die Qualität des Biers und des (deutschen Essens) permanent abnimmt und ansonsten alles hier teurer wird. Ich frage mich, wieso er dann Jahr für Jahr hier hinfliegt, wenn ihm das alles so zuwider ist.
Fassungsloser

Lieber Fassungsloser,
es gibt nun einmal Menschen, die sind nur richtig glücklich, wenn sie total unglücklich sind und sich über alles beschweren können. Da dein Bekannter – so wie du ihn beschreibst – nicht unbedingt eine intellektuelle Leuchte ist – und er auch keinen Sinn für die Kultur und die höheren Werte seines Gastlandes entwickelt, ja, er noch nicht einmal bereit und in der Lage ist, seine Essgewohnheiten umzustellen, wenn nun ein solcher Mensch über alles meckert und trotzdem immer wieder an diesen, ach so schrecklichen, Ort zurück kommt, dann ist er entweder ein Masochist oder es gibt etwas anderes, was ihn hier so anzieht. Es soll da in Pattaya ja so einiges geben, was diesen Ort für Männer so anziehend macht. Frage deinen Bekannten doch einmal, ob er noch andere Interessen als deutsche Küche und Deutsche Welle in Pattaya hat. Die Antwort wird dich vielleicht überraschen.